Merkel’sches Bad Esslingen: Das vielleicht schönste Jugendstil-Schwimmbad Deutschlands wiedereröffnet Der alte Charme der 1960er Jahre konnte erhalten werden, und dennoch wirkt das Sportbad hell und modern. Foto: Johannes M. Fischer

Großer Andrang bei der Wiedereröffnung des Merkel’schen Schwimmbades in Esslingen. Zum Tag der offenen Tür bildeten sich große Schlangen. Was erwartet die Badegäste?

Tag der offenen Tür: Das Merkel’sche Schwimmbad ist seit Sonntagmorgen auch mit seinem Schwimm- und Sportbereich nach zweijähriger Sanierung für alle Gäste geöffnet. Wer sich schnellstmöglich ein Bild vom runderneuerten Bad machen wollte, kam zum Tag der offenen Tür. Und es kamen viele: Es bildeten sich lange Schlangen, einige warteten bereits eine Stunde vor der Eröffnung vor der Tür, um zu den Ersten zu gehören, die das für gut zwölf Millionen Euro sanierte Hallenbad in Augenschein nehmen konnten. Der reguläre Badebetrieb startet einen Tag später ab Montag.

„Es ist alles sehr schön geworden“, sagte Monika Mezger aus Altbach. „Für mich war es heute ein wenig unübersichtlich, was sicherlich auch an den vielen Leuten liegt, die gekommen sind. Im Großen und Ganzen aber alles ganz toll. Gut gemacht“, sagte sie. „Ich habe mir vorgenommen, jetzt wieder häufiger hierhin zu kommen.“

Oberbürgermeister: Schwimmen ist so wichtig wie lesen und rechnen Wichtiges Ritual: Bürgermeister Ingo Rust, Oberbürgermeister Matthias Klopfer und Bundestagsabgeordneter Sebastian Schäfer (von links) schneiden ein Band durch, was so viel heißt: Das Bad ist eröffnet. Foto: Johannes M. Fischer

Esslingen gehe einen anderen Weg als andere Städte, sagte Oberbürgermeister Matthias Klopfer in seiner Eröffnungsrede. „Wir investieren bewusst in die Zukunft der kommunalen Schwimmbäder.“ Denn schwimmen sei mehr als Sport. „Schwimmen kann Leben retten“, so Klopfer und spielte damit auf die der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft zufolge mehr als 400 tödlichen Badeunfälle in Deutschland im vergangenen Jahr an. Schwimmunterricht sei Teil einer ganzheitlichen Bildung. „Genauso wichtig wie Lesen, Schreiben und Rechnen.“

Bereits seit April wird das Sportbad wieder von Vereinen und Schulen genutzt. Nun sind auch die verbliebenen Arbeiten abgeschlossen. 5,62 Millionen Euro der Kosten in Höhe von insgesamt 12,5 Millionen Euro wurden über ein Bundesprogramm finanziert. Dafür dankte Klopfer dem gleichfalls anwesenden Bundestagsabgeordneten Sebastian Schäfer (Grüne), der sich im Haushaltsausschuss für die Förderung in Esslingen eingesetzt hatte.

Die Mittel flossen vor allem in die Sanierung des Sportbads und der Badewassertechnik. Zudem wurde der Kassenbereich neu gestaltet und in die Barrierefreiheit investiert.

25 Millionen Euro wurden insgesamt in die Bäderstruktur investiert in Esslingen

Finanzbürgermeister Ingo Rust, der in der Stadtverwaltung auch die Verantwortung für die Sanierung des Bades übernommen hatte, erklärte, dass die Stadt nicht nur ins Merkel’sche Bad, sondern in zwei weitere Schwimmbäder, das Neckarfreibad und das Hallen-Freibad Berkheim investiert habe – insgesamt 25 Millionen Euro.

Zu den Investitionen in die Badewassertechnik sagte Rust: „Sie finden hier Badewasser in der allerhöchsten Qualität. Das Wasser ist auch nach Gebrauch noch so gut, dass wir es künftig zum Gießen in den städtischen Grünanlagen verwenden werden.“ Zuvor durchläuft es Filteranlagen, danach wird es von Wassertankfahrzeugen abgeholt, die es weiterverwenden können.

Im Technikgeschoss im Keller wurden dafür Pumpen, Filter, Schwallwasserbehälter, Chlorungsanlage, Leitungen und Elektrik erneuert. „Alleine durch die effizientere Technik werden künftig pro Jahr knapp 20.000 Euro Betriebskosten gespart. Der geringere Energieverbrauch reduziert auch den CO2-Ausstoß“, sagte Bäderleiter Michael Werner. Auf dem Dach erzeugt eine neue Photovoltaikanlage ökologischen Strom. Auch der Sauna– und Wellnessbereich wurde renoviert. Der Gastrobereich wurde verlegt und erhält so mehr Platz.

Das historische Treppenhaus des Jugendstilbads kommt nach dem Umbau wieder voll zur Geltung

Die ersten Veränderungen bemerken die Besucherinnen und Besucher aber schon im Eingangsbereich. Die Kassen wurden in den ehemaligen Bistro-Bereich verlegt, sodass das historische Treppenhaus des Jugendstilbads nun wieder voll zur Geltung kommt.

Das historische Jugendstilbad wurde bereits vor Jahren saniert, mit dem Sport- und Lehrschwimmbecken sowie dem Saunabereich ist das Erlebnis wieder komplett. Foto: Johannes M. Fischer

Im Sportbad hat das Becken eine neue Edelstahlverkleidung erhalten. Wände wurden gedämmt, die Decke saniert und eine neue Sprunganlage mit Drei-Meter-Turm und Ein-Meter-Brett aufgebaut. Anstelle der Tribüne gibt es nun beheizbare Sitzstufen. Insgesamt macht das Bad einen sehr hellen Eindruck. Die alten und auffälligen Fenster blieben erhalten. Das Lehrschwimmbecken eine Etage tiefer wurde ebenfalls komplett saniert.

Ursula Seifert, Martina und Leonore Probst aus Esslingen freuen sich auf das Badeerlebnis im sanierten Bad. Foto: Johannes M. Fischer

Für viele Gäste in nun das lange Warten vorbei. Die zwei Jahre Sanierungszeit kamen Ursula Seifert aus Esslingen sehr viel länger vor. „Jahrhunderte hat es gedauert“, sagt sie. Sie war gekommen, um zu sehen, „was sie draus gemacht haben“. Vor der Sanierung war sie regelmäßig im Merkel’schen Bad – und das seit sehr langer Zeit. „Ich habe hier den Freischwimmer gemacht. Das war vor 65 Jahren.“

Sanierung von Bädern in Esslingen

Merkel’sches Schwimmbad
Das über Esslingen hinaus bekannte Becken aus der Jugendstilzeit wurde bereits Anfang 2000 saniert. Das Schwimmbad eröffnete erstmals im Jahr 1907, das jetzt fertig gestellte Sportbad ist ein Anbau, der in den 1960er Jahren entstand.

Andere Schwimmbäder
 Mit der Wiedereröffnung des Merkel’schen Schwimmbades ist das große Bäder-Sanierungsprogramm in Esslingen abgeschlossen. Das Neckarfreibad war 2018/2019 saniert worden, das Hallen-Freibad Berkheim von 2019 bis 2021. Insgesamt wurden 25 Millionen Euro investiert.