Stand: 13.09.2025 18:25 Uhr

Der SC Freiburg hat ein am Ende wildes Baden-Württemberg-Duell gegen den VfB Stuttgart gewonnen und einen kompletten Fehlstart in die Saison noch abgewandt. Für den Freiburger Sieg sorgten zwei Joker.

Der SC Freiburg hat am 3. Spieltag der neuen Bundesliga-Spielzeit seinen ersten Saisonsieg gefeiert und dabei vor 34.700 Zuschauern einen Rückstand noch umgebogen. Im schwäbisch-badischen-Duell gegen den VfB Stuttgart setzten sich die Breisgauer mit 3:1 (0:1) durch. Gegen den Pokalsieger aus Stuttgart musste der Sport-Club zwar den Gegentreffer von Ermedin Demirović hinnehmen (20. Minute), der mit seinem ersten Saisontreffer die beste Phase des VfB krönte. Nach dem Rückstand machte Freiburg über weite Strecken mehr für die Partie und belohnte sich mit den Treffern durch die eingewechselten Igor Matanović (81., 90.+2) und Derry Scherhant (86.). Kurz vor Schluss sah Johann Manzambi noch die Rote Karte (90.+8).

VfB-Neuzgänge Bouanani und El Khannouss in Startelf

Der SC Freiburg war mit der Hypothek von zwei Niederlagen aus den ersten beiden Saisonspielen in das Duell mit dem VfB gegangen. Auf die Pleite zum Auftakt gegen Augsburg folgte für die Freiburger eine deutliche 1:4-Niederlage beim Aufsteiger 1. FC Köln. SC-Coach Julian Schuster wollte die schwere Aufgabe gegen den schwäbischen Rivalen aber nicht als Bürde, sondern als Chance verstanden wissen. „Ich glaube, diese Rivalität kann auch helfen, die Energie, die wir benötigen, auf den Platz zu bekommen“, so Schuster vor der Partie.

Anders als der Sport-Club hatte der VfB mit dem hart erkämpften Sieg gegen Borussia Mönchengladbach zwar den Fehlstart in die Saison verhindern können. Doch durch den Abgang von Stürmer Nick Woltemade nach Newcastle sowie die Verletzung von Nationalspieler Deniz Undav war die Offensive der Schwaben durchgeschüttelt worden. Und so bot VfB-Trainer Sebastian Hoeneß die zwei offensiven Neuzugänge Badredine Bouanani (OSC Lille) und Bilal El Khannouss (Leicester City) gegen den SC Freiburg von Beginn an auf.

Beide Teams gingen den Start in die Partie jedoch weniger offensiv, sondern eher ruhig und mit dem Bemühen um Spielkontrolle an. In der ersten Viertelstunde blieben nennenswerte Torgelegenheiten aus, den ersten Abschluss wagte El Khannouss (16.). Sein Rechtsschuss strich aber relativ deutlich über das Freiburger Tor.

VfB-Stürmer Demirović mit Geniestreich zur Führung

Die Schwaben verlagerten das Spielgeschehen jetzt zunehmend in die Freiburger Hälfte und wurden für ihre Aktivität in der 20. Minute belohnt: Der in dieser Saison bislang glücklose Demirović wurde von Jamie Leweling mit einer Flanke von links vorbildlich bedient. Der Bosnier reagierte nahe des Elfmeterpunktes mehr als abgezockt, als er den Ball mit der Hacke an SC-Torhüter Noah Atubolu vorbei flach in die linke Ecke zur 1:0-Führung einschob – ein Traumtor.

Den Schock des Gegentores mussten die Freiburger erst einmal abschütteln, erst acht Minuten später wagte Jan-Niklas Beste mit einem Flachschuss aus 16 Metern den ersten SC-Torschuss überhaupt. VfB-Keeper Alexander Nübel hielt sicher. In der 34. Minute war es Manzambi, der es mit einer Einzelaktion probierte, aber ebenfalls verzog.

In dieser Phase ruhten sich die Gäste ein wenig auf der Führung aus und kamen kaum noch über die Mittellinie, geschweige denn vor das SC-Tor. Freiburg störte früh und drängte den VfB an den eigenen Strafraum zurück. Kurz vor der Pause kam Patrick Osterhage noch einmal mit dem Kopf zum Abschluss (45.+2), brachte Nübel aber nicht mehr in Bedrängnis. Und so ging es mit der knappen Führung der Gäste in die Halbzeitpause.

Freiburg kommt mit mehr Schwung aus der Pause

Ohne personelle Veränderungen gingen beide Mannschaften in die zweite Hälfte. Die Gastgeber knüpften jedoch an die Intensität an, mit der sie vor der Pause aufgetreten waren. Lukas Kübler zwang mit einem Abschluss aus spitzen Winkel von der rechten Seite Nübel zu einer guten Parade (52.). Freiburg behielt weiter das Kommando über das Spielgeschehen, Zählbares sprang aber weiter viel zu selten dabei heraus.

