Messerangriff an Berufskolleg
17-Jähriger war erst zwei Wochen an der Schule
10.09.2025 – 14:43 UhrLesedauer: 2 Min.
Attacke auf eine Lehrerin (Archivbild): Nach dem Messer-Angriff an einem Essener Berufskolleg erörtert der nordrhein-westfälische Landtag die Hintergründe. (Quelle: Christoph Reichwein/dpa/dpa-bilder)
Der mutmaßliche Messerangreifer am Essener Berufskolleg war kaum zwei Wochen an der Bildungseinrichtung. Die verletzte 45-jährige Lehrerin befindet sich inzwischen in stabilem Zustand.
Der 17-jährige Schüler, der am Freitag (5. September) eine 45-jährige Lehrerin am Essener Berufskolleg Bildungspark Nord durch mehrere Messerstiche schwer verletzt hat, war zum Tatzeitpunkt noch nicht einmal zwei Wochen an der Schule, wie Schulministerin Dorothee Feller im Fachausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags am Mittwoch mitteilte.
Ein Richter erließ Haftbefehl gegen den Jugendlichen wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung. Das staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren muss laut Feller abgewartet werden, um Motiv und weitere Hintergründe zu klären. Zum Polizeieinsatz in Essen wird am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags informiert.
Die CDU-Politikerin erklärte, dass an dem Berufskolleg Schulsozialarbeit eingesetzt werde. In so kurzer Zeit könne jedoch keine präventive Maßnahme greifen. Der mutmaßliche Täter besuchte zunächst eine Hauptschule und wechselte dann an ein anderes Berufskolleg als den späteren Tatort. Diese Schule verließ er ohne Abschluss, war danach nicht mehr schulpflichtig.
Die SPD-Politikerin Dilek Engin forderte mehr Engagement gegen Gewalt an Schulen: „Gewaltprävention muss eine Hauptaufgabe der Schulpolitik werden.“ Die beste Prävention seien Schulsozialarbeiter und Schulpsychologen, die aber nicht ausreichend vorhanden seien.
Der AfD-Abgeordnete Christian Blex verlangte mehr Informationen über den Hintergrund des mutmaßlichen Attentäters – insbesondere seinen Aufenthaltsstatus und mögliche extremistische oder religiöse Motive. Die AfD sieht Messerangriffe an Schulen nicht als Einzelfall, im Gegensatz zu Sprechern aller anderen Fraktionen.
Die verletzte Lehrerin befindet sich inzwischen in gesundheitlich stabilem Zustand. Die Rettungskette funktionierte, sagte Feller. Dem Opfer sei besonders wichtig zu betonen, dass Schüler als Ersthelfer eingriffen – noch vor ausgebildeten Lehrkräften.
Das Berufskolleg reagierte laut Feller korrekt auf den Angriff. Die Schüler verschanzten sich in den Klassenräumen, wie es in Notfallplänen für Amoklagen vorgesehen ist. Auch in einem benachbarten Gymnasium und einem Justizausbildungszentrum auf dem Campus verbarrikadierten sich die Anwesenden. Schulpsychologen stehen vor Ort zur Verfügung.
In den nächsten Wochen wird eine Expertenkommission im Ministerium das Gewaltphänomen an Schulen untersuchen, kündigte Feller an. Dabei werden auch Kinder- und Jugendpsychiater hinzugezogen. Die Ministerin betonte, dass solche Gewaltexzesse nicht allein ein schulisches Problem seien.