Am nächsten Sonntag um 11 Uhr eröffnet der hiesige Tag des offenen Denkmals mit der Führung »Straßen der Moderne I« durch die in den 1960er-Jahren errichtete Windmühlenstraße. Es laden der Baubürgermeister Thomas Dienberg (Grüne), Stadtplanerin Christine Weimar und Klaus Jestaedt vom Amt für Bauordnung und Denkmalpflege dazu ein. Treffpunkt ist die Skulptur »Turnerpaar« am Bayrischen Platz.

Die Führung bildet eine von 80 Veranstaltungen, die an diesem Tag besucht werden können. Zugleich zeigt sie ein Problem in der Bewahrung von Erbe auf.

Bereits die Nennung des Treffpunkts wird die eine oder den anderen verwundern. Denn die Skulptur der Berliner Bildhauerin Ingeborg Hunzinger (1915-2009), die in der Einladung übrigens nicht erwähnt wird, heißt nicht »Turnerpaar«, sondern wird »Tanzpaar« – oder »Künstlerischer Tanz« – genannt. Vor etlichen Jahren stand sie im Mittelpunkt der »Pointe des Lebens« beim kreuzer.

Hunzinger hat seit den 1960er-Jahren diese Art von Skulpturen in unterschiedlichen Kompositionen in Bronze geschaffen – eine steht beispielsweise auch im Clara-Zetkin-Park, eine auf der Freundschaftsinsel in Potsdam, eine vor dem Kulturhaus in Leuna oder eine vor dem S-Bahnhof Plänterwald in Berlin. Sie arbeitete zu der Zeit als Leiterin eines Kunstzirkels in einem Berliner Kombinat und im Nebenraum traf sich die AG Tanz. So gelangte Hunzinger zu den Motiven. Von der Künstlerin stammen zudem die Keramikreliefs Gedenken an Mathilde Jacob und Karl Liebknecht aus dem Jahr 1996, die seit einigen Jahren im Biergarten des Felsenkellers zu sehen sind. Dies als kleine Ergänzung, wenn es um den Tag des offenen Denkmals geht, der 2025 unter dem Motto »Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?« steht.

Insgesamt drei Führungen drehen sich um »Straßen der Moderne«, die ganz offensichtlich mit der Titelgebung das Bauerbe der DDR in einen Kontext zur internationalen Moderne stellen wollen und auf den sonst üblichen Zusatz Ost- oder DDR-Moderne verzichten. Die zweite Tour führt durch die Straße des 18. Oktobers – Treffpunkt ist 13 Uhr am Eingang der S-Bahnstation Bayrischer Platz. Ab 15 Uhr geht es durch die Linnéstraße und dort speziell zum 1971 aus Fertigteilschalen entstandenen Deltakindergarten in der Nummer 12.

So wichtig das Erinnern ist, die Stiftung Denkmalschutz zeigt in ihrem gerade erst erschienen »Schwarzbuch der Denkmalpflege – ein Verzeichnis verlorener Geschichten« (Deutsche Stiftung Denkmalschutz – Schwarzbuch der Denkmalpflege) deutschlandweit die Verluste und Bedrohungen aus den letzten zwei Jahren auf. Leipzig ist dort glücklicherweise nicht zu finden. Ob sich das ändern könnte? Tanja Scheffler zeichnet im aktuellen kreuzer die Geschichte der denkmalgeschützten Vogelfreihalle im Zoo auf und die Bestrebungen des Zoos diese zu entsorgen.

www.leipzig.de/offenes-denkmal.de

Obacht: Bei einigen Veranstaltungen ist eine vorherige Anmeldung notwendig!