Der VfB hielt sich weiterhin in der Offensiv vornehm zurück, erst Leweling wagte in der 62. Minute mal wieder einen Abschluss, der aber über das SC-Tor ging. Im Anschluss wechselten beide Trainer das erste Mal. Auf Freiburger Seite verließ Vincenzo Grifo etwas überraschend für Derry Scherhant das Feld, bei Stuttgart kam Tiago Tomás für Bouanani.

Am Spielgeschehen änderten die Wechsel zunächst nichts. Freiburg spielte gut bis ins letzte Drittel, konnte die Überlegenheit aber nicht in Torgefahr aus dem Spiel heraus verwandeln – auch wenn der SC die Gäste zunehmend an deren Strafraum einschnürte. Um doch noch mehr Punch in der Offensive zu entwickeln, brachte SC-Coach Schuster eine knappe Viertelstunde vor Schluss Neuzugang Igor Matanović. Matanović hatte die ersten beiden Spiele noch mit muskulären Problemen verpasst und übernahm für Lucas Höler die Mittelstürmer-Position.

„Ich hätte noch nicht einmal geglaubt, dass ich im Kader bin“, sagte der eingewechselte Stürmer nach dem Spiel im ARD-Interview. Es sei sehr früh nach seiner Verletzung gewesen, erst am Dienstag sei er ins Training eingestiegen. „Ich bin überglücklich, dass er [Schuster] sich dafür entschieden hat.“

Matanović schnürt den Doppelpack für Freiburg

Denn es war ein Wechsel, der sich als der goldrichtige erwies: Denn nur drei Minuten, nachdem er ins Spiel gekommen war, vollendete der 22-Jährige einen SC-Angriff über die rechte Seite mit einem Linksschuss aus beinahe 16 Metern unter Bedrängnis unhaltbar ins linke Ecke. Und auch die Einwechslung von Scherhant erwies sich als die richtige Entscheidung. Denn fünf Minuten nach dem Ausgleich besorgte er das laut umjubelte – und auch verdiente – 2:1 für die Gastgeber, indem er vom linken Strafraumeck den Ball unter die Latte knallte. Die beiden Joker hatten das Spiel für die Gastgeber gedreht. „Wir verlieren die Kontrolle“, sagte VfB-Torschütze Demirović ein wenig konsterniert nach der Partie. „Ich habe gedacht, dass wir das Spiel über die Zeit ziehen und einfach mal dreckig 1:0 gewinnen.“

Nach dem Freiburger Doppelschlag war aber immer noch nicht Schluss. Denn in der zweiten Minute der Nachspielzeit gab es noch einen Elfmeter für den Sport-Club, nachdem Manzambi im Strafraum von Finn Jeltsch von den Beinen geholt worden war. Matanović übernahm Verantwortung und verwandelte sicher zum 3:1. Was für ein Debüt für den Mittelstürmer!

Einen kleinen Dämpfer gab es kurz vor dem Schlusspfiff dann aber doch noch, denn Manzambi, der das Freiburger Spiel immer wieder über die linke Seite angekurbelt hatte, traf in einem Zweikampf mit Ramon Hendriks seinen Gegenspieler mit dem Fuß auf Kopfhöhe. Schiedsrichter Daniel Siebert zückte die Rote Karte und schickte den 19-Jährigen vom Feld. Am 3:1-Erfolg für die Breisgauer änderte der Platzverweis aber nichts mehr.

VfB empfängt St. Pauli, Freiburg muss nach Bremen

Durch den ersten Sieg im dritten Spiel hat der Sport-Club den kompletten Fehlstart in die Saison vermieden und für einen deutlichen Stimmungsaufheller im Breisgau gesorgt. „Es war ein Start, den wir uns anders vorgestellt hatten“, gab Matchwinner Matanović zu. „Aber heute haben wir eine super Reaktion gezeigt, wir waren die bessere Mannschaft.“ Stuttgart habe sich überraschend zurückgezogen und Freiburg habe es „am Ende verdient über die Linie gespielt“.

Am kommenden Samstag (20.9., 15:30 Uhr, live im Audiostream auf Sportschau.de) wartet mit dem Auswärtsspiel beim SV Werder Bremen jedoch eine knifflige Aufgabe auf den SC. Bereits am kommenden Freitag (19.09., 20:30 Uhr, live im Audiostream auf Sportschau.de) eröffnen die Stuttgarter, die nun mit zwei Niederlagen und einem Sieg dastehen, mit dem Heimspiel gegen St. Pauli den vierten Spieltag.

Sendung am Sa., 13.9.2025 14:00 Uhr, Stadion, SWR1

Südwestrundfunk