Der Entertainer Oliver Polak ist zu Gast in der NDR Talk Show am 1. August 2025.

Stand: 11.09.2025 06:00 Uhr

Er kauft mehr Bücher, als er liest und schreibt trotzdem selbst welche: Im Gespräch erzählt Oliver Polak, warum ihn das Lesen überfordert, Buchcover beruhigen und wieso sein nächstes Buch das persönlichste wird.

Oliver Polak liest kaum Bücher und das nicht aus Desinteresse, sondern weil ihm die Ruhe fehlt, erzählt er im NDR Kultur Podcast eat.READ.sleep. mit Daniel Kaiser und Jan Ehlert. Trotzdem liebt der Comedian Bücher, speziell ihre Cover, Themen und ihr Versprechen. Er kauft sie stapelweise, spricht mit Freunden darüber und lässt sich inspirieren, auch fürs eigene Schreiben. Im Gespräch erzählt Oliver Polak, warum er trotz ADHS immer wieder zum Buch greift, was ihn an Florian Illies begeistert hat und warum sein nächstes Werk das persönlichste bisher wird.

Die drei Hosts vom NDR Bücherpodcast "eat.READ.sleep.".

Beim Podcast eat.READ.sleep bekommt ihr aktuelle Buchtipps, Interviews mit Büchermenschen, literarische Fun Facts und neu entdeckte Klassiker.

Was liest du denn so?

Oliver Polak: Ich lese nicht. Aber ich würde gerne lesen können, aber ich habe so viele Gedanken in meinem Kopf, ich finde nicht die Ruhe zu lesen. Ich kann manchmal Essays lesen, oder Artikel, die mich interessieren. Aber wenn ich Bücher lese, dann merke ich, während ich lese, dass ich über etwas ganz Anderes nachdenke, auch wenn das Buch gut ist. Ich habe in meinem Leben vielleicht zehn Bücher gelesen. Die könnte ich euch alle sagen.

Erzähl mal, was hast du denn gelesen?

Polak: Eines meiner ersten Bücher war „Alf“, es gab die Fernsehserie „ALF, der Außerirdische“ und dann habe ich als Kind noch „Emil und die Detektive“ gelesen, „Das fliegende Klassenzimmer“ habe ich nur als Hörspiel gehabt. In der Schule habe ich „Die Physiker“, „Biedermann und die Brandschstifter“ und „Wozzeck“ gelesen. Die Bibel auch ein bisschen, aber auch nur, weil ich es im Religionsunterricht musste. Mein erstes Buch, was ich wirklich gelesen habe, war von Florian Illies „Generation Golf“. Das hat mich total gepackt, weil wir ungefähr ein Alter sind – ich bin 1976 geboren. Wie er geschrieben hat, war so simpel und diese Bilder, dieses Gefühl. Man sitzt mit den Eltern auf dem Sofa, isst Flips und schaut „Wetten das“. Das hat mich gepackt.

Florian Illies, Buchautor, Kunsthistoriker und Kurator, steht im Museum Kunstpalast zwischen den Werken "Küstenlandschaft im Morgenlicht" (l.) und "Schiffe auf der Reede" (1818) des Künstlers Caspar David Friedrich.

Im Interview spricht der Kunsthistoriker über das Jubiläumsjahr und über das Magische, das den Maler umgibt.

Du sagst zwar, du liest nicht so viel, aber du kaufst unglaublich viele Bücher. Du hast uns eine ganz beeindruckende Liste geschickt, Erich Fromm „Die Kunst des Liebens“, Barbara Streisand und Dürrenmatt. Bücher sind dir dann doch wichtig, oder?

Polak: Ja, irgendwie schon. Ich kann irgendwie nicht lesen, weil ich eine Form von ADHS habe und ich kriege es nicht hin. Aber ich liebe Cover, ich liebe die Themen und ich setze mich trotzdem mit den Büchern auseinander. Ich lese über diese Bücher oder rede mit Freunden darüber, trotzdem versuche ich immer wieder zu lesen.

Als letztes habe ich von Michel Friedmann das neue Buch gekauft, weil ich sein Essay im „Spiegel“ gelesen habe, als ich mit dem Zug, in der Morgensonne aus Paris rausfuhr. Es war zugleich sehr melancholisch, mit ein bisschen Hoffnung. Er hat das Buch „Mensch“ gerade rausgebracht und deswegen dachte ich, weil mich das so abgeholt hat, ich will das jetzt lesen. Vor Jahren hatte ich mir auch „Die Kunst des Liebens“ von Erich Fromm gekauft. Dann habe ich es mir nochmal gekauft, wahrscheinlich liegt das jetzt zweimal bei mir Zuhause.

Cover: Michel Friedman: Mensch!

Friedmans „Liebeserklärung eines verzweifelten Demokraten“ ist eine Verteidigungsschrift für Demokratie und Menschenrechte.

Aber du liest ein Essay im „Spiegel“, das heißt der Vorgang des Lesens ist dir nicht fremd. Du genießt es dann auch. Du berichtest von sinnlichen Eindrücken in der Morgensonne im Zug von Paris. Warum reicht es nicht für ein Buch, für Kurzgeschichten oder für Erzählungen?

