Dass Russland iranische Shahed-Drohnen modifiziert oder um Komponenten (vor allem aus China) erweitert und sie anschließend in den russischen Drohnentyp „Geran“ umbenennt, ist hinlänglich bekannt.

Nun legen jüngste Funde von Wrackteilen in der Ukraine nahe, dass Russlands Militär Drohnen des Typs Geran-2 (zuvor Shahed-136) serienmäßig mit weitreichenden Modems und Kameras ausstattet. Das geht aus einem Bericht des ukrainischen Verteidigungsmagazins „Defence Express“ hervor, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.

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Demnach habe eine technische Analyse von Trümmerteilen einer abgeschossenen russischen Drohne gezeigt, dass die Geran-2 über ein sogenanntes „Mesh“-Modem verfügte, das in China produziert wurde und zumeist eher in der Industrie zum Einsatz komme.

„Dieses Modem ermöglicht die Schaffung eines dynamischen Mesh-Netzwerks, in dem jeder Knoten als Relais fungiert und so die Kommunikation und Ausfallsicherheit erweitert“, berichten die Analysten von „Defence Express“.

Russische Geran-Drohnen im Ukrainekrieg

Als Russland im Ukrainekrieg erstmals iranische Drohnen des Typs Shahed-131 umbaute, wurden die modifizierten Luftfahrzeuge Geran-1 genannt. Die Spannweite dieser Drohnen beträgt lediglich 2,2 Meter, die Länge 2,6 Meter.

Modifizierte iranische Drohnen des Typs Shahed-136 nannte Russland fortan Geran-2. Sie werden aufgrund ihrer einfachen Konstruktion und geringer Herstellungskosten in größeren Stückzahlen hergestellt und werden massenweise im Schwarm eingesetzt.

Im Februar 2025 tauchten in Militärblogs dann erste Hinweise auf den Einsatz von Geran-3-Drohnen auf, bei der es sich um eine Variante der Shahed-238 handeln soll. Ende Juni bargen ukrainische Streitkräfte schließlich kleinere Trümmerteile dieses Typs mit der Seriennummer U-36. Bei den jüngsten russischen Luftangriffen auf die Ukraine wurden schließlich mindestens acht solcher Drohnen identifiziert.

Drohnen mit anmontierten Modems seien bereits in der Vergangenheit gefunden worden, heißt es weiter. So berichtete der ukrainische Funkspezialist und Militärblogger Serhii „Flash“ Beskrestnov bereits im Juli via Facebook von einer abgestürzen Gerbera-Drohne, an der ein solches Kommunikationsgerät festgeklebt worden sei. „Auf dem chinesischen Funkmodem steht geschrieben, dass es sich um eine Art WLAN-Router handelt“, so der Experte.

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Die Ausführungen an den jüngsten Drohnen-Funden legen allerdings nahe, dass Russland die „Mesh“-Modems nun serienmäßig in Geran-2-Drohnen verbaut, schreibt „Defence Express“.

„Völlig neue Shahed-Version“ bei Drohnenabsturz entdeckt

Am 2. September berichtete Funkspezialist Serhii „Flash“ ebenfalls via Facebook von einer „brandaktuelle Entdeckung.“ An einer abgestürzten russischen Drohne seien „Antennen an den Flügelenden“ gefunden worden. Das dazugehörige Modem und eine mutmaßlich montierte Kamera seien am Absturzort „nicht auffindbar“ beziehungsweise „verbrannt“ gewesen.

Der Militärexperte schreibt: „Das ist eine völlig neue Shahed-Version, die online aus Russland gesteuert werden, Aufklärungsflüge durchführen und sogar Ziele in Bewegung angreifen kann.“

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Das Militärmagazin „Defence Express“ berichtet unterdes von anderen jüngsten Drohnenfunden, bei denen vermehrt eine an der Spitze montierte Kamera entdeckt worden sei. Die Art der Montage ermögliche nur „eine Vorwärtsansicht“.

Außerdem handle es sich bei der Kamera um keine hochwertige Militärausrüstung. Das Gerät ähnele demnach einer einfachen Überwachungskamera, schreiben die Analysten. „Dennoch bietet es ausreichende visuelle Fähigkeiten für die Flugüberwachung und ermöglicht wohl auch kurzfristige Zielkorrekturen in letzter Minute.

Das Auftauchen dieser Systeme verdeutlicht eine neue taktische Ausrichtung beim Einsatz von russischen Langstrecken-Drohnen.

Militäranalysten von „Defence Express“

Militärexperten sehen bei Drohnen „neue taktische Ausrichtung“

Dass die beiden Drohnenkomponenten „Mesh“-Modem und Kamera zeitgleich an russischen Drohnen auftauchen, verdeutlicht den Verteidigungsexperten zufolge „eine neue taktische Ausrichtung beim Einsatz von russischen Langstrecken-Drohnen“.

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Das „Mesh“-Netzwerk ermögliche es dem russischen Militär, „den Datenaustausch und die Kontrolle über große Entfernungen hinweg aufrechtzuerhalten“. Die montierten Kameras ermöglichen hingegen eine „grundlegende Situationserkennung“. Diese Observationserweiterung sei insbesondere in der Endphase der Steuerung vorteilhaft oder wenn GPS-Störungen die Navigation erschweren.