Fußball-Bundesliga
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Union Berlin will Hoffenheimer Aufbruchstimmung crashen
Bild: imago images/Matthias Koch
Die TSG 1899 Hoffenheim liegt dem 1. FC Union. Drei Mal in Serie gewannen die Köpenicker zuletzt gegen die Kraichgauer. Doch seitdem hat sich der Gegner „enorm weiterentwickelt“, findet nicht nur FCU-Trainer Steffen Baumgart.
- Das Duell wird zur Standortbestimmung: Beide Teams haben drei Punkte aus den ersten beiden Spielen geholt und sind Tabellennachbarn (Union 10., TSG 9.).
- Der 1. FC Union hat die letzten drei Duelle gegen die TSG gewonnen und in der vergangenen Saison nur gegen Hoffenheim die vollen sechs Punkte geholt.
- Nach dem 2:1-Erfolg in Leverkusen am ersten Spieltag ist Hoffenheim saisonübergreifend seit drei Bundesliga-Auswärtsspielen ungeschlagen.
- Die TSG Hoffenheim gehört mit einer Laufleistung von 119,4 Kilometern pro Spiel zu den laufstärksten Teams der Bundesliga.
- Union spielt in der Bundesliga mit Abstand die wenigsten Pässe insgesamt, aber bei den langen Steilpässen (41) ist Union ganz vorne mit dabei.
Der Gegner-Experte
David Rieß ist TSG-Mitglied und hostet seit Juni 2020 den Podcast „Hoffefunk“, in dem wöchentlich über die Hoffenheimer Leistungen und Geschehnisse auf und neben dem Platz berichtet und diskutiert wird.
So läuft es sportlich bei der TSG
Nachdem Hoffenheim in der vergangenen Spielzeit lange gegen den Abstieg spielte und am Ende nur knapp vor dem Relegationsplatz landete, ist Gegner-Experte David Rieß mit dem Start in die neue Saison überaus zufrieden. „Man hätte es sich kaum besser ausmalen können“, sagt er. Die TSG hatte sich erst im Pokal deutlich gegen Hansa Rostock durchgesetzt, dann am ersten Spieltag bei Vizemeister Leverkusen gewonnen – und auch bei der 1:3-Niederlage gegen Frankfurt vor der Länderspielpause hätte sich das Team durchaus gut verkauft, so Rieß.
Verantwortlich für den positiven Auftakt ist seiner Meinung nach die Arbeit von Sportdirektor Andreas Schicker und Trainer Christian Ilzer, die im Sommer einen riesigen Umbruch zu koordinieren hatten. „Die beiden haben bereits in Graz gemeinsam einen guten Job gemacht. Jetzt hat es sich vielleicht mal ausgezahlt, dass man ihnen wirklich Zeit gegeben hat, in Ruhe zu arbeiten“, sagt der Gegner-Experte.
Insgesamt 22 Spieler mussten gehen und 18 neue kamen (Leih-Enden und -rückkehrer mit eingerechnet). Die meisten der zahlreichen Transfers seien dabei schon frühzeitig eingetütet gewesen, weshalb die Mannschaft viel gemeinsame Vorbereitungszeit hatte. „Das war letzte Saison anders. Da kamen die Spieler viel später. Und die Verantwortlichen hatten sich den großen Umbruch auch nicht zugetraut, obwohl er vielleicht schon damals notwendig gewesen wäre“, so Rieß.
Das bewegt die Hoffenheimer Fans
Schon in der Sommerpause hatte der große Neuanfang für eine Art Aufbruchstimmung unter den Fans gesorgt. „Beim Saisonauftakt waren doppelt so viele Fans wie im Jahr zuvor“, sagt Rieß. Gepaart mit den guten Leistungen des runderneuerten Teams auf dem Rasen tröstet das fast schon wieder darüber hinweg, dass der große Umbruch auch einen absoluten Fanliebling seinen Job kostete.
Nach zehn Jahren bei der TSG wurde der Vertrag mit Pavel Kaderabek nicht mehr verlängert. „Es kam klar durch, dass er bleiben wollte und sicherlich auch weniger Gehalt und eine untergeordnete Rolle in Kauf genommen hätte“, sagt der Gegner-Experte über den 33-jährigen Tschechen, der sich in einer Videobotschaft unter Tränen von den Hoffenheimer Fans verabschiedete. „Das war schon ein Stich ins Herz“, so Rieß.
Auf diese Spieler sollte Union achten
Bei der Frage, welcher Hoffenheimer Steffen Baumgart und Union am Samstag (15:30 Uhr) im Stadion An der Alten Försterei besonders gefährlich werden könnte, muss der Gegner-Experte nicht lange überlegen. „Wenn Union ähnlich aufstellt wie bisher, dann wird Christopher Trimmel große Probleme mit Bazoumana Touré bekommen“, sagt Rieß. Der 19-jährige Linksaußen traue sich viel zu, habe eine sehr enge Ballführung und vor allem ein unfassbares Tempo, mit dem Unions Routinier womöglich nicht mithalten könne. Auch sonst sieht der Gegner-Experte viel Qualität in der Mannschaft: „Wir haben einige Spieler, die definitiv zur erweiterten europäischen Spitze gehören. Zum Beispiel Andrej Kramaric.“
Steffen Baumgart (1. FC Union Berlin): „Hoffenheim hat einen sehr guten vertikalen Ansatz. Sie haben sich enorm weiterentwickelt und waren in beiden Punktspielen sehr gut unterwegs. Sie haben eine eingespielte Mannschaft und wissen, wo sie hinwollen.“
Christian Ilzer (TSG 1899 Hoffenheim): Pressekonferenz steht noch aus
Große Veränderungen in der Startelf im Vergleich zur 0:3-Niederlage in Dortmund vor der Länderspielpause sind gegen Hoffenheim kaum zu erwarten. Mittelfeldspieler András Schäfer ist krank von der ungarischen Nationalmannschaft zurückgekehrt und wird das Heimspiel verpassen. „Er wird nächste Woche wieder ins Training einsteigen“, erklärte Trainer Steffen Baumgart. Hinter dem Einsatz von Verteidiger Josip Juranovic stehe noch ein Fragezeichen.
Auch wenn das Wechseltheater um Verteidiger Diogo Leite mittlerweile fast abgeschlossen scheint, ist er für Baumgart noch keine Option für nächsten Samstag: „Wenn er den Fitnesszustand wieder hat, wird er sicherlich mehr als nur eine Alternative. Wir wissen alle, was er kann. Wir gehen davon aus, dass er hierbleibt.“
Die mögliche Union-Startelf: Rönnow – Doekhi, Querfeld, Rothe – Trimmel, R. Khedira, Skov – Haberer, Jeong – Ansah, Ilic
Der Redaktionstipp: Die Serie des 1. FC Union hält. Zwar wird es für die Köpenicker gegen selbstbewusste Hoffenheimer ein hartes Stück Arbeit – aber: Am Ende steht im zweiten Heimspiel der zweite Heimsieg der Saison. Mit stabiler Defensive und effektiver Offensive gewinnt das Baumgart-Team mit 2:1.
Der Tipp des Gegner-Experten: „Normalerweise würde ich sagen, dass wir gewinnen müssen, wenn ich auf den Kader von Union gucke. Ich finde, die haben schon ein bisschen Qualität eingebüßt. Auch wenn das Spiel in Berlin ist, tippe ich auf ein 2:1 für Hoffenheim“, sagt David Rieß.
Sendung: Der Tag, 11.09.2025, 19:15 Uhr