Intendantin Schmid zieht positive Bilanz

Semperoper Dresden setzt auf Gesamtkunstwerk statt Star-Kult

14.09.2025 – 21:37 UhrLesedauer: 2 Min.

Nora Schmidt, Intendantin der Sächsischen Staatsoper DresdenVergrößern des Bildes

Semperoper-Intendantin Nora Schmidt (Archivbild): Sie will auch im zweiten Jahr ihrer Amtszeit mit spannungsgeladenen Inszenierungen überzeugen. (Quelle: Robert Michael/dpa/dpa-bilder)

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Die Semperoper Dresden verfolgt unter Intendantin Nora Schmid ein Konzept des Gesamtkunstwerks. Die Strategie zahlt sich mit einer Auslastung von 94,2 Prozent aus.

Die Semperoper Dresden hat in der zweiten Spielzeit unter Leitung von Nora Schmid auf spannungsgeladene Inszenierungen und das Gesamtkunstwerk statt auf einzelne Stars gesetzt. Die Intendantin betonte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, dass nicht nur Berühmtheiten im Mittelpunkt stehen. „Wir haben auch Top-Stars auf der Bühne, wollen aber viel mehr ein großes Ganzes bieten, das Spannung erzeugt.“

„Die teuersten Besetzungen sind nicht automatisch die besten. Ich bin niemand, der Namen einkauft. Mir geht es immer darum, spannende Konstellationen zu schaffen“, erklärte Schmid. Davon lebe die Arbeit in einem Opernhaus. Manche Künstler kämen gezielt nach Dresden, um mit bestimmten Regisseuren zusammenzuarbeiten.

In ihrer ersten Saison präsentierte Schmid dem Publikum anspruchsvolle Werke wie Arrigo Boitos „Mefistofele“, Sergej Prokofjews „Die Liebe zu den drei Orangen“ oder Kaija Saariahos „Innocence“. Letztere thematisiert die Folgen eines Amoklaufs und entspricht dem Anspruch der Intendantin, gesellschaftlich relevante Stoffe aufzugreifen.

„Unser Konzept ist aufgegangen, unser Publikum ist diesen Weg mitgegangen“, sagte Schmid mit Blick auf die Auslastung von 94,2 Prozent. „Das Schöne an einem Repertoire-Haus wie der Semperoper ist, dass sich so etwas einbetten lässt in ein großes Ganzes, vielen Vertrautes.“ Das Dresdner Publikum sei wach und neugierig.

Die Intendantin startete eine Publikumsoffensive, um Künstler und Zuschauer häufiger zusammenzubringen. Bereits zur ersten Vorstellung der Spielzeit – Wagners „Fliegender Holländer“ – lud sie zum Verweilen im Foyer ein. Es gehe darum, mit dem Publikum „locker, zwanglos und wie selbstverständlich“ ins Gespräch zu kommen.

Dass viele international erfolgreiche Sänger der Semperoper treu bleiben, führt Schmid auf die Atmosphäre am Haus zurück. Stars wie die schwedische Sopranistin Camilla Nylund und der Bass Georg Zeppenfeld, früher feste Ensemblemitglieder, singen trotz weltweiter Auftritte regelmäßig in Dresden.

Intendantin will ein Klima des respektvollen Miteinanders

„Das ist auch eine Frage des Klimas, des respektvollen Miteinanders. Und es ist eine Frage der Aufgaben, die einem übertragen werden, und der Konstellationen“, erläuterte die Intendantin. „Mit wem stehe ich wann auf der Bühne? Mit wem kann ich meine eigenen Vorstellungen am besten umsetzen.“ Mit der Sächsischen Staatskapelle verfüge man zudem über eines der besten Orchester.

Dresden sei kein „Sprungbrett“ für internationale Karrieren, betonte Schmid. „Das ist keine schöne Bezeichnung und trifft es nicht.“ Viele Künstler blieben der Stadt verbunden. „Dass man hier als junger Künstler Raum zur Entwicklung erhält, das strahlt in alle Welt aus. Christa Mayer hat mal gesagt, die Semperoper biete eine Akustik, wo eine Stimme gesund bleibt.“

Zur Zukunft der Oper meinte Schmid, Künstliche Intelligenz werde in Verwaltungsabläufe und teilweise in Inszenierungen Einzug halten, könne aber die Oper als Ganzes nie ersetzen. „Natürlich hätte auch ein Richard Wagner KI genutzt. Ein neugieriger Mensch, der aus der Fülle schöpft, probiert das aus.“ Die Faszination eines Live-Erlebnisses lasse sich mit KI jedoch nie abbilden.