Stand: 11.09.2025 19:01 Uhr

Der SC Paderborn empfängt am Freitagabend den VfL Bochum zum NRW-Duell in der 2. Bundesliga. Rund läuft es bei beiden Teams nicht.

Das sich Absteiger aus der Fußball-Bundesliga im ersten Jahr in der 2. Bundesliga erst einmal schwer tun, ist kein neues Phänomen. Das lässt sich auch in dieser Saison wieder beobachten. Sowohl Holstein Kiel als auch der VfL Bochum stehen nach vier Spieltagen mit nur einem Sieg und schon drei Niederlagen im unteren Tabellendrittel.

Die Gründe sind meistens dieselben: ein großer Kaderumbruch im Sommer und eine andere, physischere Spielweise in der zweiten Liga. Auch Bochums Trainer Dieter Hecking sieht in den rund 30 Kaderbewegungen im Sommer die Gründe für den schlechten Start des VfL. „Dazu kamen drei bis vier schwere Verletzungen von erfahrenen Spielern, die uns sehr helfen können, wenn sie fit sind“, sagte er dem Westfalen-Blatt. „Dass es am Anfang holprig werden könnte, ist für mich aber ehrlicherweise keine große Überraschung, obwohl wir das natürlich nicht wollten.“

VfL-Präsidium schreibt offenen Brief an Fans

Die Stimmung im Umfeld des VfL ist entsprechend angespannt. So angespannt, dass sich das Präsidium nach der jüngsten Niederlage gegen den SC Preußen Münster (1:2) in einem offenen Brief an die Fans wandte und Geduld warb. „Vor uns liegt viel Arbeit. Drei Niederlagen aus vier Ligaspielen sprechen eine deutliche Sprache. Wir wissen, wie sehr euch das enttäuscht und auch verunsichert“, hieß es. Und weiter: „Wir sind bewusst für den VfL in einer schwierigen Phase angetreten und gehen diesen Weg mit Überzeugung. Wir wissen, was wir tun, aber auch, dass dieser Weg keine gerade Linie sein wird.“

Wirklich zur Beruhigung beitragen können letztendlich aber nur Ergebnisse. Und die Trendwende soll aus VfL-Sicht am besten schon am Freitag gelingen, im NRW-Duell beim SC Paderborn (18.30 Uhr). „Wenn wir das Spiel gewinnen, was wir auch wollen, dann sieht die Situation schon entspannter aus“, sagte Hecking auf der Pressekonferenz am Donnerstag. „Die Situation ist aber nicht neu für uns, weil wir jeden Spieltag den Druck haben, das Spiel gewinnen zu müssen.“

Bochumer Baustellen hinten wie vorne

Die Baustellen des VfL sind offensichtlich. Hinten sind die Bochumer vor allem nach Standards und Kontern anfällig. Vorne fehlen die zündenden Ideen. Da kommt es natürlich ungelegen, dass mit Philipp Strompf, Colin Kleine-Bekel und Maximilian Wittek gleich drei Abwehrspieler in Paderborn fehlen werden.

Offensiv liegt die Hoffnung auf den beiden Last-Minute-Neuzugängen Farid Alfa Rupprecht und Michael Obafemi. Sie sollen mit ihrem Tempo für mehr Tiefe sorgen, sind für Freitag allerdings noch keine Startelf-Optionen. „Im Moment ist es so, dass wir in der Aufstellung keine Kontinuität reinkriegen durch immer wiederkehrende Veränderungen“, bemängelte Hecking die Personalsituation.

Für Hecking wird es am Freitag eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte. Zwischen 1994 und 1996 schnürte er die Schuhe für den SCP. Besonders wird das Spiel für ihn auch, weil er am Spieltag 61 Jahre alt wird. „Dass ich gesund bleibe, das ist das Allerwichtigste“, formulierte er vorab schon einmal einen Wunsch.

Auch Paderborn mit Saisonstart nicht zufrieden

Über die sportliche Trendwende würde sich Hecking sicher auch nicht beschweren. Leicht wird das jedoch nicht, denn auch der SC Paderborn hat keine Punkte zu verschenken. Im Gegenteil, auch der SCP ist mit dem Saisonstart nicht zufrieden.

Mit fünf Punkten belegen die Ostwestfalen aktuell Rang elf. Es gibt jedoch einen Unterschied zum VfL, denn die Leistungen stimmten. Paderborn war in den Spielen meist die bessere Mannschaft. Selbst bei der bislang einzigen Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf (1:2) war mehr drin, obwohl man mehr als 80 Minuten in Unterzahl spielte. Dennoch sind die Paderborner seit drei Spielen sieglos. „Es nervt schon, aber die Auftritte waren gut“, sagte Trainer-Novize Ralf Kettemann.

Die Chancenverwertung ist das große Thema bei den Ostwestfalen. Die Hoffnungen liegen hier unter anderem auf Neuzugang Steffen Tigges, der im Spiel in Nürnberg auch schon ins Tor traf, allerdings vom VAR wieder eingefangen wurde. Mit Sven Michel, Filip Bilbija, Lucas Copado, Nick Bätzner oder Stefano Marino hat Kettemann aber noch weitere Optionen.

Kettemann muss Defensive umbauen

Wer gegen Bochum auflaufen wird, wollte Kettemann noch nicht verraten. „Es wird immer ein bisschen vom Gegner abhängig sein, wie viele Spieler man auch vorne haben möchte auf dem Platz. Ein Tigges hat ein anderes Profil als ein Copado. Ein Marino ist anders als ein Sven Michel“, sagte er.

In der Defensive wird Kettemann auf jeden Fall umbauen müssen, nachdem sich Marcel Hoffmeier am vergangenen Spieltag in Nürnberg einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Tjark Scheller ist nach seiner Roten Karte im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf noch gesperrt. Gut möglich, dass Neuzugang Jonah Sticker (Viktoria Köln) zu seinem Debüt kommt. Kettemann nannte aber auch eine Umstellung von Dreier- auf Viererkette als eine Möglichkeit.

Vom schlechten Saisonstart des VfL will sich Kettemann nicht blenden lassen: „Das ist ein guter Gegner, der über eine gute Mischung verfügt. Ich erwarte ein 50:50-Spiel“, sagte er.

Ein Remis im NRW-Duell würde keines der Teams entscheidend weiterbringen. Ein Sieg könnte dagegen ein Brustlöser sein. Der Rahmen in Paderborn wird zumindest stimmen, wie Kettemann bestätigte: „Freitagabend, Flutlicht. Ausverkauft. Ein guter Gegner. Es ist angerichtet.“

Unsere Quellen:

  • Pressekonferenz VfL Bochum
  • Pressekonferenz SC Paderborn
  • Westfalen-Blatt

Westdeutscher Rundfunk