Bei manchen Pendlerinnen und Pendlern herrscht an diesem Mittwochvormittag auf dem Bahnsteig der Gleise eins und zwei am Ostbahnhof beim Blick auf die Anzeigetafel noch leichte Verwirrung. Drei Wagen werden auf dem Display über dem Bahnsteig angezeigt. Einer davon ist grün eingefärbt, der mittlere gelb und der hinterste stilisierte Waggon rot. „Was bedeutet jetzt rot? Heißt das, ich darf in den nicht einsteigen?“, fragt eine ältere Frau ihre etwas jüngere Begleiterin. Die aber kann aufklären: „Nein, nein. Rein darfst du schon, aber der wird halt sehr voll sein.“

Seit diesem Dienstag bietet die Münchner S-Bahn ihren Fahrgästen am Ostbahnhof einen neuen Service an: Mit dem System „DB Lightgate“ wird Fahrgästen auf den Anzeigetafeln an den Bahnsteigen noch vor der Einfahrt des Zuges signalisiert, in welchen Waggons am meisten Platz ist. Grün steht dabei für viele freie Plätze, Gelb signalisiert eine mittlere Belegung und Rot steht für volle Waggons.

In den grünen Zugteilen ist noch viel Platz, in den gelben Bereichen wird es schon voller.In den grünen Zugteilen ist noch viel Platz, in den gelben Bereichen wird es schon voller. (Foto: Catherina Hess)

Der Bahnsteig mit den Gleisen eins und zwei stelle dabei den Startpunkt für die Einführung der neuen Technik im Münchner S-Bahnnetz dar, sagt S-Bahn-Chef Heiko Büttner am Mittwochvormittag bei der Vorstellung am Ostbahnhof. Sukzessive sollen in den kommenden Monaten insbesondere entlang der Stammstrecke weitere Stationen folgen. Entlang der Flughafenlinie S1 werden zudem die Bahnhöfe Moosach und Feldmoching mit der Echtzeit-Anzeige ausgerüstet. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sieht in der neuen Technik einen weiteren „Mosaikstein“, um die S-Bahn noch komfortabler und pünktlicher zu machen.

Um die Auslastung der Züge zu messen, werden von der Bahn LED-Schranken auf beiden Seiten der Gleise genutzt. Diese optischen Sensoren durchleuchten die S-Bahnen im Vorbeifahren. Je häufiger der Lichtstrahl durchbrochen wird, desto mehr Pendler befinden sich im Zug. Laut DB kann dadurch ein sehr präziser Messwert mit einer Genauigkeit von mehr als 90 Prozent erreicht werden – und Fahrgäste können sich noch vor Einfahrt des Zuges auf dem Bahnsteig genau dort positionieren, wo die weniger stark ausgelasteten Waggons halten werden.

Mit dem System, so S-Bahn-Chef Büttner, solle aber nicht nur der Komfort erhöht, sondern auch die Pünktlichkeit gesteigert werden. Erfahrungen aus Hamburg und dem S-Bahnhof Friedrichstraße in Berlin, wo Lightgate bereits im Einsatz ist, hätten gezeigt, dass durch den schnelleren Ein- und Ausstieg an jedem Halt mehrere Sekunden eingespart werden können.