AUDIO: Am Donnerstag werden Warnsysteme getestet (1 Min)
Stand: 11.09.2025 10:04 Uhr
Bund, Länder und viele Kommunen wollen heute ihre Warnsysteme für Krisen und Katastrophen testen. Auch in Norddeutschland sollen gegen 11 Uhr Sirenen schrillen, Handys Alarm schlagen und Meldungen im Fernsehen, Radio und auf Infoscreens laufen.
Der bundesweite Warntag findet zum fünften Mal statt. Ziel sei es, „die verschiedenen Warnsysteme in Deutschland zu testen und die Bevölkerung für Warnung und Eigenvorsorge zu sensibilisieren“, so das zuständige Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).
„Der bundesweite Warntag ist unser Stresstest unter Volllast“, erklärte Vizepräsident René Funk. Wir prüfen die gesamte Übermittlungskette von der Auslösung bis zum Endgerät.“
Das passiert heute in Norddeutschland
Gegen 11 Uhr will das BBK über das Modulare Warnsystem des Bundes eine Probewarnung ausgeben. Diese werde an alle angeschlossenen Warnmultiplikatoren wie Rundfunk- und Fernsehsender, digitale Anzeigetafeln, Warn-Apps sowie Cell Broadcast weitergeleitet „und erreicht so Millionen Menschen in Deutschland“, hieß es in einer Mitteilung. Gegen 11.45 Uhr erfolge dann eine bundesweite Entwarnung. Nur bei Cell Broadcast werde es aus technischen Gründen keine Entwarnung geben.
Zum Test von Sirenen soll zunächst ein einminütiger, auf- und abschwellender Heulton als Warnung ertönen, eine Dreiviertelstunde später dann ein einminütiger, gleichbleibender Heulton zur Entwarnung. Außerdem sind Lautsprecher-Durchsagen möglich. Es soll getestet werden, ob sie gut zu verstehen sind.
Cell Broadcast und Apps wie NINA und KATWARN warnen vor Gefahren wie Unwettern. Was melden sie und wie funktionieren sie?
„Warnsignale wahrnehmen und im eigenen Alltag prüfen“
Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) rief dazu auf, sich intensiv mit den verschiedenen Warnsystemen und den Themen Selbstschutz und Selbstvorsorge zu befassen: „Wenn wir wissen, was zu tun ist, gibt uns das Selbstvertrauen. Das ist in jeder Krise oder Katastrophe wichtig.“ Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) sagte: „Wir möchten, dass die Menschen diese Warnsignale wahrnehmen und im eigenen Alltag prüfen, wie sie erreicht werden. Nur wenn alle wissen, wie eine Warnung klingt oder aussieht, können wir im Ernstfall schnell handeln.“
Viele neue Sirenen in Niedersachsen installiert
In vielen Städten und Gemeinden in Norddeutschland sind zuletzt neue Sirenen installiert worden – sie werden nun getestet. Zum Beispiel in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover: Im vergangenen Jahr hatte die Stadt 112 Anlagen an Gebäuden und Masten anbringen lassen. Auch in Hildesheim und Wilhelmshaven sollen heute neue Sirenen getestet werden.
Auch in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Sirenen-Tests
In Schleswig-Holstein will die Feuerwehr unter anderem in Lübeck mobile Sirenen und Lautsprecher für Sprachdurchsagen testen. Diese könnten beispielsweise bei drohendem Hochwasser auf der Altstadtinsel eingesetzt werden. Im Kreis Herzogtum Lauenburg wird das Sirenennetz aktuell modernisiert. Die Sirenen, die noch nicht mit dem Stromnetz verbunden sind, bleiben stumm. Im Kreis Ostholstein werden gar keine Sirenen zu hören sein, ebenso wenig im Kreis Segeberg mit Ausnahme von Norderstedt.
Nach den Warntagen in den Vorjahren wollten viele Kreise und Städte im Land mehr Sirenen installieren.
In Mecklenburg-Vorpommern sind dem Innenministerium zufolge aktuell rund 1.700 Sirenen installiert. Das Netz sei aber nicht flächendeckend – so gebe es in Neubrandenburg als drittgrößter Stadt in MV bisher keine fest installierten Sirenen, sondern nur zwei mobile mit relativ kleiner Reichweite. Viele Orte in Mecklenburg-Vorpommern sind aber gerade dabei, sirenen-technisch aufzurüsten.
In Hamburg auch Sturmflut-Warnung
Hamburg bereitet sich parallel zum bundesweiten Warntag mit einem alljährlichen Sirenentest auf die bevorstehende Sturmflutsaison vor. Die Probewarnung diene dazu, die Funktionalität der Warnsysteme zu testen und die Bevölkerung für den Ernstfall zu sensibilisieren, heißt es auf der Internetseite der Stadt. Neben 130 Sirenen im sturmflutgefährdeten Gebiet seien zuletzt weitere 60 Standorte im gesamten Hamburger Stadtgebiet errichtet worden. Um 11.05 Uhr würden heute zudem die fünf Böllerschussanlagen rund um den Hafen getestet.
Online-Umfrage zum Erfolg der Warnsysteme
BBK-Vize Funk sagte, entscheidend für den Erfolg des Warntages sei „die enge Zusammenarbeit von Bund, Ländern, Kommunen und Warnmultiplikatoren – und das Zusammenspiel der unterschiedlichen Warnkanäle“. Ob das alles klappt, will das BBK wieder per Online-Befragung der Bürgerinnen und Bürger herausfinden. Am Warntag starte um 11 Uhr die Umfrage unter www.warntag-umfrage.de. Dort könnten die Menschen ihre Erfahrungen melden.
Die Ergebnisse sollen dann zusammen mit der technischen Auswertung des Warntages in die Weiterentwicklung der Systeme einfließen. BBK-Präsident Ralph Tiesler sagte: „Eine effektive Warnung geht über technische Funktionalitäten hinaus. Damit Warnung ankommt und verstanden wird, brauchen wir die Bevölkerung an unserer Seite: Ihre Rückmeldungen nach dem Warntag sind für uns ein zentraler Bestandteil der Auswertung. Nur wenn Bürgerinnen und Bürger ihre eigenen Erfahrungen mit den verschiedenen Warnmitteln einbringen, können wir das System gezielt weiterentwickeln.“
Bundesamt mit 700 Mitarbeitern
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ist eine Bundesoberbehörde, die zum Bundesinnenministerium gehört. An fünf Standorten beschäftigt das BBK rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zentrale Aufgaben seien es, den Schutz für die Bevölkerung für einen „Spannungs- oder Verteidigungsfall“ zu organisieren, Bürgerinnen und Bürger „für Vorsorge und Selbstschutz zu sensibilisieren“ sowie „die zivile Verteidigung auszubauen und das nationale Krisenmanagement zu stärken“.
Behörden raten Verbrauchern, für Notfälle einen Vorrat im Haus zu haben. Diese Lebensmittel sollten unbedingt dabei sein.
Auch wenn das Risiko gering ist: Wie kann man sich auf Stromausfälle vorbereiten, welche Dinge sollte man im Haus haben?
Auch die norddeutschen Länder haben am bundesweiten Warntag probeweise ihre Katastrophen-Alarmsysteme ausgelöst. Dabei ergänzten Smartphones die traditionellen Sirenen.