Als um kurz nach 18 Uhr die NRW-Prognose des WDR über die Leinwand im Duisburger Rathaus flimmert, geht ein Raunen durch den großen Saal: die CDU klar vorn, eine zweistellige Zuwachsrate für die AfD. Die in großer Zahl vertretenen Ratsmitglieder und Anhänger der AfD jubeln. Und ihre Freude wird im Laufe des Abends immer größer, als sich herauskristallisiert, dass sich ihr OB-Kandidat Carsten Groß in der Stichwahl mit Amtsinhaber Sören Link (SPD) messen wird. Link hat mit 46 Prozent die absolute Mehrheit verpasst (siehe Box). Die Stichwahl wird am 28. September über die Bühne gehen.
„Ich habe im Wahlkampf viel Rückhalt gespürt, nicht nur im Duisburger Norden“, erklärte Groß. Viele seiner Arbeitskollegen aus der Stahlbranche fühlten sich von der SPD nicht mehr vertreten. Jetzt werde es noch mal zwei Wochen „Vollgas“ geben im Wahlkampf.
Bärbel Bas, Bundesvorsitzende der Sozialdemokraten ist bei Medienvertretern besonders gefragt. Sie erklärt, die SPD müsse nun mehr denn je Politik für die Arbeitnehmer machen.
Sylvia Linn, OB-Kandidatin der Duisburger CDU, freut sich dagegen über das gute Abschneiden ihrer Partei in NRW, was auch auf die gute Arbeit von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst zurückzuführen sei. Vom Ergebnis der CDU in Duisburg zeigt sie sich enttäuscht, zumal es nicht gerade Rückenwind aus Berlin gegeben habe – das sei aber größtenteils auf die Arbeit der SPD-Minister zurückzuführen.
Bei der Ratswahl kann die SPD ihr Ergebnis von 2020 leicht verbessern und kommt auf 32,6 Prozent(. Vor fünf Jahren hatten die Sozialdemokraten 30,8 Prozent der Stimmen geholt. Eindeutiger Gewinner ist die AfD, die ihr Ergebnis von 2020 von 9,3 Prozent auf diesmal 21,1 Prozent mehr als verdoppelt.
Größter Verlierer in Duisburg sind die Grünen, die von 17,7 Prozent auf 9,1 Prozent der Stimmen abstürzen. Aber auch die CDU muss Federn lassen und kommt auf 17,4 Prozent (2020: 21,5 Prozent). Damit stellen die Christdemokraten im Rat der Stadt künftig nur noch die drittstärkste Fraktion hinter der SPD und der AfD. Ob eine Fortsetzung der informellen Großen Koalition im Rat der Stadt mit einer hauchdünnen Mehrheit fortgeführt werden wird, bleibt abzuwarten. Die Linke verbessert sich leicht auf 6,0 Prozent, Junges Duisburg erreicht 3,4 Prozent. Die übrigen derzeit im Rat vertretenen Parteien landen dahinter: das BSW erhält 2,1 Prozent, DAL – WGD erreicht 2,0 Prozent, die Tierschutz-Partei 1,9 Prozent, die FDP kommt gerade noch auf 1,5 Prozent.
Große Aufregung gab es bereits am Morgen im Briefwahlzentrum an der Gesamtschule Süd. Dort hatte es am Vorabend einen Einbruch gegeben – der allerdings keinen Einfluss auf die Kommunalwahl zur Folge hatte: „Zum Glück bringen wir die Wahlunterlagen erst am Wahltag ins Briefwahlzentrum“, erklärte Wahlleiter Martin Murrack am Sonntagmorgen. Deshalb hätten Briefwahlunterlagen weder gestohlen noch manipuliert werden können. „Nach ersten Erkenntnissen wurde überhaupt nichts gestohlen, nicht einmal die Laptops“, so der Wahlleiter. Deshalb sei es unklar, ob es bei dem Einbruch überhaupt einen Zusammenhang mit der Wahl gegeben habe. Nach Aussage des Hausmeisters der Gesamtschule sei dort nämlich in jüngster Zeit häufiger eingebrochen worden.
Nicht nur die Parteien, auch die Stadt selbst hatte im Vorfeld heftig die Werbetrommel für eine Teilnahme an der Wahl gerührt – zum Beispiel mit einem „Fest der Demokratie“ inklusive Freibier, großen Plakaten und einer Social-Media-Kampagne bei Instagram & Co., mit der man vor allem jüngere Wählerschichten erreichen wollte. Bereits um 16 Uhr, zwei Stunden vor Schließung der Wahllokale, hatten bereits 43,87 Prozent der wahlberechtigten Duisburger ihre Stimme abgegeben. 2020 hatte die Wahlbeteiligung insgesamt nur bei 39,15 Prozent gelegen. Diesmal lag sie am Ende bei rund 49 Prozent.
Wahlberechtigt waren in Duisburg insgesamt rund 350.000 Bürger. 8000 junge Menschen ab 16 Jahren hatten erstmals die Chance, ihre Stimme abzugeben. Rund 22.000 hatten zudem erstmals die Gelegenheit, bei einer Kommunalwahl abzustimmen. Ob gerade die jungen Menschen Gebrauch gemacht haben, werden die Analysen in den nächsten Tagen zeigen.