Mehr als 200 ukrainische Drohnen will das russische Militär vor wenigen Tagen abgefangen haben, über den Regionen Brjansk, Smolensk und St. Petersburg. Wie viele Drohnen genau das ukrainische Militär über die Grenze schickte, ist schwer zu bestimmen – beide Seiten machen um diese Zahlen ein Geheimnis. Bekannt ist aber, dass die Ukraine ihre Angriffe auf die russische Kriegswirtschaft ausgeweitet hat, etwa mit Angriffen auf die Ölwirtschaft im Land des Aggressors.

Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion

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Die ukrainischen Drohnen-Angriffe haben allerdings noch einen anderen Effekt: Sie sorgen dafür, dass Russland regelmäßig mit Störungen des Internetzugangs für Verbraucher, Unternehmen und öffentliche Institutionen zu kämpfen hat. Mehr als 2000 Ausfälle des Mobilfunks gab es in unterschiedlichen Regionen Russlands allein in den Monaten Juli und August. Mehr als dreimal so viele wie noch im Juni. Das geht aus Daten des russischen Informationstechnologie-Portals Na Svyazi hervor. Die „Financial Times“ berichtete zunächst darüber. Demnach dauerten die Ausfälle von einigen Stunden bis zu mehreren Wochen an.

Mobilfunk: Drohnen nutzen Netz für Angriffe

Die Internetausfälle treffen die Bevölkerung in Russland unmittelbar. Kartenlesegeräte, Busanzeigetafeln oder Transportunternehmen, die auf mobile Daten angewiesen sind, sind betroffen. Für Russlands durch den Westen sanktionierte Kriegswirtschaft sind diese Ausfälle eine zusätzliche Belastung. Laut der, mittlerweile im Exil etablierten, russischen Datenschutzorganisation „Internet Protection Society“ (IPS) beläuft sich der Schaden für die russische Wirtschaft durch einen einstündigen Internetausfall nur in Moskau auf mehr als 660 Millionen Euro.

Die Ausfälle konzentrieren sich dabei vor allem auf Regionen in der Nähe von militärischen Einrichtungen. Dort sind russische Offizielle nach eigenen Angaben mitunter gezwungen das Netz abzuschalten, um die Verbindung der per Mobilfunknetz gesteuerten Drohnen der Ukraine zu kappen. Gleichzeitig ist das Netz in Russland ohnehin alles andere als frei. Auch im Zuge von Zensurmaßnahmen werden in Russland immer wieder Seiten gedrosselt, Plattformen gesperrt und ganze Regionen vom Netz genommen.

Russland: Hardware wird knapp – nur Huawei liefert

Die Ausfälle sind inzwischen so regelmäßig, dass auch das russische Staatsfernsehen sie nicht ignorieren kann. Dort wurde zuletzt etwa über „lifehacks“ für Verbraucher berichtet, die keinen Handyempfang mehr haben. Ein Tipp: Im Restaurant mehr mit den Freunden reden und weniger aufs Handy schauen oder den Busfahrplan eben auswendig lernen. Tatsächlich passt sich die russische Bevölkerung inzwischen an. Wie die Zentralbank des Landes im Juli meldete, stieg die Summe des sich im Umlauf befindenden Bargelds im Vergleich zum Vorjahr an. Auch die Zentralbanker führten das auf die zunehmende Unzuverlässigkeit digitaler Dienste zurück.

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ARCHIV - 15.08.2024, Polen, Warschau: F-35-Jets der polnischen Luftwaffe nehmen an der Militärparade anlässlich des Tages der polnischen Streitkräfte teil. Die polnische Luftwaffe stieg wegen russischer Angriffe auf die Ukraine zur Sicherung des eigenen Luftraums auf. (zu dpa: «Polens Luftwaffe schießt Drohnen ab - Bevölkerung gewarnt») Foto: Leszek Szymanski/PAP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Mikhail Klimarev, Vorsitzender von IPS, betonte gegenüber der „Financial Times“ außerdem, dass Russland derzeit Probleme habe die nötige Hardware für sein Mobilfunknetz in Schuss zu halten. Große Telekommunikationsunternehmen wie Nokia oder Ericsson haben sich aus dem Land zurückgezogen. Einziger Lieferant: Das chinesische Unternehmen Huawei.

lro