Ruhig und idyllisch liegt der Wald auf dem Bad Essener Berg – meistens. Doch seit Dienstag bis vermutlich Ende nächster Woche sind dröhnende Motorengeräusche zu hören. Insgesamt zwei Hubschrauber fliegen über Bad Essens Wälder und verstreuen Kalk. Damit setzen sie ein Großprojekt der Waldschutzgenossenschaft Bad Essen um: Die Waldkalkung. 2400 Tonnen kohlensauren Magnesiumkalk verteilen sie auf 900 Hektar Waldfläche. Die Privatwaldflächen gehören zu den Gemarkungen Bad Essen, Eielstädt, Wehrendorf und Hüsede. Meist fliegen die Hubschrauber einen Ladeplatz ein oder zwei Tage an, danach ist wieder Ruhe. 35 Ladepunkte haben sie in Bad Essen.
Am Mittwochvormittag fliegt ein Hubschrauber zu einem Kalkhaufen neben dem Wald auf dem Wehrendorfer Berg. An langen Tragseilen hängt ein Streuer unter dem Hubschrauber, den der Pilot auf dem Boden absetzt. Ein Radlader kippt eine Tonne Kalk in den Streuer, fährt zurück und der Hubschrauber steigt in die Luft. Er fliegt eine Kurve über den Wald und per Joystick öffnet der Pilot den Streuer. Eine Wolke zieht unter ihm her: Über 400 Meter Länge und 15 Meter Breite wird Kalk verteilt. Etwa zwei Minuten dauert eine Aktion, dann holt der Pilot neuen Kalk und fliegt in die andere Himmelsrichtung. In der Zeit setzt sich der Kalk des vorherigen Flugs.
Der Pilot setzt den Streuer ab und sofort fährt der Radlader näher ran und lädt eine Tonne Kalk hinein.
Foto: Heinz-Jürgen Reiß
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Der Radlader kippt den Kalk in den Streuer.
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Zwei Wochen wird gekalkt
Bis Ende nächster Woche soll die Aktion abgeschlossen sein – wenn das Wetter mitspielt. Bei leichtem Regen kann die Kalkung weitergehen. Wegen Nebel konnten die Maschinen am Dienstag erst gegen Mittag in die Luft gehen. Dennoch konnten sie an diesem ersten Tag 554 Tonnen Kalk und damit 18 Lkw-Ladungen verteilen. „Das war natürlich super“, sagt Bodenkoordinator Dennis Siemer von der Firma KMN Koopmann Helicopter, die zur Firma Hektalog aus Schleswig-Holstein gehören. Meist fliegen die drei Piloten im Schichtbetrieb von morgens acht bis abends acht Uhr.
Bodenkoordinator Dennis Siemer organisiert die Waldkalkung.
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Warum wird Kalk auf den Wald geworfen?
Warum gibt es eine Waldkalkung? Der Wald wird gekalkt, um „der fortschreitenden Versauerung unserer Waldböden für einen Zeitraum von circa fünf bis zehn Jahren entgegenzuwirken“, erklärt Bad Essens Förster Jochen Schulze Pellengahr. Böden versauern durch natürliche Prozesse, aber auch durch menschliche Einflüsse, wenn Schadstoffe von der Industrie oder den Straßenverkehr über die Luft verteilt in den Wald gelangen. Die angesammelten Säuren können die im Boden vorhandenen Schadstoffe oder Schwermetalle lösen, die ins Grundwasser gelangen können. Mit der Waldkalkung soll dem entgegen gewirkt werden. Das hilft nicht nur der Umwelt mit Bäumen und Regenwürmern, sondern letztlich auch uns Menschen.
Absperrungen: Waldgebiet meiden
Für die Waldkalkungen stellen Siemer und seine Kollegen morgens Absperrungen in den Waldteilen auf, über die an dem Tag Kalk verstreut wird. „Heute Morgen musste ich neun Absperrungen wieder neu aufstellen“, sagt Siemer und schüttelt den Kopf. „Das Material ist gesundheitlich vollkommen unbedenklich“, teilt Förster Schulze Pellengahr mit. „Aber wir wollen nicht, dass jemand etwas abbekommt“, ergänzt Siemer. Eine Vorsichtsmaßnahme.
An sich ist der „Gesteins-Muschelkalk so fein wie Mehl in der Hand“, erklärt er, aber dennoch könnten theoretisch Klumpen darin sein, die dann wie Steine vom Himmel fallen.
Zudem ist die Kunst der Piloten möglichst tief über den Bäumen zu fliegen, damit der Kalk dort landet. Der 200 Kilogramm schwere Streuer, in dem eine Tonne Kalk ist, hängt unter dem Hubschrauber und Siemer und seine Kollegen wollen sicher sein, dass niemand drunter her wandert. Die Bitte der Firma: „Halten Sie sich an die Absperrung und wandern und fahren sie an diesem Tag nicht durch dieses Waldstück.“
Der Streuer ist 200 Kilogramm schwer.
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Die Größe des Streuers ist auf dem Boden gut erkennbar: Riesig.
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Ohnehin ist die Firma und auch Förster Schulze Pellengahr bemüht um ein gutes Miteinander. Als sie die Ladeplätze für die Hubschrauber ausgesucht haben, haben sie vorab mit Grundstückseigentümern und Nachbarn gesprochen. Stehen Tiere wie Pferde auf einer Koppel, sagen sie den Besitzern Bescheid, an welchem Tag sie fliegen. Meist sind sie einen oder zwei Tage in einem Gebiet unterwegs und dann wieder weg.
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Anwohner, die Schranken aufstellen
Und dann gibt es noch Anwohner, die private Schranken aufstellen und der Radlader abends nicht mehr dort entlang fahren kann. Doch es gebe auch viele nette Leute in Bad Essen, die interessiert schauen und fragen oder sogar Essen anbieten, so Siemer. Die beiden Hubschrauber können sie auf einer Wiese von Landwirt Seeger abstellen.
Dort, wo der Kalk auf die Bäume und den Waldboden fällt, ist es weiß. „Sobald es einmal regnet, legt und setzt sich das“, weiß Siemer.
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