Zufrieden blickt David Schnell auf die große Wand vor sich. In der Halle 14 auf dem Gelände der Baumwollspinnerei in Leipzig hat er ein Werk der Künstlerin Bea Meyer angebracht. Es ist nur eines von Dutzenden, die der Leipziger Künstler gemeinsam mit dem Team des Land in Sicht e.V. in den letzten Tagen aufgehängt hat: Fotografien, Drucke, Collagen. Mal kunterbunt, mal schwarz-weiß. Alle von unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern aus Sachsen, Deutschland und der Welt.
Kunst von Norbert Bisky, Kristina Schuldt & Matt Dillon in Leipzig
Insgesamt 200 Werke haben Kunstschaffende dem Verein gespendet, darunter Kunst von Norbert Bisky, Kristina Schuldt und sogar Schauspiel-Star Matt Dillon. Nun sollen diese bei der Tombola „200×200“ im Rahmen des Spinnereirundgangs am Wochenende verlost werden. Die erste Aktion dieser Art für David Schnell: „Es war schön zu sehen, wie groß das Interesse an dem Projekt ist und wie unkompliziert und spontan die Bereitschaft war, sofort irgendwie mitzumachen. Es war kein Problem, diese 200 Leute zusammenzubekommen.“
Wir wollen Initiativen stärken, die dem Rechtsruck gegenhalten und durch kulturelle und soziale Arbeit im ländlichen Sachsen eine Perspektive bieten.
David Schnell, Künstler und Vorstandsmitglied „Land in Sicht e.V.“
40.000 Euro für den guten Zweck
Jedes Tombola-Los kostet 200 Euro. Insgesamt wollen Schnell und sein Team so 40.000 Euro für ihren Verein Land in Sicht sammeln. Die Initiative fördert seit 2019 Kultur- und Demokratieprojekte in Sachsen. Eine Herzensangelegenheit für den Bildenden Künstler.
Der Verein sei 2019 vor der Landtagswahl gegründet worden, bei der sich der Rechtsruck in der Gesellschaft sich schon sehr stark abgezeichnet habe, erinnert sich Schnell. „Deshalb wollen wir Initiativen stärken, die dagegenhalten und durch kulturelle und soziale Arbeit im ländlichen Sachsen eine Perspektive bieten.“
Mittlerweile zählt der Verein knapp 200 Mitglieder. Die Fördersummen bezieht Land in Sicht einerseits aus den Mitgliedsbeiträgen, andererseits aus Spenden von Privatpersonen und Firmen. Mit dem Budget werden dann wiederum gemeinnützige Vereine und Initiativen im ländlichen Raum in Sachsen gefördert.
Hier in Leipzig geht es uns ganz gut. Da draußen brauchen die Leute Support.
Christian Seyde, Leipziger Galerist und Vorstandsmitglied Land in Sicht e.V.
„Drei Mal im Jahr laden wir Vereine ein, bei uns Geld zu beantragen – 1.500, 3.000 oder 5.000 Euro“, erklärt Christian Seyde, Leipziger Galerist und Vorstandsmitglied. Ebenfalls drei Mal im Jahr findet dann eine Jurysitzung statt, bei der das Geld verteilt wird. Pro Sitzung seien es circa 25.000 Euro. Unter geförderten Projekten waren in den vergangenen Jahren auch das Literaturfestival „Pirna schreibt“ und der Verein Netzwerk für Demokratische Kultur (NDK) Wurzen.
Zu wenig Geld für Projekte auf dem Land
Laut Seyde kämen immer mehr Anfragen von sächsischen Kultur- und Demokratieprojekten: „Die Nachfrage nach Finanzierung steigt bei solchen Projekten, weil da Gelder wegbrechen.“ Genau diese Lücken will Land in Sicht füllen. Denn besonders ländliche Projekte seien gefährdet, so Seyde: „Hier in Leipzig geht es uns ganz gut. Da draußen brauchen die Leute Support.“
Die Tombola zum Spinnereirundgang könnte einen großen Teil der benötigten Fördersumme einbringen. Künstler David Schnell hat dafür auch ein eigenes Werk gespendet: „Es ist ein Siebdruck, der sich an Fichtenwäldern in der Dübener Heide orientiert. Ich habe versucht, eine Arbeit auszuwählen, die besonders typisch für mich ist.“
Von der Verlosung erhofft sich Schnell zwei Dinge: Mehr Aufmerksamkeit für seinen Verein und natürlich, dass alle Lose verkauft werden.