Stand: 13.09.2025 18:40 Uhr

Tausende haben vor dem Brandenburger Tor in Berlin gegen den Krieg im Gazastreifen demonstriert. An der Demo nahmen auch BSW-Politikerin Wagenknecht, der Schauspieler Hallervorden und der Rapper Massiv teil.

In Berlin haben am Samstag tausende Menschen an einer Kundgebung für Frieden im Gazastreifen teilgenommen, zu der BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht und andere prominente Mitstreiter, wie der Schauspieler Dieter Hallervorden, der Musiker Peter Maffay und der Rapper Massiv aufgerufen hatten.
 
Die Veranstaltung im Regierungsviertel wurde gegen 16.30 Uhr beendet und verlief überwiegend störungsfrei, wie eine Polizeisprecherin sagte. Die Polizei sprach von bis zu 12.000 Teilnehmenden, die Veranstalter von 20.000. Erwartet worden waren im Vorfeld bis zu 15.000 Menschen.

Symbolbild: Ein vermummter Mann hält ein Schild mit dem Slogan "From the river to the see, Palestine will be free!" hoch. (Quelle: imago images/Antoni)

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Prominente Redner von Wagenknecht bis Waters

Die Initiatoren forderten die Bundesregierung auf, „sich aktiv und glaubwürdig für Friedensverhandlungen einzusetzen – sowohl im Nahen Osten als auch in der Ukraine“. Gefordert wurde zudem ein genereller Stopp von Waffenlieferungen in Kriegsgebiete.
 
„Wir alle sind hier, weil wir unsere Stimme erheben gegen die menschenverachtenden Kriege auf dieser Welt“, sagte Wagenknecht in ihrer Rede. „Auch wir verurteilen das schreckliche Massaker der Hamas und die Geiselnahmen.“ Nichts davon rechtfertige aber, „zwei Millionen Menschen im Gazastreifen, die Hälfte davon Kinder, wahllos zu bombardieren, zu ermorden, auszuhungern und zu vertreiben“.
 
Der umstrittene Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters äußerte sich per Videobotschaft. Hallervorden forderte auf der Bühne „Frieden statt Granaten“. Auch der TV-Moderator Daniel Aminati kam zu Wort.
 
Viele Menschen hatten Fahnen mit der Friedenstaube dabei. Auch Palästina-Flaggen wurden geschwenkt. Vereinzelt gab es „Free Palestine“-Rufe. Auf Plakaten forderten Menschen Frieden und Verhandlungen statt Waffenlieferungen.

Ein Polizist schlägt am 28.08.2025 einer pro-palästinensischen Demonstrantin ins am Hackeschen Markt ins Gesicht. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. (Quelle: Picture Alliance/Anadolu/Ilkin Eskipehlivan)

Polizist schlägt Demonstrantin – Anzeigen erstattet und Ermittlungen eingeleitet

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Vorwurf des „Völkermordes“ gegen Israel

Der Vorwurf des „Völkermordes“ gegen Israel, den auch die Veranstalter mit ihrem Aufruf erheben, wird weltweit immer häufiger formuliert. Zuletzt stufte unter anderem eine Vereinigung von Genozid-Forschern – die „International Association of Genocide Scholars“ (IAGS) Israels Vorgehen im Gaza-Streifen als Völkermord ein.
 
Die IAGS sah sich anschließend aber auch dem Vorwurf ausgesetzt, dass dort zunächst einmal jeder Mitglied werden könne – egal ob renommierter Forscher oder Aktivist. Auch israelische NGOs kamen allerdings kürzlich zu dem Schluss, dass die israelische Regierung im Gaza-Streifen einen Völkermord verübe [tagesschau.de]. Der Staat Israel weist den Vorwurf zurück und betont seinen Kampf gegen die Terrormiliz Hamas, die am 7. Oktober 2023 einen Anschlag mit mehr als 1.200 Toten und hunderten Entführten verübt hatte.

Streit um Ort der Veranstaltung

Zunächst war unklar gewesen, ob die Demo am Brandenburger Tor würde stattfinden können – wegen des am 21. September anstehenden Berlin-Marathons. Am Donnerstag teilte eine Sprecherin von Wagenknecht dann mit, man habe sich mit den Organisatoren des Berlin-Marathons geeinigt. Die Veranstalter des Sportgroßereignisses benötigen Platz für Aufbauten.
 
Zuvor hatte die Sprecherin erklärt, die Polizei habe einen Ausweichort an der Straße des 17. Juni etwa 600 Meter vom Brandenburger Tor entfernt angeboten. Weil das nicht akzeptabel sei, habe man einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Berlin eingereicht. Der wurde nach der Einigung zurückgezogen, so die Sprecherin.

Archivbild: Palästinensische Fahnen werden während einer propalästinensischen Demonstration hinter Polizeibeamten geschwungen. (Quelle: dpa/Gollnow)

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Polizei am Samstag mit 1.000 Kräften im Einsatz

Auf der anderen Seite des Brandenburger Tors lief am Samstagnachmittag eine pro-israelische Gegendemonstration. Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur (DPA) zählte etwa 20 bis 30 Teilnehmer. Die Berliner Polizei ist wegen der angemeldeten Großdemo und anderer Veranstaltungen im Berliner Stadtgebiet am Samstag mit rund 1.000 Kräften im Einsatz.
 
Neben der Gaza-Demo finden auch noch eine mit 10.000 Teilnehmern angemeldete Demonstration im Prenzlauer Berg sowie das Bundesliga-Spiel des 1. FC Union Berlin gegen die TSG Hoffenheim im Stadion an der Alten Försterei statt.
 
Sendung: rbb24 Inforadio, 08.09.2025, 17:49 Uhr

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