„Ich kann diese Angst niemals nachempfinden“, ist Ingmar Luther überzeugt. Das Gefühl, von dem der Stadtarchäologe spricht, kennt wohl kaum jemand mehr, der hierzulande aufgewachsen ist, „weil wir die glückliche Situation hatten, dass wir bisher keinen Krieg hier in Deutschland hatten“. Es ist das Gefühl, dass die Menschen im Zweiten Weltkrieg in die Schutzräume trieb, wo sie hofften, vor Bombenangriffen sicher zu sein. Aus dieser Zeit stammen auch die Relikte, die sich im Tiefbunker „Danziger Freiheit“ heute noch finden. Zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals veranstaltet die Untere Denkmalbehörde erstmals Führungen durch das unterirdische Bauwerk an der Bornstraße.

Gut erhaltenes Zeugnis aus dem Zweiten Weltkrieg
Über 2.000 Menschen suchten nach Einschätzung des Stadtarchäologen auf den etwa 30 mal 36 Metern Schutz. Nach dem Ende des Krieges nutzte das Deutsche Rote Kreuz die Räume dann, um Obdachlose unterzubringen, denn Wohnraum war rar. Als sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt Anfang der Sechzigerjahre entspannte, blieb der Tiefbunker ungenutzt zurück. Etwaige Pläne der Stadt für eine Nutzung verliefen im Sande. Darum aber ist Luther als Leiter der Unteren Denkmalbehörde nicht traurig – im Gegenteil: „Ich bin sehr dankbar, dass die Anlage so verschlossen geblieben ist, sodass wir zum heutigen Zeitpunkt (…) eine recht ungestörte Anlage sehen.“

2. Studierende der FH Dortmund interpretieren die Räume auf ihre eigene Weise.

3. Relikte wie dieses zerfallene Bett finden sich zu Hauf in dem alten Bunker.

4. Für die Führungen werden Schutzmasken empfohlen.

Führungen durch den Bunker und Installationen der FH
Noch immer liegen auf den weitgehend erhaltenen Sitzbänken Schuhe, Cremedosen, Schnapsgläser und andere Gegenstände, Anweisungen wie „Ruhe bewahren“ oder „Rauchen verboten“ prangen nach wie vor gut leserlich an den Wänden. Lediglich die Feuchtigkeit macht diesem historischen Ort zu schaffen, weshalb die Behörde denjenigen, die den Bunker am Wochenende besichtigen, zu Schutzmasken rät.

Zu sehen sein werden dann neben den originalgetreuen Einrichtungen auch Werke der FH Dortmund. Studierende aus dem Fachbereich Design installieren derzeit neun künstlerische Projekte im Bunker und werden zum Tag des offenen Denkmals „ihren eigenen Umgang mit den Räumen darlegen“, so Stadtarchäologe Luther.

Von 10 bis 15:15 Uhr erhalten am Samstag alle Interessierten die Möglichkeit, den Tiefbunker zu besichtigen, am Sonntag sogar bis 17 Uhr. Wer in diesem Rahmen jedoch keine Gelegenheit findet, soll zukünftig auch über einen virtuellen Rundgang Einblicke in das historische Bauwerk erlangen können.