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Der russische Armeesender Zvezda, hat Aufnahmen aus einer Produktionsstätte für Geran 2-Drohnen veröffentlicht. Die auf dem Sender ausgestrahlte Dokumentation gewährt Einblicke in die Serienproduktion innerhalb der Anlage in Jelabuga/Tatarstan. Die Propagandabilder zeigen Reihen von fertiggestellten Drohnen des Typs Geran-2 sowie Jugendliche, die an der Fertigung beteiligt sind. Die gezeigten jungen Arbeiter wurden mit unkenntlich gemachten Gesichtern dargestellt.

Einer Analyse der Aufnahmen durch Reuters zufolge wirbt die Fabrik in Jelabuga Schüler nach Abschluss der neunten Klasse für ein werkseigenes Kolleg an, wo sie im Drohnenbau ausgebildet werden, um später in der Anlage zu arbeiten. Der Generaldirektor der Fabrik, Timur Schagiwalejew, äußerte sich zu den Produktionszahlen, ohne genaue Werte zu nennen. Er gab an, dass die aktuelle Produktion das ursprüngliche Planziel um ein Neunfaches übersteige. Obwohl es sich um russische Staatspropaganda handelt, sind Steigerungen in der Dohnenproduktion auch objektiv nachzuweisen. So berichtete Reuters über einen Anstieg in der Drohnenfertigung von 16,9 Prozent im Mai im Vergleich zum Vormonat.
Die Aufnahmen aus der Anlage zeigen hunderte Drohnen in der Fertigung (Bild: X / Zvezda )

Für die Herstellung der Drohnen greift Russland trotz Sanktionen auf internationale Komponenten zurück. US-Geheimdienstberichten zufolge stammen Motoren und Mikroelektronik, also Dual-Use Güter, von chinesischen Unternehmen, während der Iran laut „Institute for Sience and International Security“ seit 2023 über Firmennetzwerke weiteres Material und technisches Wissen bereitstellt. Der Rumpf der Drohne wird aus Materialien russischer und belarussischer Herkunft gefertigt. Gleichzeitig haben russische Ingenieure Anpassungen an den Drohnen vorgenommen, darunter den Austausch von Elektronikkomponenten, eine wasserfeste Versiegelung und die Produktion eigener Sprengköpfe. Zudem sind Anpassungen vorgenommen worden, die die Drohnen für koordinierte Schwarmangriffe befähigen sollen.

Technischer Überblick: Geran-2 und der Ursprung von Shahed-136

Die Drohne mit der russischen Bezeichnung Geran-2 (Герань-2) ist eine in Russland in Lizenz gefertigte und weiterentwickelte Version der iranischen Einweg-Angriffsdrohne HESA Shahed-136. Sie wird als Loitering Munition klassifiziert, deren Hauptzweck es ist, autonom über weite Strecken zu einem vorprogrammierten Ziel zu fliegen und dieses durch einen direkten Einschlag zu zerstören.

Die Geran-2/Shahed-136 zeichnet sich durch eine markante Deltaflügel-Konstruktion aus. Die Flugzeugzelle besteht aus einfachen und kostengünstigen Materialien, hauptsächlich aus Verbundwerkstoffen auf Glasfaserbasis. Angetrieben wird die Drohne von einem Zweitakt-Vierzylinder-Kolbenmotor des Typs Mado MD550. Dieser ist eine iranische Kopie des deutschen Limbach L550E Flugmotors. Dieses Triebwerk verleiht der Drohne ihr charakteristisches, lautes und oft als „Moped-“ oder „Rasenmäher-ähnlich“ beschriebenes Fluggeräusch. Ihre Geschwindigkeit ist mit etwa 180 Stundenkilometern gering.
Bei einem der tödlichsten Schwarmangriffe auf Kiew am 17 Juni wurden laut ukrainischen Angaben 440 Drohnen eingesetzt. (Bild: Artist Impression CC1.0)

Die russischen Luftkampagnen mit Geran-2 Drohnen

Russland setzt bei seinen Luftangriffen auf die Ukraine in großem Umfang Drohnen des Typs Geran-2 ein. Dabei stützen sich die russischen Streitkräfte zuletzt verstärkt auf Schwarmangriffe, die eine hohe Anzahl von Drohnen gleichzeitig starten, um die ukrainische Luftverteidigung zu übersättigen. Berichten des ukrainischen Staatsmediums United24Media zufolge werden bei einzelnen Angriffswellen bis zu 400 Drohnen eingesetzt. Diese fliegen in einer Höhe von zwei bis fünf Kilometern, was sie für bodengestützte Waffen mit kurzer Reichweite schwer erreichbar macht.

Die wirtschaftliche Asymmetrie zwischen Offensive und Defensive machen diese Schwarmangriffe besonders effizient. Die Produktionskosten einer Geran-2 werden auf 20.000 bis 50.000 US-Dollar geschätzt. Dem stehen Kosten für Abfangraketen gegenüber, die je nach System zwischen einer (z.B. IRIS-T, NASAMS) und vier Millionen US-Dollar liegen können. Die ukrainische Luftverteidigung nutzt ein mehrschichtiges System. Kostengünstigere Optionen wie der Flugabwehrkanonenpanzer Gepard sind in ihrer Reichweite auf rund vier Kilometer limitiert. Systeme der elektronischen Kampfführung können die Navigation der Drohnen stören, jedoch wird berichtet, dass Russland seine Drohnen zunehmend gegen solche Störungen widerstandsfähig macht. Daher ist die Ukraine oft auf den Einsatz der teureren Raketenabwehrsysteme angewiesen. Diese Kostenstruktur belastet die Verteidigungsressourcen der Ukraine laut United24Media enorm.

Jannis Düngemann