Wer bei Google „Mainz“ oder „Wiesbaden“ eingibt und genauer hinschaut, erlebt eine Überraschung. Denn in der Beschreibung rechts neben den Suchergebnissen werden die beide Landeshauptstädte als „Landstadt“ bezeichnet.
Werden die beiden Städte vom US-Konzern degradiert? Eine „Landstadt“ ist laut Statistikern eine Stadt mit weniger als 5000 Einwohnern. Damit zählen Mainz und Wiesbaden also laut Google sogar zu den Kleinststädten. Denn erst die nächste Kategorie ist die „Kleinstadt“ mit bis zu 20.000 Einwohnern. Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern werden laut dieser Kategorisierung aus dem Jahr 1887 als „Großstadt“ bezeichnet, als die Mainz und Wiesbaden eigentlich gelten sollten.
Ingelheim als „Stadt“, Mainz als „Landstadt“
Die Kategorisierung bei Google ist nicht neu. Bereits die „Hessenschau“ wies im Februar 2020 auf den Fauxpas hin, die Frankfurter Neue Presse (FNP) griff das Thema anschließend ebenfalls auf.
Sucht man bei Google nach weiteren deutschen Städten, fällt auf, dass nur wenige als „Landstadt“ gewertet werden: Ingelheim etwa, nur 15 Minuten von dem knapp 230.000 Einwohner zählenden Mainz entfernt, wird als „Stadt“ kategorisiert, obwohl es nur 35.000 Einwohner hat. Auch das nahe an Wiesbaden gelegene Eltville (17.000 Einwohner) ist laut Google einfach eine „Stadt“. Gleiches gilt für Frankfurt. In Wiesbaden leben etwa 300.000 Menschen, dennoch wird sie als „Landstadt“ aufgeführt.
Auch werden andere deutsche Landeshauptstädte nicht als „Landstadt“ von Google kategorisiert: München ist demnach eine „Millionenstadt“, Erfurt, Saarbrücken sowie Düsseldorf jeweils „Stadt“. Dresden als Hauptstadt von Sachsen ist nach Google als einzige eine „Kommune“. Außer Mainz und Wiesbaden ist es nur Stuttgart (mehr als 600.000 Einwohner), das ebenfalls als „Landstadt“ eingeordnet wird. An einer Verwechslung mit dem Begriff „Landeshauptstadt“ kann es also offensichtlich auch nicht liegen.
Einordnung durch „Knowledge Graph“
Verantwortlich für die Einordnung von Suchergebnissen ist laut Google der unternehmenseigene „Knowledge Graph“, der 2012 eingeführt wurde. Dabei handele es sich um eine Wissensdatenbank, die Informationen zu verschiedenen Themen (Entitäten) speichert und dann in den Suchergebnissen anzeigt. Informationen werden also thematisch organisiert und dann im „Knowledge Panel“ rechts neben den Suchergebnissen angezeigt. Dabei sind unterschiedliche Typen gespeichert.
Ziel soll es laut Google sein, relevante Antworten zu liefern. „Berlin“ ist demnach mit „Hauptstadt Deutschland“ verknüpft und wird entsprechend so angezeigt. Grundlage seien unter anderem Daten, auf die Google über API zugreifen kann (z.B. von Wikidata) oder von strukturiert aufgebauten Webseiten sowie von Seiten, die für Google gut lesbar sind, etwa Wikipedia. Einfluss hat demnach aber auch, welche Fläche die Stadt hat und wie ihre Lage ist. Die Entität ist somit immer von Google festgelegt und wird automatisch generiert.
Letztlich bleibt es also ein Rätsel, warum Google manche deutsche Städte als „Landstädte“ kategorisiert und welche Daten der Suchmaschine als Grundlage dienen. Geändert oder aktualisiert werden diese Einordnungen jedenfalls eher selten.