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In mehreren deutschen Tierheimen sind Kätzchen an einem Virus verendet. Auch Wohnungskatzen können betroffen sein, mahnt eine Tierärztin.
Malchow – Kleine Pfötchen, die noch gestern verspielt durchs Tierheim tappten, liegen heute leblos da. In Mecklenburg-Vorpommern kämpfen Tierschützer gegen einen unsichtbaren Feind: Das Parvovirus, bekannt als Katzenseuche, rafft Katzenbabys in erschreckender Geschwindigkeit dahin. Besonders betroffen ist laut eines Berichts von RTL das Tierheim in der Kleinstadt Malchow, wo innerhalb weniger Tage sechs kleine Katzen starben. Weitere waren erkrankt, nur drei von ihnen konnten gerettet werden.
Haustierhalter sollten achtsam sein: Bei einer Infektion mit der felinen Panleukopenie kann alles ganz schnell gehen. (Symbolbild) © Zoonar.com/Dmitrii Marchenko/Imago
Tierheimleiterin Margret Kuhlmann beschreibt im Gespräch mit dem TV-Sender den dramatischen Verlauf: „Dann fing es an, dass sich Katzen beiseite gesetzt haben. Dann wurde das Fressen immer weniger und dann kriegten sie von heute auf morgen einen Durchfall und waren innerhalb von zwölf Stunden tot.“ Die Untersuchungen des Landesamts bestätigten den Verdacht: Das gefürchtete Parvovirus, auch feline Panleukopenie (FPV) genannt, ist die Ursache für den plötzlichen Tod.
Katzen in Tierheim sterben an tödlichem Virus – das Dilemma mit der Impfung
Im Gegensatz zum humanen Parvovirus B19 ist die feline Panleukopenie für den Menschen komplett ungefährlich. Bei der Katzenseuche handelt es sich um einen spezialisierten Virusstrang, der menschliche Zellen nicht infizieren kann, wie ein Ratgeber der Deutschen Familienversicherung bestätigt. FPV ist keine Zoonose, wie beispielsweise das Coronavirus.
Das Tierheim Malchow verhängte laut dem Nordkurier sofort eine Aufnahmesperre für Katzen, um die weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Zwei der verstorbenen Tiere wurden zur Untersuchung an das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern geschickt. Kuhlmann berichtet der regionalen Tageszeitung, dass die Sperre noch mindestens eine Woche bestehen bleibe.
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Doch nicht nur Malchow ist betroffen. Auch in den Tierheimen Neustrelitz und Wolgast starben Katzen an dem gleichen Virus. Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte bestätigte in allen Fällen den Nachweis des Erregers. Tierärztin Sabine Menke erklärt RTL: „Die Impfung ist wirklich das einzige, was prophylaktisch sicher hilft.“ Doch genau diese Impfung fehlt vielen Katzen in überfüllten Tierheimen. Zudem ist der Impfstoff erst ab der achten Lebenswoche zugelassen.
Auch eine Pflegestelle in Paderborn kämpft um das Leben von Baby-Katzen. Ort werden junge Katzen aufgenommen, die besonders viel Aufmerksam zu Zuwendung benötigen. Indes wurden zehn Katzen in einer Transportbox am Waldrand in NRW ausgesetzt. Die Tierschützer stehen damit vor einem Problem, da die Heime bereits jetzt voll ausgelastet sind.
Auch Wohnungskatzen können sich mit Seuche anstecken – das sind die Symptome
Besonders tückisch: Das Virus ist extrem widerstandsfähig. „Übertragen kann sie sich im Haushalt. Das können Sie wahrscheinlich nicht verhindern, weil es mit allen Gegenständen übertragbar ist. Also mit den Sachen, mit den Schuhen“, warnt Menke. „Deshalb können auch Wohnungskatzen das bekommen, wenn ich von draußen den Erreger mit in die Wohnung bringe.“ Besonders gefährdet sind junge Katzen mit geschwächtem Immunsystem. Zu den typischen Symptomen gehören:
- Lustlosigkeit, Apathie
- Nasenausfluss
- Bindehautentzündung
- Futterverweigerung
- Erbrechen
- Durchfall
- Fieber
Experten raten dringend zur Grundimmunisierung. Nach Informationen der Deutschen Familienversicherung werden die ersten Impfungen werden im Alter von acht, zwölf und 16 Wochen durchgeführt. Anschließend erfolgt die erste Auffrischungs-Impfung nach 15 Monaten und dann alle zwei bis drei Jahre. Wird mit der Impfung erst in fortgeschrittenem Alter der Katze begonnen, reicht es aus, zweimal im Abstand von vier Wochen zu impfen. Die Auffrischung erfolgt nach einem Jahr.
Im Tierheim Malchow hoffen drei Kätzchen in Quarantäne auf ihre rettende Impfung. In zwei Wochen sollen sie ihre erste Impfung erhalten – ihre einzige Chance, die Katzenseuche zu überleben. „Wir haben alles gemacht und getan, um gegen den Flüssigkeitsverlust vorzugehen“, so Tierheimleiterin Kuhlmann bei Nordkurier. „Dass so viele Katzen hier gestorben sind, geht unter die Haut und macht mich todtraurig. Und erschüttert mich auch als jahrelange Tierschützerin.“ (cln)