Der Fehlstart ist perfekt nach einem regelrechten Debakel: Borussia Mönchengladbach ist auch nach drei Spielen dieser Bundesliga-Saison noch sieg- und torlos, gegen Werder Bremen gab es im eigenen Stadion eine enttäuschende 0:4-Niederlage.

Trainer Gerardo Seoane hatte sein Team mächtig umgebaut im Vergleich zum Spiel beim VfB Stuttgart (0:1). Der vom BVB geholte Giovanni Reyna stand erstmals in der Startelf, Shuto Machino spielte wie in Stuttgart Mittelstürmer, Kevin Diks spielte hinten rechts anstelle von Joe Scally, den freien Platz in der Innenverteidigung bekam Fabio Chiarodia.

Der italienische U21-Nationalspieler stand in der 15. Minute gleich im Zentrum eines Schocks, den Werder Bremen den Gladbachern verpasste. Chiarodia war nicht resolut genug zu Werke gegen Samuel Mbangula, auch Robin Hack war zu passiv und der Werderaner knallte den Ball satt unter die Latte zum 0:1.

Schon da gab es die ersten Pfiffe, der Start mit nur einem Punkt und ohne Tor hat die Stimmung in Gladbach längst entzündet. Noch mehr bedient waren die Fans elf Minuten später. Wieder war Mbangula beteiligt, dieses Mal als Vorlagengeber für Jens Stage, der flach in die lange Ecke traf.

0:2 nach 26 Minuten, da nützte es den Borussen nichts, dass sie bis zum ersten Gegentor durchaus engagiert unterwegs waren. Die seltsame Laxheit in der Defensive ließ ihnen das Spiel früh entgleiten und die Aufgabe umso größer werden.

Offensive Lösungen waren gefragt, Seoane hatte das meiste Kreativpotenzial auf dem Platz, doch Bremen machte geschickt die Räume zu, die Gladbach zu bespielen suchte. Mit Ungenauigkeiten im Aufbauspiel brachten sich die Gladbacher trotz einiger guter Balleroberungen auch immer wieder aus dem ohnehin überschaubaren Rhythmus.

In der 37. Minute ging es dann mal schnell, als Reyna Hack schickte, der aber nur das Außennetz traf. Es war der bis dahin beste Abschluss. Zwei Minuten später köpfelte Hack den Ball nach einer Hereingabe von Frank Honorat knapp am Pfosten vorbei. In der 42. Minute versuchte es Reyna aus 17 Metern, doch flog der Ball genau auf Torwart Mio Backhaus.

Das waren Annäherungen, die angesichts des Spielstandes aber zu wenig waren. Es brauchte dringend Zählbares. Zur Pause war Gladbach auch nach 225 Saisonminuten plus einige Minuten Nachspielzeit torlos. Die Bilanz passte zum Geschehen gegen Werder. Zur allgemeinen Harmlosigkeit vorn kam die instabile Defensive, die bei jedem Vorstoß der Bremer arg unsortiert wirkte.

Gladbach: Deutliches Pfeifkonzert zur Pause

„Wir woll’n euch kämpfen seh’n“, skandierte die Nordkurve kurz vor der Pause, um die Gladbacher dann mit einem deutlichen Pfeifkonzert in die Kabine zu schicken. Seoane brauchte dringend gute Ideen und sein Team neuen Input, denn bis dahin war es ein fast entspanntes Auswärtsspiel für die Bremer, die nicht unbedingt besser waren, aber Gladbachs Fehler eiskalt bestraften. Druck verspürte Werder kaum, es wurde nicht konkret angelaufen, es fehlte fast überall die Präzision.

Zehn Minuten nach der Pause reagierte Seoane. Er brachte in Haris Tabakovic einen echten Strafraumstürmer, tauschte den schwachen Philipp Sander gegen Neuling Yannik Engelhardt und brachte Luca Netz als offensivere Variante für hinten links.

Pech hatte Gladbach, als ein Kopfball von Rocco Reitz auf der Bremer Linie geklärt wurde. Auf der anderen Seite lenkte Moritz Nicolas einen Ball an die Latte, dann brachte Diks Mbangula zu Fall, es gab Elfmeter. Romano Schmid verwandelte sicher, 0:3. Justin Njimar erhöhte auf 4:0 für Bremen.

Den Borussen droht nun ein echter Horrorstart in die Saison – in einer Woche geht es zu Bayer Leverkusen, dann kommt Champions-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt in den Borussia-Park.

Die ohnehin schwelende Debatte um Trainer Seoane nach dem zweiten sieglosen Heimspiel wird nicht erstickt, sondern befeuert. Die Art und Weise der Niederlage ist schwierig, das Team gab sich am Ende auf. Gladbach muss sich nach dieser Darbietung Fragen stellen. „Wir müssen über die Linie gehen“, hatte Manager Roland Virkus nach dem ordentlichen, aber verlorenen Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart gesagt. Gegen Werder war es ein großer Schritt zurück. Platz 16 in der Tabelle, laute, verdiente Pfiffe. Die Alarmsignale leuchten.