In Sichtweite der Freiheit, Meter vor dem blauen Europa-Grenzschild mit Sternen, geht ein Mann auf dem Asphalt auf und ab, setzt sich auf eine Mauer. Der hagere Körper steckt in der schwarzen Häftlingskluft seiner belarussischen Heimat, das weiße Haar ist kurz geschoren, wie Bilder einer Überwachungskamera zeigen. Es ist Nikolaj Statkewitsch, einer der 40 politischen Gefangenen, die der Minsker Machthaber Alexandr Lukaschenko begnadigt und am Donnerstag an die Grenze zu Litauen geschafft hat, um sie auszuweisen. Zugleich lässt das Regime weitere zwölf Personen frei, die nicht als solche Gefangene bekannt waren, unter ihnen zwei deutsche Staatsbürger, als Teil von „Gesten guten Willens“ zwischen Belarus und den Vereinigten Staaten.