Forscher finden neuen Risikofaktor
Warum gesunde Menschen einen Herzinfarkt bekommen
11.09.2025 – 12:32 UhrLesedauer: 2 Min.
Arztgespräch (Symbolbild): Erst kürzlich wurde ein neuer Risikofaktor für Herzinfarkte entdeckt. (Quelle: Space_Cat/getty-images-bilder)
Frauen haben ein um bis zu 55 Prozent höheres Risiko, einen Herzinfarkt nicht zu überleben als Männer. Eine neue Studie untersuchte, was dazu führen kann.
Für Herzinfarkte gibt es bestimmte Risikofaktoren wie etwa Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes. Trotzdem erleiden viele Menschen auch ohne diese Risikofaktoren einen Infarkt oder Schlaganfall. Eine neue Studie zeigt jetzt: Ein unterschätzter Entzündungswert im Blut kann bei scheinbar gesunden Frauen auf ein hohes Risiko hinweisen.
Bisher konzentrierte sich die Präventivmedizin auf die eben erwähnten SMuRFs – die „Standard Modifiable Risk Factors“ (zu Deutsch: standardisierte veränderbare Risikofaktoren). Doch bei fast der Hälfte aller Frauen, die ein Herzereignis erleiden, fehlt jeder dieser bekannten Risikofaktoren.
US-Wissenschaftler haben im Rahmen der Women’s Health Study über 12.500 Frauen ohne SMuRFs über drei Jahrzehnte hinweg begleitet. Alle waren zu Beginn der Untersuchung gesund. Entscheidend war ein Wert im Blut: das sogenannte hoch-sensitive C-reaktive Protein (hsCRP) – ein Marker für systemische Entzündungen.
Das Ergebnis ist eindeutig: Frauen mit einem hsCRP-Wert über 3 mg/l hatten trotz ihres ansonsten gesunden Lebensstils ein
„Frauen, die Herzinfarkte und Schlaganfälle erleiden, obwohl sie keine klassischen Risikofaktoren aufweisen, werden von den Algorithmen, die Ärzte im Alltag nutzen, nicht erkannt“, erklärte Studienleiter Dr. Paul Ridker.
Die Studie zeigt: Still verlaufende Entzündungsprozesse – sichtbar über hsCRP – sind bei diesen Frauen ein eigenständiger Risikofaktor. Besonders alarmierend: Vielen der betroffenen Frauen wird in Vorsorgeprogrammen ein niedriges Risiko zugeschrieben. Sie erhalten daher keine präventive Behandlung.
Andere Studienergebnisse, die miteinbezogen wurden, zeigten, dass eine Behandlung mit dem Cholesterinsenker Rosuvastatin das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 38 Prozent senken konnte – selbst dann, wenn Cholesterinwerte eigentlich nicht behandlungsbedürftig erschienen.
Die Forscher fordern, hsCRP bei Frauen deutlich früher und gezielter zu messen – idealerweise bereits ab dem mittleren Lebensalter, etwa ab 40 Jahren. Denn: Werden entzündete, aber sonst gesunde Frauen rechtzeitig erkannt, lassen sich gezielte Therapien einleiten – etwa mit Statinen, aber auch durch intensivere Lebensstilmaßnahmen.
„Wir sollten diese Frauen in ihren Vierzigern identifizieren, wenn mit der Präventivbehandlung begonnen werden kann – und nicht warten, bis die Krankheit in den Siebzigern fest verankert ist, wenn es oft zu spät ist, um wirklich etwas zu bewirken“, sagt Ridker.