Ex-Jigger-and-Spoon-Bartender: Die etwas andere Bar – Neue Wein- und Cocktailbar eröffnet am Marienplatz Ehemals standen Tobias Lindner und Uwe Heine gemeinsam hinterm Tresen im Jigger and Spoon. Nun eröffnet das Duo seine eigene Cocktail- und Weinbar. Foto: TKAY Media

Im ehemaligen Madagascar Restaurant am Marienplatz passiert was. Ex-Jigger-and-Spoon-Bartender Uwe Heine und Tobias Lindner wollen hier eine etwas andere Bar eröffnen.

Dass ihre eigene Location wenig mit dem Ort zu tun haben wird, an dem Uwe Heine und Tobias Lindner lange Zeit zusammengearbeitet haben, ist auf den ersten Blick der Baustelle klar: helles Ambiente, weißer Stuck, durchlaufende Fensterfront – viel Jigger-and-Spoon-Flair ist hier nicht zu finden. Die beiden Bartender und frischgebackenen Gastronomen wollen im Herbst auf der Fläche des ehemaligen Restaurants Madagascar am Marienplatz eine neue Bar eröffnen: Brother Louis, wie der Sonnenkönig – nur nicht ganz so abgehoben. Der opulente Dekor im Stil des Barocks im Inneren hat sie zu dem Namen inspiriert.

Neue Bar am Marienplatz: Low- und non-alkoholic Drinks sind die Zukunft

In ihrer ersten eigenen Bar wollen sie passend zum lichtdurchfluteten Raum das Thema Cocktails aus der Schwere und Dunkelheit des Nachtlebens herausholen und es stattdessen locker, zugänglich und zeitgemäß aufrollen. Oder mit Lindners Worten: „Wir wollen hier nicht für eine spitze, nerdige Zielgruppe rechtsgerührte Martinis machen, sondern einen Ort schaffen, an dem viele Leute zusammenkommen, Spaß haben und genießen können.“ Und zwar vom Studierenden bis zum Große-Lage-Aficionado.

Wein und Wein-Cocktails stehen im Fokus im Brother Louis. Foto: picture alliance/dpa/dpa-tmn

Soll heißen: Klar gibt’s Hochprozentiges, es steht aber nicht im Vordergrund. Klar haben sie nachts geöffnet, aber eben nicht nur. Und ja, im Schrank wird auch die eine oder andere Rarität zu finden sein, gleich daneben aber auch eine Flasche, die nicht ganz so komplex ist und einfach Spaß macht (auch dem Geldbeutel).

Der Fokus in der neuen Bar in Stuttgart-Süd wird vor allem auf Wein und Wein-Cocktails liegen – ein persönliches Hobby der beiden Mixer, das sie nun in ihrem eigenen Laden voll ausleben können. Hauptsächlich widmen sie sich deutschen Weinregionen: Württemberg, Pfalz, Baden, Mosel. „Das ergänzen wir noch mit Weinen aus Frankreich und ein paar Ausreißern aus Portugal“, gibt Lindner einen Sneakpeek auf die Karte. „Auch das Thema alkoholfreie Drinks kommt bei uns nicht zu kurz“, ergänzt Uwe Heine. „Immer mehr Menschen legen Wert auf hochwertige alkoholfreie Getränke.“ Das sei in jüngster Zeit bei den Aufträgen, die er umgesetzt hat, besonders herausgestochen.

Brother Louis am Marienplatz: Neuer Spot fürs Daydrinking

Das No- und Low-Alcohol-Konzept wird sich auch in den Öffnungszeiten niederschlagen. „Ich glaube, die jetzige Generation hat Bock, schon um vier, fünf Uhr in eine Bar zu gehen – am Wochenende vielleicht sogar ein bisschen früher – um entspannt eine Flasche Wein oder Schaumwein zu trinken, eine Kleinigkeit dazu zu essen und dann unter Umständen schon um 19 Uhr den Abend auf der Couch zuhause ausklingen zu lassen“, sagt Heine. Am Wochenende wird die Brother Louis Bar schon um 13 oder 14 Uhr öffnen, um genau jene Klientel am Marienplatz abzuholen.

Apropos Essen: Das wird es im Brother Louis auch geben. „Wir sind kein Restaurant“, betont Lindner, „aber es soll durchaus eine auf Augenhöhe begegnende kulinarische Begleitung geben.“ Die Snacks und kleinen Gerichte werden zum Teil von ihnen selbst zubereitet, zum Teil bedienen sie sich aber auch sozusagen fremder Expertise. „Wir werden uns Unterstützung von befreundeten Gastronomen der Stadt und auch von außerhalb dazuholen“, kündigen die beiden Barmacher an, „zum Beispiel von Konstantin Kuld aus dem Künstlerhaus.“ Der Stuttgarter Küchenchef kann bereits durch seine Zeit in der mittlerweile geschlossenen Cocktailbar Tin Tin auf viel Erfahrung im Bereich Bar Food zurückblicken. Außerdem möchte Heine ausprobieren, ob sich seine Kundschaft genauso für Austern begeistern kann, wie er selbst.

Experten aus dem Gourmet-Segment sind Teil des Teams von Brother Louis

Alleine werden die beiden Stuttgarter ihr neues Bar-Baby mit rund 80 Sitz- und 30 Stehplätzen nicht wuppen, soviel ist klar. Unter ihren Mitarbeitenden haben sich einige Namen versteckt, die man in der Gastronomie-Szene nicht zum ersten Mal gehört hat: So werden ihnen etwa Udo Bosch aus dem zurzeit aus Insolvenz-Gründen geschlossenen Tawa Yama im Karlsruhe und Lisa Neubauer aus der Speisemeisterei in Stuttgart-Plieningen unter die Arme greifen. Wann genau die Eröffnung gefeiert wird, steht noch in den Sternen, „bis Mitte Oktober wird es aber auf jeden Fall noch dauern“, prophezeien die Bartender mit Blick auf die Baustelle.