50-Jahr-Jubiläum: Filderstadt feiert sich selbst Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub braucht bei der Eröffnung zwei Schläge am Bierfass. Foto: Caroline Holowiecki

Bernhäuser, Bonländer, Sielminger, Harthäuser und Plattenhardter in Partylaune vereint: Sie alle haben das Wochenende über ausgelassen den 50. Geburtstag von Filderstadt zelebriert.

Vermutlich waren schon am Tag zuvor Zigtausende Liter Bier über diverse Theken gegangen, aber ein bisschen Symbolik muss sein, und so stach am Samstagnachmittag der Filderstädter Oberbürgermeister Christoph Traub noch ein Fass an. Zwei gezielte Schläge, das Bier floss, die Menge applaudierte. Die Stimmung war ohnehin über überaus ausgelassen auf dem Festplatz am Rand von Sielmingen: Drei Tage lang wurde das 50-Jahr-Jubiläum der Gründung von Filderstadt gefeiert.

Viele Monate lang war auf die große Sause hingearbeitet worden, und als es dann so weit war, wollten gefühlt alle dabei sein. Tatsächlich war bei den Planungen an jede Bevölkerungsgruppe gedacht worden. Familien hatten beim Kinderflohmarkt, auf der Spielstraße und am Sonntag auf der Blaulichtmeile ihren Spaß. Feierwütige und Musikliebhaber fanden beim „Heimspiel“ der beliebten Bands Red Fox, Halbe He und Flippmanns Gelegenheit zum Schwofen und Mitsingen. Und wer ein etwas gediegeneres Programm suchte, konnte diversen musiktreibenden Vereinen zuhören oder beim Festzelt-Gottesdienst zur Ruhe kommen.

Das Feiern hat seinen Preis Die Feier hat ihren Preis

Die riesige Sause hat sich die Stadt einiges Kosten lassen. Anfang des Jahres war von knapp 620 000 Euro für sämtliche Jubiläumsaktivitäten, die das ganze Jahr über stattfanden und stattfinden werden, die Rede gewesen. Allein das Stadtfest hat knapp 350 000 Euro verschlungen, und das, obwohl eine riesige Gruppe von mehr als 400 Helferinnen und Helfern aus der Verwaltung und der Arge, der Arbeitsgemeinschaft Sielminger Vereine, ehrenamtlich angepackt hat.

Vile Spaß haben haben die Teilnehmer bei der 1990er Party. Foto: Caroline Holowiecki

Das Geld und die Arbeit scheinen sich gelohnt zu haben: Gefühlt war ganz Filderstadt dabei beim großen Fest. Bereits der zentrale Seniorennachmittag sprengte die Erwartungen. „Es war überragend voll“, sagte Christoph Traub. Um die Menschen setzen zu können, habe man eilig Mobiliar heranschaffen müssen. Voll war’s auch am Abend bei der 90er-Party mit den Bands Fun Factory, Rednex und Captain Jack. Etliche der in Summe knapp 2000 Gäste kamen im passenden Neon-Look. So auch Nina Schäfer aus Sielmingen. Sie ist Jahrgang 1980. „Ich liebe die 90er. Ich hatte meine Jugend direkt in den 90ern“, sagte sie. Für die Party hatten sie und ihre Freundinnen extra ihre schrillen Faschingsoutfits herausgekramt. „Wenn nicht heute, wann dann?“, sagte sie. Auch Jennifer Klauser aus Sielmingen, Jahrgang 1985, hatte sich in Schale geworfen: „Ich freue mich auf die ganze Bandbreite der Musik.“

Enttäuscht wurde sie sicher nicht. Macarena und Ice Ice Baby, Backstreet Boys und Spice Girls, David Hasselhoff und Michael Jackson, alles war dabei. Die Livebands spielten ihre alten Hits, und obwohl – oder gerade weil – 90er-Eurodance und -Pop nicht für anspruchsvolle Lieder mit inhaltsschweren Texten bekannt sind, feierte und sang das ganze Festzelt bis weit nach Mitternacht mit. Toni Cottura, Rapper und Stimmungsmacher bei Fun Factory, mischte sich nach dem Auftritt unters Volk. „Wir touren seit 2013 weltweit“, berichtete er, „weil die Leute die 90er lieben.“

Vor 50 Jahren kein Grund zum Feiern

Dass Bonländer, Sielminger, Plattenhardter, Harthäuser und Bernhäuser einmal ausgelassen miteinander feiern würden, war vor 50 Jahren nicht abzusehen gewesen. Denn der jetzige Anlass ist einer, bei dem 1975 eigentlich kaum jemandem zum Feiern zumute gewesen war. Am 1. Januar 1975 schlossen sich die fünf ehemals eigenständigen Gemeinden im mittleren Fildergebiet zu einer Stadt zusammen, als Teil der großen Gemeindereform in Baden-Württemberg, bei der sich die Zahl der Gemeinden von 3379 auf 1111 reduzierte. Eine Liebesheirat war das Ganze aber keinesfalls, vielmehr gab es in der Bevölkerung erhebliche Vorbehalte. Die Landesregierung jedoch favorisierte die Fünfer-Lösung, obwohl die Gemarkung durch die im Bau befindliche B 27 durchschnitten wurde. Letztlich beugten sich die fünf Kommunen – auch, weil eine Fusionsprämie von 1,76 Millionen D-Mark winkte.

Party bis in den Morgen

Geld muss fürs friedliche Miteinander heute keiner mehr zahlen. „Eigentlich feiern wir schon 28 Stunden in diesem Zelt“, sagte der Oberbürgermeister Christoph Traub beim Fassanstich lachend, und die Geburtstagsfeier werde bis zum Abbau am Montagmorgen gehen. Auch der wird wieder mithilfe vieler Ehrenamtlicher vonstattengehen, und dieser Zusammenhalt ist etwas, das in Filderstadt besonders ausgeprägt ist. Christoph Traub dazu: „Als Stadt ist man nie allein. Man ist Stadtgesellschaft.“

Weitere Jubiläumspartys

Feuerwehr
Nach der Party ist vor der Party. Wer das 50-Jahr-Stadtjubiläum in Filderstadt tanzend feiern will, bekommt noch mal Gelegenheit dazu. Auch die Feuerwehr in der Stadt begeht ihren 50. Geburtstag, hierzu richtet die Abteilung Plattenhardt in der Weilerhauhalle am 27. September eine Mallorcaparty mit Party- und Stimmungsmusik für alle ab 18 Jahren aus. Der Start ist um 19 Uhr.

Alte Mühle
Zu 50 Jahren Filderstadt richten das Team der Alten Mühle in Bonlanden und die örtliche Volkshochschule außerdem eine Disconacht aus. Sie findet am 28. November statt. Der Eintritt in Höhe von fünf Euro dient einem guten Zweck.