Dem rumänischen Verteidigungsministerium in Bukarest zufolge ist eine russische Drohne in den rumänischen Luftraum eingedrungen. Die Drohne soll während eines russischen Angriffs auf die Infrastruktur in der benachbarten Ukraine durch den Luftraum des NATO-Mitglieds geflogen sein. Daraufhin sind zwei F-16-Kampfflugzeuge entsandt worden, um die Situation zu überwachen.
Die Flugzeuge hätten die Drohne verfolgt, bis sie in der Nähe des Dorfes Chilia Veche „vom Radar verschwand“, hieß es in einer Erklärung des Verteidigungsministeriums. Die Drohne sei jedoch „nicht über bewohnte Gebiete geflogen und habe so keine unmittelbare Bedrohung für die Sicherheit der Bevölkerung dargestellt“, hieß es weiter. Dennoch hatte der Katastrophenschutz die Bevölkerung vor der Gefahr möglicherweise herabfallender Gegenstände aus der Luft gewarnt.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind im Donaudelta mehrmals Trümmer russischer Drohnen auf rumänisches Territorium gefallen – meistens nach russischen Angriffen auf die dort in Sichtweite befindlichen Häfen am ukrainischen Donau-Ufer.
Jedes Mal hatten Rumäniens Behörden sowie die NATO erklärt, dass es sich um von Russland unbeabsichtigte Vorfälle gehandelt habe. Im Februar hatte das rumänische Oberhaus trotzdem ein Gesetz verabschiedet, das es dem Land ermöglicht, Drohnen abzuschießen, die seinen Luftraum verletzen.
Polnische Kampfjets im Einsatz
Auch in Polen kam es zuletzt zu Verletzungen des Luftraums durch das Eindringen russischer Drohnen. So war in der Nacht auf Mittwoch bei einem russischen Luftangriff auf die Ukraine eine große Zahl an Drohnen auch in den Luftraum Polens – und damit der NATO – geflogen. Die polnische Luftwaffe und andere NATO-Verbündete schossen erstmals einige russische Drohnen ab.
Aufgrund der Gefahr eines russischen Drohnenangriffs sind auch am heutigen Samstag wieder Kampfjets in Polen in die Luft gestiegen. Wie das Führungskommando der polnischen Armee in Warschau mitteilte, wurden zudem die bodengestützten Luftabwehrsysteme am Nachmittag in höchste Bereitschaft versetzt. Laut dem polnischen Vizeverteidigungsminister Cezary Tomczyk waren zusätzlich Hubschrauber im Einsatz. Der Flughafen Lublin wurde laut der Nachrichtenagentur PAP wegen der militärischen Aktivitäten vorübergehend für den zivilen Luftverkehr geschlossen. Nach rund zwei Stunden gab die polnische Armee bekannt, dass die Operation der Luftstreitkräfte beendet sei und die erhöhte Alarmbereitschaft aufgehoben werde.
© Lea Dohle
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Seit dem Vorfall am vergangenen Mittwoch erhält Polen zusätzlich Unterstützung von NATO-Verbündeten. Mehrere europäische Länder – darunter Frankreich, Deutschland und Schweden – haben eine Verstärkung ihres Beitrags zur Luftverteidigung Polens entlang seiner östlichen Grenze zur Ukraine und Belarus angekündigt.
Selenskyj wirft Russland Kriegs-Ausweitung vor
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht aufgrund der Luftalarme in Polen und Rumänien die Gefahr, dass Russland den Krieg ausweiten könnte. Die russischen Militärs wüssten genau, wohin ihre Drohnen fliegen, das sei keine Eigenmächtigkeit irgendwelcher untergeordneter Kommandeure, schrieb Selenskyj auf Telegram: „Das ist eine offensichtliche Ausweitung des Kriegs durch Russland.“
Dieses Vorgehen mache präventive Handlungen des Westens erforderlich, teilte er weiter mit. Russland müsse die Folgen zu spüren bekommen, forderte Selenskyj. Einmal mehr drängte er auf Sanktionen und auch auf die von US-Präsident Donald Trump ins Spiel gebrachten Zölle gegen Russlands Handel. Es sei zudem nötig, ein gemeinsames Sicherheitssystem aufzubauen: „Wartet nicht erst auf Dutzende Drohnen und ballistische Raketen, um endlich Entscheidungen zu treffen.“
Auch der US-Außenminister Marco Rubio bezeichnete das Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum als inakzeptabel. Ihm zufolge sei jedoch unklar, ob Russland die Drohnen absichtlich in polnisches Gebiet gesteuert habe.
Ukrainekrieg
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