Rechtsruck in NRW

Hat dieser 25-Jährige die Anti-AfD-Formel gefunden?

  • Philip Buchen

15.09.2025 – 18:55 UhrLesedauer: 5 Min.

Matthis Dieterich auf einem von ihm zur Verfügung gestellten Foto: Kein Ratskandidat bekam in Köln einen höheren Stimmanteil.Vergrößern des Bildes

Mattis Dieterich auf einem von ihm zur Verfügung gestellten Foto: Kein Ratskandidat bekam in Köln einen höheren Stimmanteil. (Quelle: privat)

Im Kölner Norden kann die AfD spektakuläre Erfolge feiern. Ein junger Sozialdemokrat stemmt sich gegen den Rechtsruck – mit einem ebenfalls beeindruckenden Ergebnis.

Bei der Ratswahl stimmten 43,09 Prozent für die AfD – damit war Chorweiler 2 der zweitstärkste Stimmbezirk der Rechtspopulisten, hohe Werte holten sie auch in den anderen beiden benachbarten Stimmbezirken. Im ganzen gleichnamigen Stadtbezirk landete die AfD bei der Ratswahl bei 17,5 Prozent – deutlich über dem Stadt- und Landesschnitt, aber hinter SPD und CDU.

Wie kann das sein? Die Rentnerin Ute Scharf, die t-online im Einkaufszentrum trifft, hat am Morgen vom Wahlergebnis aus Chorweiler 2 erfahren: „Das hat mich sehr, sehr erschreckt“, meint sie. Unwissenheit und Unzufriedenheit seien wohl die Gründe für das starke Abschneiden der AfD, so die Vermutung der Rentnerin.

Sie meint: „Viele Leute in meinem Alter wählen überhaupt nicht mehr – oft aus Frust, und weil sie glauben, dass sie sowieso nichts mehr ändern können.“ Immer wieder gerate sie in Diskussionen, und meine dann: „Wenn du nicht weißt, was du wählen willst, dann wähl doch wenigstens eine demokratische Partei.“ Doch dabei stoße sie meist auf Ablehnung: Flyer, die sie ausgelegt hatte, seien zerrissen worden, berichtet sie.

Für die in zwei Wochen anstehende Stichwahl zwischen Berîvan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD) sieht Scharf schwarz, was die Wahlbeteiligung in Chorweiler angeht. „Ob sich dafür hier jemand interessiert“, sagt sie und schaut sich um. „Weiß ich nicht. Politik ist sehr schwer geworden.“

Rund um das Shoppingcenter hat an diesem Montagnachmittag kaum jemand Lust, über Politik zu reden. Zwei junge Deutschtürken nähern sich: Der eine räumt ein, gar nicht gewählt zu haben. Er müsse sich erst noch entscheiden, welche Staatsbürgerschaft er überhaupt annehmen wolle.

Der andere spricht von einer „erfolgreichen Wahl“, er sei „sehr zufrieden.“ Wen er denn gewählt habe: die AfD, sagt er. Als t-online ihn danach weiter fragen will, blockt der junge Mann ab: „Nene, bloß nicht“ – und läuft rückwärts weg.