Zehn Organisten, zwei Orgeln, ein Kirchenraum mit großartiger Akustik und eine Fülle sehr unterschiedlicher Werke bot die Wuppertaler Orgelnacht am Freitagabend in der Elberfelder Kirche St. Laurentius.

Gleich zu Beginn waren fast 100 Menschen gekommen, um der Orgelmusik zu lauschen. Viele blieben bis 23 Uhr, auch die beteiligten Organisten lauschten begeistert dem Spiel ihrer Kollegen. Die Orgelnacht ist eine Veranstaltung des ökumenischen Kirchenmusikkonvents. Sie ist Bestandteil der Wuppertaler Orgeltage (WOT) und wird vom „Freundeskreis WOT“ unterstützt.

Patrick Kampf ließ ein anmutiges „Salve Regina“ aus dem Buxheimer Orgelbuch von der Teschemacher-Orgel erklingen. Die kleine Orgel, 1767 in der Elberfelder Mirke gebaut, verströmte bei einer Fantasia und einem Magnificat transparenten Wohlklang. Ganz anderen Hörgenuss ließ Kamil Gizenski aus Solingen von der großen Seifert-Orgel erklingen. Ein von zarten Klängen durchwebtes Nocturno regte zum Träumen an, selten gehörte Klänge von Alessandro Esposito machten Sonnenstrahlen hörbar. Jeder der Organisten hatte seine eigene Musik ausgewählt. Damit zeigten sie die vielfältigen Möglichkeiten der beiden Instrumente.

Stefan Starnberger, Kantor von St. Antonius in Barmen, begeisterte die Zuhörer mit sehr lebendigen „Präludien und Intermezzi Op. 9“, einem selten gespielten, faszinierenden Werk, das der Kirchenmusiker Hermann Schroeder 1935 komponierte. Achim Maertins, viele Jahre Kantor in Vohwinkel und Kreiskantor für den Kirchenkreis Wuppertal, ließ mit Werken von Johann Pachelbel (1653-1706) und Franz Xaver Schnizer (1740-1785) die Teschemacher-Orgel klar, leicht und tänzerisch erklingen. Mit schönem mitteltönigen Klang füllte die kleine Orgel, die hoch oben links auf der Nord-Empore steht, den großen Kirchenraum.

Veranstaltung im Rahmen
der Wuppertaler Orgeltage

Typisch norddeutschen Orgelklang präsentierte die Wuppertalerin Christina von Eynern auf der Seifert-Orgel. Mit virtuosem Spiel auf Manualen und Pedal ließ sie Dieterich Buxtehudes Toccata in d hochdramatisch erklingen. Die „Litanies“ von Jehan Alain (1911-1940) wirkten mit überbordender Lebendigkeit wie ein Klangfeuerwerk. Die Zeit schien dahin zu schweben, und nach einer Pause, in der zu Imbiss und Getränken ins katholische Stadthaus eingeladen wurde, füllte sich die Kirche wieder.

Mit gekonnten Improvisationen setzte Regionalkantor Michael Schruff den Orgelreigen fort, ließ die Seifert-Orgel flirren, sprechen und singen und brachte mit „Prelude et Fugue sur le nom d´Alain“ von Maurice Duruflé ihre prächtigen Farben zur Geltung. Simon Schuttemeier, bis 2022 Kirchenmusiker an St. Suitbertus in Elberfeld, begeisterte die Zuhörer mit einer Sonate von Alexandre Guilmant. Er zauberte leiseste Töne, bot Musik, die glücklich machte und die Sinne schärfte.

Mit perfektem Spiel und großer Strahlkraft ließ Christopher Chytrek aus Remscheid eine Sonate von Felix Mendelssohn Bartholdy und Musik von Johann Sebastian Bach erklingen. Zu später Stunde spielte Sebastian Söder Prélude und Final aus der 1. Sinfonie von Louis Vierne (1870-1937). Kraftvolle französische Kathedralen-Klänge schienen beinahe die Orgel zu sprengen, Kirchenglocken und ein sprudelndes Finale nahmen die noch immer etwa 60 Zuhörer gefangen.

Für einen ruhigen Abschluss sorgte Wolfgang Kläsener, der als künstlerischer Leiter der WOT mit klugen Worten durch das Programm geführt hatte. Auf der Teschemacher-Orgel ließ er Werke von Frescobaldi und Elgar sowie Bachs Aria aus den Goldberg-Variationen als bezaubernd zärtliche Gute-Nacht-Musik durch den Raum schweben. „Diese Orgelnacht war fantastisch – etwas Schöneres gibt es nicht“, waren sich Publikum und Musiker einig.