Nach monatelangem Rückgang steigen die Tagesgeldzinsen wieder leicht. Überregionale Banken bieten deutlich höhere Zinsen als Sparkassen und Genossenschaftsbanken.
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- Laut aktuellen Verivox-Daten steigen die Tagesgeldzinsen erstmals seit Februar 2024 auf 1,28 Prozent.
- Die EZB verzichtet wohl auf Zinssenkungen, was Spielraum für weitere Zinsanstiege schafft, sagt Oliver Maier.
- Viele regionale Banken bieten weiterhin niedrigere Zinsen, was die Unterschiede zu überregionalen Anbietern verstärkt.
Nach einem massiven Einbruch der Zinsen auf Tagesgeld in den vergangenen Monaten zeichnet sich eine Trendwende ab. Erstmals seit Februar 2024 sind die Durchschnittszinsen für bundesweit verfügbare Tagesgeldangebote wieder gestiegen.
Laut einer aktuellen Auswertung des Vergleichsportals Verivox legten sie seit Anfang August von 1,16 Prozent auf aktuell 1,28 Prozent zu. Auch beim Festgeld ziehen die Zinsen inzwischen wieder an – über alle Laufzeiten hinweg.
Trendwende beim Tagesgeld: Zinsen steigen
Noch im Frühjahr waren die Tagesgeldzinsen massiv gefallen. Vom Beginn des Jahres bis zur Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juli büßten sie mehr als ein Viertel ihres Werts ein. „Der Absturz war in dieser Heftigkeit sicher ein Stück weit übertrieben. Darum erleben wir nun die Korrektur, nachdem die Währungshüter der EZB die Leitzinsen beim letzten Notenbanktermin im Juli unverändert ließen“, erklärt Oliver Maier. Er ist Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Der EZB-Rat verzichtet wohl auch bei seiner aktuellen Sitzung auf eine Zinssenkung, weshalb Oliver Maier auch Spielraum für weitere Anstiege beim Tagesgeld in den kommenden Wochen sieht.
Sparkassen weit abgeschlagen
Während überregionale Banken bereits Zinsen von durchschnittlich 1,28 Prozent bieten, profitieren Kunden vieler regionaler Kreditinstitute bislang kaum von der Erholung. Bei Sparkassen liegt der Durchschnittszins aktuell bei nur 0,38 Prozent.
Bei regionalen Genossenschaftsbanken wie Volks- und Raiffeisenbanken sowie PSD- und Sparda-Banken liegt er Zins bei 0,42 Prozent – etwa auf dem Niveau von Anfang August. Damit sind die Konditionen überregionaler Anbieter derzeit mehr als dreimal so hoch wie die der örtlichen Institute.
Zinsen auf Festgeld mit leichtem Aufwärtstrend
Auch beim Festgeld zeigt sich ein leichter Aufschwung. Bundesweit verfügbare Anlagen mit zweijähriger Laufzeit bringen aktuell im Durchschnitt 1,98 Prozent – ein minimales Plus von 0,01 Prozentpunkten im Vergleich zu Anfang August. Deutlicher ist der Anstieg bei langfristigen Festgeldern: Bei einer Laufzeit von zehn Jahren liegt der Durchschnittszins inzwischen bei 2,36 Prozent, was einem Zuwachs von 0,1 Prozentpunkten entspricht.
„Bei den kurz- und mittelfristigen Festgeldern waren die Zinsen bis vor kurzem noch leicht rückläufig. Bei den langfristigen Anlagen haben die Banken das nahende Ende des Zinssenkungszyklus schon länger eingepreist und ihre Zinsen nicht weiter gesenkt“, so Maier. Daher verzeichnen aktuell gerade langfristige Sparanlagen die stärksten Zinsanstiege und werden im Schnitt wieder höher verzinst als kürzer laufende Festgelder.
Hintergrund der Analyse
Für die Auswertung hat Verivox die Konditionen von rund 800 Banken und Sparkassen untersucht. Berücksichtigt wurden öffentlich einsehbare Angebote für eine Anlagesumme von 10.000 Euro. Bei den Tagesgeldzinsen flossen nur unbefristete Bestandskundenkonditionen in die Berechnung ein – befristete Aktionszinsen, die ausschließlich für Neukunden oder neu angelegtes Geld gelten, wurden nicht berücksichtigt.
Im regionalen Sektor differenziert Verivox zwischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Institute, die ihre Produkte bundesweit anbieten, wurden den überregionalen Banken zugeordnet.
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