Eine Hilfsorganisation in Nürtingen (Kreis Esslingen) versorgt Kinder und ihre Familien in der Ukraine. Die Kinder sollen vor seelischen Krankheiten beschützt werden.

Der russische Bombenterror geht mit wachsender Aggressivität auf die Städte und Dörfer in der Ukraine nieder und fordert dort Zerstörung, Tote und Verletzte. Derweil versuchen Hilfsdienste wie die Nürtinger Kinderschutzorganisation Child Fund die Not der Kinder und Familien dort zu lindern – Zeit für eine Zwischenbilanz.

Die unmittelbare humanitäre Hilfe steht für die Organisation aus Nürtingen im Vordergrund, erklärt die Child-Fund-Sprecherin Nele Borkenhagen: „Aktuell liegt unser Fokus auf der direkten Unterstützung mit Grundbedürfnissen wie sauberem Wasser, Lebensmitteln, Hygieneartikeln sowie Kleidung sowie der psychosozialen Unterstützung von Kindern und Jugendlichen. Unser Fokus richtet sich immer nach den Bedürfnissen vor Ort.“

Beschuss und Luftalarm bringen die Kinder in der Ukraine in Not

Die Projekte werden mit dem eigenen Personal im Länderbüro in Lviv sowie verschiedene lokale Partnerorganisationen landesweit umgesetzt, berichtet Borkenhagen, wobei der Schwerpunkt auf Regionen im Osten und Süden des Landes liege, die stärker vom Krieg betroffen sind. Bislang seien so knapp 250 000 Menschen, davon etwa 100 000 Kinder, unterstützt worden. Das Fördervolumen der Projekte beträgt laut der Organisation inzwischen insgesamt knapp 6,5 Millionen Euro.

Die psychosoziale Hilfe von Kindern spiele in Kriegszeiten eine besondere Rolle, da „die alltägliche Konfrontation mit Beschuss und Bombardierung, Luftalarmen, Anschlägen und vielem mehr die Kindesentwicklung massiv beeinflusst“, erklärt die Nürtinger Organisation. Traumata seien daher keine Seltenheit.

Der Inhalt solcher Bunkerkisten soll Kinder ablenken und trösten. Foto: privat

Child Fund setze sich mit der „Healing Forest“-Methodik dafür ein, das Risiko von psychischen Erkrankungen für Kinder in der Ukraine zu minimieren und so ihre Zukunftschancen zu erhöhen.

Die Kinder werden mit Projekten aus dem Kreis Esslingen gestärkt

Bei der bereits in Israel erfolgreich genutzten Methode „Healing Forest“ wird die Natur als therapeutisches Werkzeug genutzt. Das Ganze fuße auf der Annahme, wonach es erlernbare und stärkende Bewältigungsmechanismen gibt und Kinder über innere Ressourcen verfügten, die ihnen helfen können, ihre Resilienz aufzubauen.

Auf diese Weise sollen bis zu 10 000 Kindern im Alter von vier bis sieben Jahren behandelt werden. Dazu kommen niedrigschwelligere Angebote, ähnlich wie eine Notfallseelsorge.

Auf Freizeitcamps sollen Familien Normalität erleben

Ein Stück Normalität und Ablenkung vom Krieg sollen auch Erholungscamps den Kindern und Jugendlichen bringen. Als Methoden werden dort laut Child Fund außerdem Kunst- oder Spieltherapie von ausgebildetem Fachpersonal eingesetzt. Damit sich die Kinder nach den Angeboten in einer stabilen Umgebung aufhalten können, würden auch die Familien in die Abläufe einbezogen.

Ein weiterhin wichtiger Bereich ist laut der Hilfsorganisation der Bereich Schulbildung. Dafür erhalten die Schülerinnen und Schüler Hilfsmittel für den Unterricht und Materialien, damit sie während der Zeit im Luftschutzbunker weiterlernen können. Auch die Lehrkräfte werden in dieser stressigen Zeit mit speziellem Material digital, psychologisch und methodisch unterstützt.

Dazu gehört der Audio-Unterricht „Lernen mit den Ohren“, bei denen kleine unterhaltsame und lehrreiche Aufnahmen entsprechend den Lehrplänen für fünf Fächer (Ukrainische Sprache, Literatur, Weltgeschichte, Geschichte der Ukraine, Politische Bildung) aufgenommen werden, die sich die Kinder dann in Luftschutzräumen, beim Joggen oder beim Computer spielen über verschiedene Podcast-Plattformen anhören könnten.