Wie erwartet war Finnland deutlich stärker als in der Vorrunde, aber Deutschland gewann das EM-Halbfinale dennoch souverän – wenn auch teilweise wild.
Deutschlands Basketballer sind im EM-Halbfinale ihrer Favoritenrolle gerecht geworden, bezwangen Finnland am Freitag trotz Anlaufschwierigkeiten mit 98:86 (61:47). Nur noch ein Sieg trennt die Weltmeister jetzt davon, sich auch Europameister nennen zu dürfen, es wäre der zweite Titel für den Deutschen Basketball Bund. Im Finale am Sonntag um 20 Uhr im lettischen Riga wartet entweder Griechenland oder die Türkei.
Deutschland zeigte eine überzeugende Teamleistung, aber die NBA-Stars stachen einmal mehr heraus. Franz Wagner (Orlando Magic) kam trotz vier Fehlwürfen zu Spielbeginn noch auf 20 Punkte zur Pause, am Ende hatte er 22 Zähler auf dem Konto. Spielmacher Dennis Schröder (Sacramento Kings) ging mit 12 Assists und 26 Punkten voran. Der Kapitän war in den entscheidenden Phasen zur Stelle und legte auch seine Distanzwurfflaute aus den vorherigen Spielen ab, traf vier von acht Versuchen von der Dreierlinie.
Bei den Finnen war Oliver Nkamhoua mit 21 Punkten bester Werfer. NBA-Profi Lauri Markkanen (Utah Jazz, 16 Punkte) traf nur 6 von 17 Würfen. Der gehypte 18 Jahre junge High-School-Spieler Miikka Muurinen versenkte 3 seiner 4 Würfe, kam auf 12 Punkte.
Finnlands Star-Spieler Lauri Markkanen (r.) wirft über Daniel Theis (l.)
Hollatz fällt verletzt aus
Der weiterhin angeschlagene Chefbundestrainer Alex Mumbru und sein Stellvertreter an der Seitenlinie, Alan Ibrahimagic, mussten hatten kurzfristig auf Justus Hollatz verzichten. Der Weltmeister war im Viertelfinale gegen Slowenien umgeknickt. Weil bekanntlich auch Co-Kapitän Johannes Voigtmann fehlt – er war zur moralischen Unterstützung in der Halle anwesend -, spielte das DBB-Team nur zu zehnt.
Finnland mit starkem Start
Die Finnen hatten von Beginn an deutlich gemacht, dass sie mehr Gegenwehr leisten wollten als bei der 61-91-Heimspielklatsche in Tampere in der Vorrunde. Sie nutzten die Räume und so gut wie jeden Abschluss, nach dreieinhalb Minuten führten sie mit 11:4. Sie waren beweglicher und aggressiver, nutzten den Rückenwind aus ihrem Lauf in der Endrunde bis ins Halbfinale.
Deutschlands Antwort begann mit zwei versenkten Freiwürfen von Dennis Schröder. Ein kurzer Moment zur Besinnung auf die eigenen Stärken – und kurz darauf lief’s: Ballgewinne und Rebounds in der Defense, ein vollendeter Tempogegenstoß nach dem anderen, ein 10:0-Lauf drehte die Partie. Nach dem ersten Viertel führte Deutschland 30:26.
Wagner und Schröder gehen voran
Die bis dahin ausgeglichene, temporeiche und unterhaltsame Partie wurde im zweiten Viertel einseitig. Wie in der Vorrunde zog Deutschlands aggressive Defense den Finnen den Zahn, zwischendurch stand es 49:30.
Dann schlichen sich wieder Nachlässigkeiten in der Defense ein, Finnland sammelte wieder Punkte, aber auch Deutschland hielt dagegen, angeführt Wagner und Schröder. So blieb das Team bis zur Halbzeit auf Kurs.
Franz Wagner (l.) im Zweikampf mit Elias Valtonen (r.)
Finnland kämpft sich wieder ran
Doch Finnland gab sich noch nicht geschlagen, drehte gegen Ende des dritten Viertels richtig auf. Mit einem Elf-Punkte-Run kamen sie wieder bis auf sechs Punkte ran. Die Finnen entschieden das dritte Viertel mit sechs Punkten für sich, mit einem 81:73 für Deutschland ging es in den Schlussdurchgang.
Die Endphase verlief intensiv und wild, beide Teams ließen offene Würfe liegen. Richtig eng wurde es deshalb nicht mehr.
So geht der enorme Lauf des Teams um Schröder weiter. Auf das EM-Halbfinale 2022, den WM-Triumph 2023 und Platz vier bei Olympia 2024 folgt jetzt mindestens EM-Silber 2025.