„Es gab nicht mehr Notrufe als sonst, eher weniger“, sagte ein Sprecher. Vereinzelt seien auch Menschen an den extra eingerichteten Anlaufstellen erschienen und hätten um Hilfe gebeten.
Weil das Handynetz durch den fehlenden Strom schwächer und teilweise gar nicht mehr vorhanden ist, kann nur eingeschränkt telefoniert werden. Das betreffe aber nicht speziell die Notrufnummern 112 und 110, sondern alle Telefonverbindungen, sagte der Feuerwehrsprecher. Ohne Mobilfunknetz könne man nicht mehr telefonieren. Die Mobilfunkmasten auf Häusern werden über das normale Stromnetz betrieben, haben aber für Notfälle auch Akkus, die eine Zeit lang reichen.
Die Feuerwehr hatte zudem am Dienstag vier sogenannte Katastrophenschutz-Leuchttürme aufgestellt, an denen betroffene Anwohner etwa ihr Handy aufladen können und Informationen erhalten. Nachts wurde auch vom Technischen Hilfswerk (THW) Beleuchtung an einem Bahnhof und Notstrom an Anlaufstellen zur Verfügung gestellt.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) bezeichnete den Brandanschlag als gründlich geplante Tat. Es sei auffällig, „dass gezielt offensichtlich diese Verteilerstationen ausgesucht worden sind und nicht willkürlich“, sagte Dobrindt. „Das heißt, man hat sich darauf vorbereiten müssen, man hat Analysen erstellen müssen, an welcher Stelle man das Netz hier attackieren will, um einen möglichst großen Schaden auszuüben.“
Dobrindt sagte weiter, die Polizei könne aktuell noch nicht sicher sagen, ob das im Internet veröffentlichte Bekennerschreiben tatsächlich von den Tätern stamme. Klar sei aber, man habe es hier ganz offensichtlich mit einer Gruppe zu tun, „die die Bereitschaft hat, gegen unsere Gesellschaft auch gewaltsam vorzugehen“.
Das Bekennerschreiben auf der linksradikalen Internetseite „Indymedia“ war von der Polizei als vermutlich authentisch eingeordnet worden. Der Anschlag gelte den Technologiefirmen und Forschungseinrichtungen aus den Bereichen IT, Robotik, Bio- & Nanotechnologie, Raumfahrt sowie Sicherheits- und Rüstungsindustrie am Standort Adlershof, hieß es in dem Text, der unterzeichnet war mit „Einige Anarchist:Innen“.
Der Berliner SPD-Innenpolitiker Martin Matz sagte, für eine solche Tat sei Spezialwissen nötig. Dass die zerstörten Kabel an den Strommasten etwas mit der Versorgung in Adlershof zu tun hätten, sei nicht sofort zu erkennen, sagte Matz im RBB-Inforadio. Es stelle sich die Frage, ob möglicherweise Insider-Informationen weitergegeben worden seien. Allerdings gibt es immer wieder Berichte, dass Pläne zur Stromversorgung von Metropolen etwa durch Cyberangriffe von Hackern gestohlen werden können.
Nach Einschätzung der Berliner Grünen sollte der Stromausfall ein „Alarmsignal“ sein. „Unsere kritische Infrastruktur ist nicht ausreichend vorbereitet“, sagte die Sprecherin für Sicherheitspolitik, Gollaleh Ahmadi. Berlin sei weder auf solche technischen Störungen noch auf politisch motivierte Angriffe von innen wie von außen ausreichend eingestellt. Der Grünen-Innenpolitiker Vasili Franco forderte, bestimmte Stellen der Stromversorgung müssten besser gesichert werden.