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Trumps Zölle zeigen Folgen: Nicht nur die hohen Zölle auf Stahl, Aluminium und Kupfer sind ein Problem, auch die Bürokratie ist absurd. Ein Maschinenbauer zieht Konsequenzen.
Spelle – Der Handel mit den USA wird für den deutschen Maschinenbau ein echtes Problem. Nachdem auf EU-Exporte in Stahl und Aluminium bereits seit dem 4. Juni 2025 zusätzliche Zölle von 50 Prozent erhoben wurden, gelten diese Zusatzzölle jetzt seit dem 1. August auch für Kupfer. Die Zölle fallen dabei zusätzlich zu den regulären Einfuhrzöllen in Höhe von 15 Prozent an. Diese exorbitanten Zölle sind für den deutschen Maschinenbau ein Problem und schränken ihre Exporte in die USA massiv ein. Damit aber noch nicht genug – die Extrazölle werden auch auf alle Produkte erhoben, die eben diese Materialien beinhalten, in diesem Fall dann anteilig. Das führt zu extremen Handelsbarrieren, denn die Anteiligkeit ist vielfach gar nicht ermittelbar.
Maschinenexporte in die USA sind zu teuer © Jan Woitas/dpaAnteilige Zölle auf Maschinen mit bis zu 15.000 Einzelteilen?
Die US-Regierung hatte am 18. August die Zölle auf Stahl, Aluminium und Kupfer auf einige hundert Produktkategorien ausgeweitet, die diese Materialien enthalten. Die deutschen Exporteure sind demnach aufgefordert, für ihre Produkte die genauen Zusammensetzungen, das Gewicht und auch Herkunft und Kosten der Einzelteile zu ermitteln und mitzuteilen. Das ist für viele Produzenten gar nicht machbar. Landmaschinenhersteller Krone aus dem Emsland hat jetzt kapituliert und seine Exporte in die USA eingestellt.
Wie Gero Schulze Isfort, Geschäftsführer der Bernard Krone Beteiligungs-GmbH, in einem Interview mit der FAZ erklärte, bestehen seine Maschinen teilweise aus 15.000 Einzelteilen. Viele der Einzelkomponenten werden von Zulieferern gefertigt, die dafür dann alle Einzelinformationen zu ihren Komponenten liefern müssten. „Bis wir so weit wären, 15.000 Sachnummern für ein einziges Produkt im System mit allen Informationen zu erfassen, würde das ein Jahr dauern“, erläuterte Schulze Isfort. Das ist für den Landmaschinenhersteller nicht machbar.
Die Berechnungsgrundlage für die Zölle ist auch nicht klar
Bernard Krone, Eigentümer der Krone-Gruppe und Aufsichtsratsvorsitzender, führte außerdem an, dass die Berechnungsgrundlage für die anteiligen Zölle von 50 Prozent ebenfalls unklar ist. Es ist nicht bekannt, ob diese auf den prozentualen Anteil, den Warenwert, das Gewicht oder als Pauschalanteil für bestimmte Produktkategorien erhoben werden. Auch ist unklar, ob die Zölle auch für Maschinen erhoben werden, die über Kanada geliefert werden oder die amerikanischen Stahl enthalten.
Wie Schulze Isfort der FAZ erklärte, müssen beim US-Zoll genaue Nachweise geliefert werden, wie viel von welchem der Materialien in einem Produkt enthalten ist. Für den Fall, dass dies beim Zoll falsch deklariert wird und mit Strafen belegt wird, sind, in Verbindung mit den extrem hohen Zöllen, die unternehmerischen Risiken einfach zu groß. Die hohen Zölle in Verbindung mit den völlig unklaren Regelungen schaffen für europäische Handelspartner unüberwindbare Barrieren.
Maschinenexporte in die USA sind stark rückläufig
Die USA sind für die deutsche Industrie ein sehr wichtiger Absatzmarkt, mit einem Exportvolumen von 77,6 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2025. Das Exportgeschäft mit den USA wird dabei von den Schlüsselindustrien Fahrzeug- und Maschinenbau dominiert – und hier brechen die Exporte stark ein. Im Maschinenbau beläuft sich das Minus auf 7,9 Prozent im ersten Halbjahr, wie produktion.de berichtet. Auch für den Landmaschinenhersteller Krone ist die Lage bitter. Bis zu 15 Prozent der produzierten Maschinen gehen nach Nord- und Mittelamerika, zwei Drittel davon in die USA. Jetzt werden die Maschinen allerdings so teuer, dass sie gar nicht mehr abgesetzt werden können, so Schulze Isfort zur FAZ. 2,4 Milliarden Euro Umsatz machte Krone zuletzt und beschäftigt 10.000 Mitarbeiter.
Enttäuschung über die Zollverhandlungen der EU
Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) hatte bereits in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Zollvereinbarungen kritisiert und die EU um Hilfe gebeten, da die hohen Zölle die Existenz vieler Maschinen- und Anlagenhersteller bedrohen würden. Der Verband ist in seinen Forderungen eindeutig: „Wir fordern die Kommission nachdrücklich auf, alle verfügbaren Anstrengungen zu unternehmen, um die EU von den Zöllen auf Stahl- und Aluminiumderivate zu befreien und sicherzustellen, dass Maschinen und Ausrüstungen von künftigen sektoralen Zöllen ausgenommen werden.“ Wenn sich an den Zollbestimmungen nichts grundsätzlich ändern sollte, kann auch Krone wohl keine Maschinen mehr für den US-Markt produzieren.
VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann sieht auch den Schaden, den sich die USA mit den hohen Zöllen selbst zufügt:„Diese Zölle untergraben auch die Re-Industrialisierungsziele der USA, da nicht nur fertige Maschinen, sondern auch deren Komponenten von den hohen Stahl- und Aluminiumzöllen betroffen sind“. Krone liefert derzeit auch keine Ersatzteile für bestehende Maschinen in den USA mehr aus.