Man merkt dem Mann auf der Anklagebank an, dass er sehr nervös ist. Er redet so schnell, dass ihn die Vorsitzende Richterin Monika Lamberti erst einmal auffordern muss, alles etwas langsamer anzugehen. Doch die Nervosität ist verständlich: Der 24-Jährige muss sich vor der 1. Großen Strafkammer wegen Totschlags verantworten – an einem sehr guten Freund. Und die Tat streitet der junge Mann aus Weissach im Tal auch nicht ab, sondern räumt sie über seinen Verteidiger Achim Wizemann unumwunden ein.

Am Abend des 4. Januar dieses Jahres sei er mit seinem Freund in seiner Wohnung in Weissach im Tal in Streit geraten, nachdem dieser in den Trockenfutternapf seiner Katze gespuckt habe. „So ein respektloses und ekelhaftes Verhalten hatte er in den Monaten zuvor schon öfter an den Tag gelegt“, erklärte Rechtsanwalt Wizemann für seinen Mandanten. Er habe seinem Freund, der rund 100 Kilogramm wiege und ihm körperlich überlegen gewesen sei, „eine Lektion erteilen“ wollen und habe mit einer Klimmzugstange und später auch mit einem Baseballschläger auf ihn eingeschlagen. „Ich wollte ihn verletzen, aber auf keinen Fall töten“, führte Wizemann für den Angeklagten weiter aus.

Sein Freund sei zunächst wieder aufgestanden und habe mit ihm in der Küche gegessen und getrunken, ehe er dann zusammengeklappt sei. Er habe ihn dann in sein Zimmer gebracht und eine Herzmassage und eine Mund-zu-Mund-Beatmung versucht. Anschließend habe er zweimal einen Notarzt angerufen. Doch die Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.

Tod durch innere Blutungen

Der Freund verstarb an inneren Blutungen, die von den zahlreichen Schlägen auf Brust, Bauch sowie Arme und Beine herrührten, so die Anklage. Der Angeklagte habe den Tod seines Freundes billigend in Kauf genommen, da er auf ihn auch noch eingeschlagen habe, als dieser bereits wehrlos am Boden lag. „Ich habe einem Menschen das Leben genommen, ich habe Schreckliches getan und trage die Schuld dafür“, schloss Wizemann die Erklärung seines Mandanten, der sich bei den Eltern seines Freundes in einem Brief entschuldigt hat.

Eine entscheidende Rolle in diesem Prozess wird die Frage der Schuldfähigkeit des Angeklagten spielen. Nach seinen Angaben spielten Drogen in seinem Leben eine große Rolle. Mit 15 Jahren habe er angefangen zu kiffen, zwei Jahre später habe er zu Kokain gegriffen, seit seinem 18. Lebensjahr sei er extrem abhängig von künstlichen Cannabinoiden, so genannten Liquids, gewesen. „Das hatte eine 100 mal stärkere Wirkung als Cannabis. Ich wollte immer mehr davon und war in einer Art Dauerrausch“, erklärte der Industriemechaniker.

Liquids konsumiert

Diese Liquids hätten dazu geführt, dass er sich über Kleinigkeiten aufgeregt habe und Psychosen bei ihm ausgelöst. „Ich hatte das Gefühl, dass Menschen, mit denen ich in einem Bus war, über mich geredet haben. Es kam auch vor, dass ich mich beobachtet oder verfolgt gefühlt habe“, erklärte der 24-Jährige. Nachts sei er sieben- bis achtmal aufgewacht und habe dann gleich wieder Liquids inhalieren müssen, führte der Angeklagte weiter aus. Seine Eltern hätten seine Sucht bemerkt und ihn einmal zu einer Beratungsstelle gebracht. Er habe dem Berater gegenüber die Sucht jedoch abgestritten. Auch am Tattag habe er mit dem Freund zusammen Liquids geraucht.

Der Prozess wird am 30. September fortgesetzt, das Urteil soll am 22. Oktober verkündet werden.