Die Montagelinie läuft zwar noch, doch die Unsicherheit hängt schwer über den Hallen des Lada-Werks in Toljatti. Kaum aus den verordneten Betriebsferien zurück, kündigt der Vorstand von Avtovaz, dem größten Autobauer des Landes, an: Ab dem 29. September soll die Belegschaft in die Vier-Tage-Woche geschickt werden. Offiziell ist von „Herausforderungen am Automarkt“ die Rede – gemeint sind die sinkende Nachfrage, der hohe Leitzins, strengere Vorgaben für Autokredite und die wachsende Einfuhr von Importwagen, die den heimischen Absatz zusätzlich unter Druck setzen.

Avtovaz ist nicht allein. Schon vor dem Branchenführer haben andere Traditionshersteller gekürzt: der ehemalige Wolga-Produzent Gaz in Nischni Nowgorod – heute vor allem für seine „Gazelle“-Transporter bekannt – schickte Beschäftigte in Kurzarbeit. Auch der Lkw-Bauer Kamaz und der Busproduzent Liaz stellten bereits auf verkürzte Arbeitswochen um.

Der geplante Serienstart des Hoffnungsträgers „Iskra“ wurde auf 2026 verschoben, weil Elektronikkomponenten fehlen. Absatzrückgänge, steigende Preise und teure Kredite verschärfen die Lage. Was sich in Toljatti abzeichnet, ist mehr als ein lokales Problem – es ist ein Symptom für eine ganze Branche, die zwischen geopolitischem Bruch und ökonomischem Absturz gefangen ist.

Nie mehr die wichtigsten News zur internationalen Autoindustrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!