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Rheinmetall schmiedet an Allianzen für den Weltraum. Europas Kapazitäten für Satellitenstarts und All-Operationen sollen ausgebaut werden, nicht nur für den zivilen Einsatz.

Andøya Rakettskytefelt – Mit einer neuen Kooperation wollen Rheinmetall Nordic AS und das norwegische Luftfahrtunternehmen Andøya Space die kommerziellen Kapazitäten für zivile und militärische Raumfahrtoperationen ausbauen. Ziel ist der schnelle Einsatz von Satelliten und anderer Weltraumressourcen – ein Schritt, mit dem Europa besser auf die wachsenden Sicherheitsanforderungen reagieren können soll.

Rheinmetall will Europa im Weltall aufrüsten

Ziel der neuen Allianz in Norwegen sind regelmäßige Satellitenstarts sowie flexible, kurzfristige Missionen vom europäischen Festland aus. Damit soll Europa Tactical Responsive Launch (TacRL)-Kapazitäten erhalten, also die Möglichkeit, Satelliten in kürzester Zeit ins All zu bringen, um Ausfälle zu ersetzen und auf Krisen reagieren zu können. Es heißt, dass dadurch strategische Unabhängigkeit, schnellere Reaktionsmöglichkeiten und operative Vorteile für Deutschland, Norwegen, die NATO und weitere Partnerländer gesichert werden sollen. „Durch die Bündelung des Know-hows und der Infrastruktur beider Unternehmen wollen wir die Fähigkeit Europas stärken, schnell und sicher auf neue zivile und militärische Anforderungen im Weltraum zu reagieren“, so Troels Sandreid, Geschäftsführer von Andøya Spaceport in einer Aussendung zum Start der Kooperation.

Die globale Raumfahrtbranche erlebt in den letzten Jahren ein kräftiges Wachstum, das von kommerziellen Innovationen und steigenden staatlichen Investitionen angetrieben wird. Im Jahr 2024 erreichte die Branche geschätzte 415 Milliarden US-Dollar Umsatz, ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr, belegen Zahlen der Satellite Industry Association (SIA). Den größten Anteil daran haben kommerzielle Satellitenaktivitäten mit rund 293 Milliarden US-Dollar, also etwa 71 Prozent des Gesamtvolumens. Laut SIA ist die Anzahl der aktiven Satelliten im Orbit in nur vier Jahren von rund 3.370 im Jahr 2020 auf mehr als 11.500 Ende 2024 explodiert. Haupttreiber sind vor allem Flotten von Kleinsatelliten.

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Erst im August hatte Rheinmetall eine neu gegründete Abteilung namens „Space“ bekannt gegeben, die in Zusammenarbeit mit dem finnischen Weltraumtechnologieunternehmen ICEYE Daten aus dem Orbit verarbeiten soll. „Satellitenbilder sind längst unverzichtbar für zivile und militärische Belange“, hieß es damals in einer Aussendung. Zwar gebe es bei Space noch nicht einmal ein Dutzend Mitarbeiter, aber trotzdem „wird man im Konzern noch viel hören“. Die hochauflösenden Satellitenaufnahmen des finnischen Unternehmens liefern präzise Bilder – selbst bei Nacht oder durch Wolken und Nebel hindurch. „Für moderne Streitkräfte sind der Zugang zu und die Kontrolle über weltraumgestützte Aufklärung, Kommunikation und Einsatzführung essenziell“, so Chief Digital Officer Dr. Timo Haas von Rheinmetall. „Wir sehen in der Integration der Space-Kompetenzen einen zentralen Baustein für die digitale Transformation der Verteidigung.“

Der Weltraum spielt inzwischen eine Schlüsselrolle für Verteidigung und nationale Sicherheit. 2024 gaben Staaten laut TS2 weltweit 135 Milliarden US-Dollar aus – ein Plus von 10 % gegenüber 2023. Mehr als die Hälfte (rund 73 Milliarden) floss in militärische Anwendungen wie Aufklärung, sichere Kommunikation, Navigation und Frühwarnsysteme.