Polak: Nehmen wir das als Beispiel, Rocko Schamoni. Ich habe mal Passagen von ihm gesehen, da habe ich angefangen ein Buch von ihm zu lesen. Dann dachte ich, das muss ich nicht lesen, ich bin in Papenburg aufgewachsen, das habe ich selbst schon erlebt. Da habe ich abgeschaltet. Keine Ahnung, was es ist. Manchmal will ich mich auch gar nicht in irgendwelche Geschichten begeben.

Ein Mann auf einer Bühne spricht in ein Mikrofon.

„Man kann das alles ein bisschen besser machen“, sagt der selbsternannte King über sein Werk. Am Sonntag startete seine Tour in Flensburg.

Und dann kommt der überraschende Twist, du schreibst selbst Bücher.

Polak: Das war auch nicht meine Idee, das war ein Zufall. Ich saß mal im ehemaligen Café 103 in Berlin, dann zeigte mein Freund Tobi auf einen Typen, der in der Tür stand, das war Schriftsteller Maxime Biller. Wir trafen uns durch einen Zufall nochmal und da sagte er: „Pass mal auf, ich schreibe dir hier mal die Telefonnummer von meinem Verleger auf, du musst ein Buch schreiben, der will dich treffen!“ Ich war irritiert, weil ich schreibe doch gar nicht. Man selbst denkt immer, meine eigene Geschichte ist doch total uninteressant, aber die fanden das spannend. Ein halbes Jahr habe ich nicht angerufen und irgendwann lief es finanziell mit dem Stand-up nicht so gut, da habe ich gedacht, vielleicht rufe ich den doch mal an. Prompt hieß es: „Wir wollen ein Buch mit dir machen.“ Dann habe ich das erste Buch gemeinsam mit Fernsehautor und Gag-Autor Jens Oliver Haas geschrieben.

Als ich anfing zu schreiben, war Florian Illies wichtig für mich, weil ich mich dran erinnerte, wie gut ich sein Buch fand, und wie er alles beschrieben hat. Auch der Moment, wo ich mit Jens Oliver Haas in meinem Kinderzimmer war, vor ihm saß und sagte: „Das interessiert doch keinen Menschen! Ich will das jetzt alles nicht.“ Dann hat er mir den Kopf gewaschen und sagte: „Du hast mit deinen 30 Jahren mehr erlebt, das andere in ihrem ganzen Leben.“ Dann habe ich mein erstes Buch geschrieben und das war ein totaler Erfolg.

Florian Illies, Buchautor, Kunsthistoriker und Kurator, steht im Museum Kunstpalast zwischen den Werken "Küstenlandschaft im Morgenlicht" (l.) und "Schiffe auf der Reede" (1818) des Künstlers Caspar David Friedrich.

Im Interview spricht der Kunsthistoriker über das Jubiläumsjahr und über das Magische, das den Maler umgibt.

Jetzt hast du schon viele Bücher gekauft, die du nicht gelesen hast. Welche Bücher würdest du denn gerne noch besitzen? Gibt es da welche?

Polak: Ich glaube, wenn der Maler Daniel Richter zum Beispiel ein Buch schreiben würde, würde ich das kaufen. Ich würde dafür plädieren, dass er ein Buch schreibt und, dass der seine Gedanken oder jemand anders transkribiert, weil der hat sehr viele gute Gedanken. Das würde ich auf jeden Fall gerne als Buch kaufen.

Was machst du mit all diesen Büchern? Stehen die bei dir auf dem Regal, sodass Leute, die reinkommen, denken, das ist eine schöne Bibliothek, die der Oliver Polak da hat?

Buch-Cover: Daniel Richter. Bilder von früh bis heute

Anhand von mehr als 200 Werkbeispielen zeigt der Bildband das Schaffen eines der bekanntesten deutschen Maler der Gegenwart.

Polak: Nein, ich habe nicht so viel Besuch. Und ich bin niemand, der seine Wohnung für andere einrichtet, sondern für mich. Aber irgendwie stehen die Bücher da, ich habe gar keine richtigen Bücherregale, ich habe sie teilweise in Schubladen, teilweise auf Stapeln und dann stehen die rum. Ich finde das irgendwie beruhigend, dass die Bücher da sind. Aber auch die Cover, wie bei Platten. Ich mag oft auch die Kunst. Ich gehe manchmal auch nur durch Buchläden, gerade in New York zu Barnes & Nobles, um mir nur die Cover anzugucken.

Worum geht es in deinem nächsten Buchprojekt? Wird das ein Sachbuch oder ein Roman?

Polak: Ich glaube, es wird ein sehr persönliches Buch und vielleicht das persönlichste Buch, was ich je geschrieben habe. Dann fällt es, glaube ich, eher unter Sachbuch. Auch das nervt mich auch total, dass man sagen muss, wird das jetzt ein Sachbuch oder etwas Anderes. Lass ein Buch doch einfach ein Buch sein. Man will das für die Einordnung haben, aber da denke ich manchmal, lasst das doch andere entscheiden oder eben nicht entscheiden.

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