Gegen 19.45 Uhr betritt ein gutgelaunter Oberbürgermeister Sören Link den Ratssaal in Duisburg – unter tosendem Applaus und lauten „Sören!“-Rufen. „Ich freu mich sehr über ein starkes Ergebnis für mich“, sagt Link und ergänzt: Ein paar Prozentpunkte mehr hätte er sich doch gewünscht.

Dann erklärt er, in den kommenden Wochen alles geben zu wollen, um in der Stichwahl gegen den AfD-Kandidaten Carsten Groß gewinnen zu können. „Ich werde dafür sorgen, dass Duisburg offen, vielfältig und demokratisch bleibt“. Dann sagt er: Populismus und platte Sprüche haben nicht gereicht. Es ist eine Ansage an den ganz rechten und den ganz linken Rand.

Aber so ganz stimmt es natürlich auch nicht. Die AfD hat ihr Ergebnis im Stadtrat im Vergleich zu 2020 stark ausgebaut und mindestens verdoppelt. Und sie hat den Erfolg erzielt, in die Stichwahl um den Posten des Oberbürgermeisters zu kommen. 2017, bei der vergangenen Wahl, wurde Link noch im ersten Wahlgang gewählt. Die Kandidaten von CDU und Grünen finden anders als in vielen weiteren NRW-Städten bei der Stichwahl nicht mehr statt.

Am Abend war noch nicht ganz klar, wie stark die AfD im Ruhrgebiet werden wird. Fest steht aber, dass Duisburg mit einem Rechtsaußen-Kandidaten in der Stichwahl eine Ausnahme sein dürfte. In Gelsenkirchen etwa sieht die Lage noch dramatischer aus. Dort kam AfD-Kandidat Norbert Emmerich nach Auszählung von 174 der 209 Stimmbezirke auf rund 31 Prozent der Stimmen – und lag damit rund 5 Prozentpunkte hinter SPD-Kandidatin Andrea Henze.

Der Duisburger Parteichef und SPD-Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir zeigte sich am Sonntagabend siegessicher, auch was die Stichwahl angeht. Im Wahlkampf habe er gespürt, dass viele Menschen auf den Straßen frustriert und unzufrieden sind. Es gehe heute viel stärker um die Themen Sicherheit, Sauberkeit und Arbeitslosigkeit. „Wir adressieren diese Probleme“, sagt er.

Für Link wäre es die dritte Amtszeit, er ist seit 2012 im Amt, nachdem der damalige CDU-Oberbürgermeister nach der Loveparade-Katastrophe spektakulär abgewählt wurde. In zwei Wochen tritt Link dann gegen den eher unbekannteren Carsten Groß an, der als Stahlarbeiter beschäftigt ist. Die mangelnde Bekanntheit scheint ihm im Wahlkampf jedoch nicht geschadet zu haben – im Gegenteil.

Bedrückte Gesichter gab es am Abend vor allem bei den OB-Kandidaten von CDU und Grünen. Hier dürfte aber klar sein, dass die Unterstützung in der Stichwahl Sören Link gilt – darauf deuteten auch ausgiebige Glückwünsche am Abend hin. Die AfD gratulierte derweil überraschend einer der kleineren Parteien besonders eifrig: dem BSW.