Der Mord an dem prominenten konservativen US-Aktivisten Charlie Kirk hat in den Vereinigten Staaten eine Welle der Bestürzung ausgelöst. Der 31-Jährige war am Mittwoch bei einer Diskussionsveranstaltung an der Utah Valley University nur wenige Augenblicke nach Beginn seines Auftritts niedergeschossen worden. Kirk galt als enger Vertrauter von Präsident Donald Trump und hatte mit der Organisation „Turning Point USA“ versucht, junge Menschen für konservative Politik zu begeistern.
Auch in Deutschland löste der Mordanschlag Betroffenheit aus, besonders bei der Alternative für Deutschland. Martin Kohler, Fraktionsvorsitzender der Berliner AfD, rief am Donnerstagabend zu einer Gedenkveranstaltung vor der US-Botschaft auf: „In Gedenken an Charlie Kirk.“ Laut der Berliner Polizei haben etwa 150 Personen an der Trauerveranstaltung teilgenommen.
„Friedrich Merz etwa hat sich bislang nicht geäußert“
Die Nachricht vom Mord an Charlie Kirk habe ihn „sprachlos“ gemacht, sagt Kohler der Berliner Zeitung. Im Dezember wollte er nach Phoenix in den Bundesstaat Arizona reisen, um am America Festival von „Turning Point USA“ teilzunehmen. „Charlie Kirk war nur vier Jahre älter als ich, er hinterlässt zwei kleine Kinder und eine Witwe“, fügt er hinzu. Nur etwas in den sozialen Medien zu posten, sei ihm nicht genug gewesen. Die Gedenkveranstaltung sei das Ergebnis dieser Überlegung.
Das viele Politiker über die Tat schweigen, mache ihn „fassungslos“, sagt Kohler. „Friedrich Merz etwa hat sich bislang gar nicht geäußert, obwohl er sonst zu allen möglichen außenpolitischen Themen Stellung bezieht. Gleichzeitig gibt es auch positive Beispiele wie Cem Özdemir, der die Tat klar verurteilt hat.“
Mit der Mahnwache wolle man ein Zeichen setzen. Dennoch räumt der AfD-Politiker ein, dass Angst vor Gewalt bei politischen Auftritten immer eine Rolle spiele: „Ob an Infoständen oder beim Plakatieren“. Aber man dürfe sich davon nicht leiten lassen: „Sonst hätten die ja gewonnen.“
Die Teilnehmer der Veranstaltung haben keine Schilder mitgebracht, sondern weiße Rose und Kerzen. Minute für Minute wurden es am Donnerstagabend immer mehr. Sie stehen in kleinen Gruppen beieinander. Neben Martin Kohlen nehmen die AfD-Politiker Alexander Bertram, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch, sowie Berlins AfD-Chefin Christin Brinker, an der Gedenkfeier teil.
Ein Gymnasiallehrer, der anonym bleiben möchte, berichtete am Rande der Gedenkveranstaltung von seinen Erfahrungen mit dem gesellschaftlichen Klima in Deutschland. Wer heute von der Mehrheitsmeinung abweiche, laufe schnell Gefahr, ausgegrenzt oder angefeindet zu werden, so der Lehrer. „Wenn man sich nicht einordnet und eigene Gedanken äußert, kann das gefährlich enden“, sagte er. Auch im privaten Umfeld habe er von Angriffen auf AfD-Politiker gehört, von beschädigten Autos bis hin zu körperlichen Attacken in Restaurants. „Da stürmen Leute einfach rein, kippen den Tisch um und schreien: ‚Ich hasse euch‘. Wo sind wir denn hingekommen?“
„Menschen müssen wieder miteinander reden, nicht übereinander“
Er warnte vor einer zunehmenden Verengung des Meinungskorridors: „Es gibt nur noch ein sehr kleines Fenster, was man öffentlich sagen darf, ohne angegriffen zu werden.“ Wichtiger als Lagerdenken sei, wieder in den Dialog zu kommen: „Menschen müssen wieder miteinander reden, nicht übereinander. Man sollte sich die Mühe machen, sich in andere hineinzuversetzen und auch die eigenen Standpunkte infrage zu stellen.“ Nur so lasse sich die wachsende gesellschaftliche Spaltung überwinden, betonte der Lehrer.
Auf der Kundgebung ergreift Kohler als erster das Wort und eröffnet die Gedenkfeier: „Wir stehen an der Seite von Charlie Kirk und wollen sein Vermächtnis weiterführen, damit sein Tod nicht umsonst war. Wir wollen zeigen das alles, wofür er stand – Familienwerte, seinen christlichen Glauben, seinen Patriotismus – hier in Deutschland weiterleben.“
Die Berliner AfD-Landesvorsitzende Kristin Brinker würdigte Kirk als „einen Mann, der Kontroversen nicht scheute, sondern suchte und der viele junge Menschen für konservative Werte begeistern konnte“. Kirk sei ein „Verfechter der absoluten Meinungsfreiheit“ gewesen, dessen Einsatz für Debatte, Freiheit und Familie unvergessen bleiben müsse.
Der Mord an Kirk sei „grausam und furchtbar, aber auch ein Fanal“, sagt Brinker. Er habe Millionen von Menschen Hoffnung auf einen politischen Wandel gegeben, in den USA wie auch in Europa. „Dieser 10. September wird für mich eine Zäsur in der Geschichte des Westens bleiben. Ich werde mich in zehn oder 20 Jahren noch daran erinnern, wo ich war, als ich von diesem Attentat erfuhr.“
Brinker sprach auch über Kirks Familie: Seine Frau und seine beiden kleinen Kinder hätten den Anschlag live miterleben müssen. „Man kann sich kaum vorstellen, was für ein traumatisches Erlebnis das gewesen sein muss“, sagte sie und bat die Anwesenden, für die Angehörigen zu beten.