Mehr als 300 Arbeiter aus Südkorea haben die USA nach ihrer Festnahme durch die US-Einwanderungsbehörde ICE verlassen können. An Bord einer Boeing 747, die von Atlanta aus gestartet war, flogen sie in ihre Heimat. Zuvor waren sie am Morgen mit Bussen von einem Internierungslager im Südosten Georgias nach Atlanta gebracht worden.
Das südkoreanische Außenministerium teilte mit, bei den freigelassenen Arbeitern handele es sich um 316 Koreaner, zehn chinesische Staatsangehörige, drei Japaner und einen Indonesier. Insgesamt waren vergangene Woche bei einer Razzia auf dem Gelände eines Hyundai-Batteriewerks, das sich noch im Bau befindet, rund 475 Personen unter dem Vorwurf illegalen Aufenthalts festgenommen worden.
Südkoreas Regierung hatte kurz nach der Festnahme der Menschen in Aussicht gestellt, einen Rückflug für ihre Staatsbürger zu organisieren. US-Präsident Donald Trump bot den Menschen an, doch noch in den USA zu bleiben. Allerdings nahm nach Angaben Südkoreas nur einer der Arbeiter das Angebot an.
Trump zufolge sollen die Festgenommenen keine gültige Arbeitserlaubnis gehabt haben. Laut einem Anwalt, der mehrere Betroffene vertritt, soll das falsch sein: Sieben seiner Mandanten hätten spezielle Visa, denen eine Erlaubnis für bestimmte, genau beschriebene Arbeiten beigefügt war. Die Richtlinien des US-Außenministeriums sehen für Ausländer mit diesen
Visumstypen, die eigentlich keine bezahlte Tätigkeit erlauben, unter
bestimmten Bedingungen Ausnahmen für begrenzte Arbeitsaktivitäten vor.

OK, America? – Klaus Brinkbäumer und Rieke Havertz erklären die USA:
Amerikas vergiftetes Einwanderungsversprechen
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Südkorea droht indirekt mit weniger Investitionen
Südkoreas Präsident Lee Jae Myung räumte hingegen indirekt ein, die Kräfte hätten womöglich keine gültigen Papiere gehabt. Allerdings würden auch in Südkorea zahlreiche US-Amerikaner mit Touristenvisa arbeiten, etwa als Englischlehrer. Die Festnahme der Arbeiter bezeichnete Lee als „verstörend“ und warnte, sie könne eine abschreckende Wirkung auf zukünftige Investitionen seines Landes in den USA haben.
© Lea Dohle
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So kämen „südkoreanische Unternehmen nicht umhin, sich zu fragen, ob die Errichtung einer Fabrik in den USA die potenziellen Risiken wert ist“, sagte Lee. Dabei kritisierte er das Vorgehen der USA bei der Anwerbung ausländischer Fachkräfte: „Es ist ja nicht so, dass es sich um Langzeitarbeiter handelt. Wenn man
eine Anlage baut oder Ausrüstung in einem Werk installiert, braucht man
Techniker“, sagte Lee. „Aber die Vereinigten Staaten haben diese Arbeitskräfte nicht,
und dennoch wollen sie keine Visa ausstellen, damit unsere Leute
bleiben und die Arbeit machen können.“
Südkorea hatte den USA Ende Juli im Zuge einer Zollvereinbarung Investitionen von 350 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Im Gegenzug reduzierte Trump den zunächst angedrohten Zollsatz auf südkoreanische Waren von 25 Prozent um zehn Prozentpunkte.
Die US-Einwanderungsbehörde ICE steht im Fokus von Kritik, seit sie die Verschärfungen der US-Migrationspolitik unter Trump umsetzt. Der US-Präsident hatte im Wahlkampf versprochen, Millionen Ausländer ohne gültige Papiere abzuschieben. ICE-Razzien finden häufig mit vermummten Beamten statt, denen Kritiker Willkür und unangemessene Brutalität vorwerfen.
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