Katharinenberg (Thüringen) – Die Marke gilt als Pionier der Fahrradindustrie. Bereits vor rund 130 Jahren trugen ihre Räder das Qualitätssiegel „Made in Germany“. Seit 2014 setzt das Traditionsunternehmen auf E-Bikes. Doch der Wandel zur neuen Technologie konnte den Niedergang offenbar nicht aufhalten: Der Hersteller steht vor dem Aus.
Die Möve Mobility GmbH hat am 10. September Insolvenz angemeldet. Schon wieder und vielleicht zum letzten Mal. Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg bestellte Florian Kleinschmit von White & Case zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Zuerst berichtete die „WirtschaftsWoche“.
Fahrrad-Hersteller mit langjähriger Geschichte
Die Fahrradmarke Möve zählt zu den ältesten Deutschlands. Schon 1897 ließ sich die Firma Gustav Walter & Co. aus Mühlhausen den Schriftzug „Möve“ als Warenzeichen schützen. Ab 1936 produzierte das Unternehmen neben Fahrrädern auch Rüstungsgüter und Motorräder. 1941 wurde die Fahrradfertigung eingestellt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Möve als VEB Möve-Werk Mühlhausen weitergeführt. In den 1950er Jahren war es der größte Betrieb der Stadt. 1955 rollte das millionste Fahrrad vom Band. 1961 wurde Möve mit Mifa zusammengelegt. Die Marke verschwand.
Ein Fahrrad der Marke Möve aus den 1960er Jahren
Foto: Möve/Instagram
Traditionsmarke wiederbelebt
Erst 2012 wurde sie neu eingetragen, ab 2014 begann die Produktion von E-Bikes. Nach einer Insolvenz 2021 übernahm die Heristo-Gruppe das Unternehmen und gründete die Möve Mobility GmbH. Nur zwei Jahre später wurde die Firma an Hitchhiker Capital verkauft.
Seit 2022 befinden sich der Sitz und die Produktion in einer „gläsernen Manufaktur“ in Katharinenberg, 17 Kilometer von Mühlhausen (Thüringen) entfernt. Dort sind Entwicklung, Montage, Endabnahme, Rahmenprüfung, Verwaltung und Lager zentral gebündelt.
2024 präsentierte Möve das Modell „Avian“: ein besonders leichtes Titan-E-Bike mit 3D-gedruckten Muffen und der patentierten VER-TEC-Technologie. Das gerade einmal 13,8 Kilogramm schwere Fahrrad kostet 5990 Euro.
Mehr zum ThemaSo geht es für das Unternehmen weiter
Bereits Ende 2024 stellte das Unternehmen erneut einen Insolvenzantrag, zog diesen aber einige Monate später wieder zurück. Jetzt folgte die neue Anmeldung zur Insolvenz.
Wie die Kanzlei White & Case gegenüber BILD mitteilte, wird der Geschäftsbetrieb der Möve Mobility GmbH „in vollem Umfang fortgeführt“. Zudem werde ein „strukturierter Investorenprozess aufgesetzt“. Ziel sei es, „eine langfristige Fortführungslösung zu erreichen“.
Warum die Firma erneut in die Insolvenz gerutscht ist und wie viele Mitarbeiter betroffen sind, ist bislang unklar.