Auf diese Reise dürfte sich Donald Trump freuen. Wenn er am Dienstagabend in Großbritannien zur Staatsvisite landet, erwartet ihn die ganz große Show. Übernachtung im Königsschloss Windsor, am nächsten Tag dann Mittagessen mit Charles III., Pferdekutschenfahrt, Luftparade, am Abend Staatsbankett in der opulenten St. George’s Hall im Windsor Castle.
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Noch nie zuvor ist einem US-Präsidenten diese Ehre zuteilgeworden: In der zweiten Amtszeit beschränken sich die Besuche beim britischen Monarchen normalerweise auf Tee und Kekse, bestenfalls Lunch. Aber Trump, ein ausgewiesener Fan der Royals, darf sich nach seinem ersten Staatsbesuch 2019 gleich nochmal ins königliche Spektakel stürzen.
Polizisten der Spezialeinheit der Thames Valley Police durchsuchen im Vorfeld des Staatsbesuchs von US-Präsident Donald Trump das Gelände vor Schloss Windsor. Foto: AFP
Dass es zu dieser zweiten Staatsvisite kommt – Trump bleibt bis Donnerstag in Großbritannien –, dürfte allerdings wenig mit den Wünschen des Königs zu tun haben. Ausschlaggebend sind vielmehr die politischen Prioritäten der britischen Regierung.
Starmer will einen zweiten Besuch aus politischen Gründen, und er benutzt den König als seinen Diplomaten.
„[Premierminister Keir] Starmer will einen zweiten Besuch aus politischen Gründen, und er benutzt den König als seinen Diplomaten“, sagte der königliche Biograf Hugo Vickers gegenüber „Bloomberg“. Starmer wird hoffen, dass er seine – bislang durchaus freundschaftliche – Beziehung zu Trump auffrischen kann.
Auch soll die wirtschaftliche Zusammenarbeit durch ein neues Abkommen vertieft werden, insbesondere im Technologiesektor. Noch sind die Details nicht publik, aber die Übereinkunft dürfte auf eine verstärkte Kollaboration in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Telekommunikation hinauslaufen. Als Teil der US-Delegation werden Berichten zufolge einige Koryphäen des Tech-Sektors nach Großbritannien reisen, darunter Sam Altman von OpenAI und Jensen Huang, Chef des Chipherstellers Nvidia.
Wenig Öffentlichkeit für Trump
Aber der Zeitpunkt des Großbritannien-Besuchs ist alles andere als ideal. Erst letzte Woche war Starmer gezwungen, seinen Botschafter in Washington, Peter Mandelson, zu feuern. Enthüllungen über sein enges Verhältnis zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein hatten Mandelson zunehmend in Bedrängnis gebracht.
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Die Affäre hat die bereits wacklige Regierung Starmer weiter destabilisiert. Zudem fehlt während des Trump-Besuchs eine wichtige Figur – denn Mandelson hätte während des diplomatischen Austauschs eine zentrale Rolle spielen sollen.
Auch für Trump ist der Fall Mandelson heikel. Der US-Präsident war selbst ein guter Bekannter von Epstein – eine Tatsache, die mit der Publikation des Geburtstagsbuchs für Epstein Anfang letzter Woche erneut Gesprächsthema geworden ist. Das Buch, das 2003 für Epsteins 50. Geburtstag zusammengestellt wurde, enthält einen schlüpfrigen Beitrag, inklusive Zeichnung einer nackten Frau, angeblich aus der Feder von Trump.
Dieser bestreitet, dass er den Beitrag verfasst habe, und sowieso sei die Causa Epstein „ein totes Thema“, wie er letzte Woche sagte. Aber ob dies die Journalisten in Großbritannien genauso sehen, ist nicht so sicher. Sollten sie an der Pressekonferenz, die für Donnerstag geplant ist, kritische Fragen zur Epstein-Saga stellen, könnte der notorisch unberechenbare Trump schnell einschnappen.
Sowieso bemüht sich die britische Regierung, den US-Präsidenten so gut wie möglich von der Außenwelt abzuschirmen. Dahinter stecken wohl teilweise Sicherheitserwägungen, vor allem dürfte ihr aber daran liegen, Zwischenfälle zu vermeiden und Trumps bekanntlich fragiles Ego nicht unnötig herauszufordern.
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Nach London lassen sie ihn gar nicht erst rein – dort hat die Gruppe Stop Trump Coalition einen Protest geplant. Auch die Kutschenfahrt durch das Städtchen Windsor, wie sie kürzlich Emmanuel Macron absolvierte, wird ersetzt durch eine Tour auf dem königlichen Grundstück.