Das Ocean Race Europe ist entschieden: Mit einem weiteren Etappensieg auf dem Teilstück von Genua/Italien nach Boka Bay/Montenegro hat das Team Biotherm um Skipper Paul Meilhat (Frankreich) den Triumphzug perfekt gemacht. Das abschließende Coastal Race am Samstag, 20. September, ist für die Vergabe der Siegertrophäe ohne Bedeutung.
Mit vielen Führungswechseln, Windlagen zwischen Flaute und Gewittersturm, Kenterung und Comeback sowie einem stark kämpfenden Team Malizia war die Königsetappe des Europarennens auch das spannendste aller Teilstücke. Doch am Ende hieß der Sieger wieder: Paul Meilhat. Biotherm siegt auf der Etappe, 15 bzw. 20 Seemeilen dahinter im Kielwasser: Holcim PRB und Malizia.
Das Rennen rund um Europa in fünf Etappen von Kiel bis nach Montenegro war der große Auftritt des 43-jährigen Franzosen. Es ist die Krönung seiner zehnjährigen Imoca-Karriere, die mit einer Siegesserie in 2017 und 2018 erste Höhepunkte hatte, dann aber einen großen Knick erlebte.
Paul Meilhat krönt seine Karriere mit diesem Triumph. © Lloyd Images
Der ehemalige 49er-Segler galt bei seinem Einstieg in die französische Hochsee-Segelszene als das hoffnungsvolle Talent. Doch seine erste Vendée-Globe-Teilnahme 2016/17 auf der SMA endete nahe von Point Nemo im Südpazifik mit einem Kielschaden.
Triumph nach langer Durststrecke
Im Anschluss aber schien Meilhat durchzustarten: Sieg beim Fastnet Race, Sieg bei der Defi Azimut und Platz 2 beim Transat Jacques Vabre in 2017. Und es ging weiter 2018: Sieg beim Bermuda 1000 Race und der Monaco Globe Series, und dann der Triumph bei der Route du Rhum – mit einem Nicht-Foiler gegen die ersten fliegenden Imocas.
Der Rückschlag kam vom Sponsor. Das Versicherungsunternehmen SMA beendete trotz der Erfolge die Zusammenarbeit. Plötzlich stand Meilhat ohne Boot da, überbrückte das Jahr 2019 als Crew an der Seite von Samantha Davies auf der Initiatives Coeur. Doch die Sponsorensuche für die Vendée Globe 2020/21 blieb ohne Erfolg – auf die Teilnahme am Solo-Weltrennen 20/21 musste Meilhat verzichten.
Als Sponsor Biotherm an Bord kam, begann der Wiederaufstieg in der Imoca-Szene. © Lloyd Images
Das Comeback begann, als er in 2021 den Kosmetikkonzern Biotherm für sich begeistern konnte. Aber die Kampagne war chronisch knapp finanziert. Für den Bau seiner neuen Yacht verwendete Meilhat daher die Bauform der LinkedOut von Thomas Ruyant, musste lange mit vielen Schäden an dem extremen Leichtbau kämpfen.
Dennoch war er zum Ocean Race 2023 am Start, kämpfte im Südatlantik gegen Wassereinbruch und verhinderte im Nordatlantik nach einem Want-Schaden nur mit Mühe den Verlust des Riggs. Am Ende stand Platz vier unter den fünf gestarteten Teams.
Klarer Wille zum Sieg
Meilhat optimierte danach seine Yacht beständig, beschaffte nach einer Kollision beim Transat CIC in 2024 neue Foils und war zur Vendée Globe 2024/25 nicht nur wieder am Start, sondern gehörte als Fünfter zu den Top-Fahrern.
Nun steht der Franzose wieder ganz oben: Für das Ocean Race Europe engagierte er mit Sam Goodchild, Amelie Grassi, Benjamin Ferré und Carlos Manera gute Freunde, die offenbar konsequent in die gleiche Richtung dachten.
Sieben Skipper wollten die Trophäe – an Paul Meilhat (Mitte) kamen sie nie heran. © Lloyd Images
Mit dem Start am 10. August vor Kiel war klar: Paul Meilhat will diesen Sieg. Zurückhaltung kannte er zu keinem Zeitpunkt. Im engen Startgetümmel in der Strander Bucht setzte die Biotherm-Crew alles auf eine Karte, raste mit Speed zum ersten Erfolg bei der Sprintwertung – und von da an von Sieg zu Sieg.
Erster in Portsmouth, Erster vor Porto, Erster in Cartagena, Erster in Nizza. Dazu die Siege in den Sprintwertungen der ersten vier Etappen. Es schien, als sollte das Europa-Rennen sehr frühzeitig entschieden werden. Der Sieg von Allagrande Mapei in Genua verhinderte allerdings einen Biotherm-Durchmarsch.
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