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Stand: 16.09.2025 10:11 Uhr

Die ausgeweitete Offensive des israelischen Militärs in Gaza-Stadt hat begonnen – das bestätigte die Armee. Bei den Angehörigen der Geiseln wächst die Angst, sie machen Premier Netanjahu schwere Vorwürfe.

Das israelische Militär hat die Angriffe auf Gaza-Stadt in der Nacht massiv intensiviert. Die ausgeweitete Offensive habe begonnen, erklärte die Armee später. Auch der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu bestätigte das Medienberichten zufolge. Israel habe „eine intensive Operation in Gaza-Stadt begonnen“, sagte er demnach.

„Gaza brennt“, hatte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz zuvor auf Telegram geschrieben. „Wir werden nicht nachlassen und nicht zurückweichen – bis die Mission abgeschlossen ist.“ Die Soldaten kämpften, „um die Voraussetzungen für die Freilassung der Geiseln und die Niederlage der Hamas zu schaffen“.

Die US-Nachrichtenseite Axios zitierte israelische Beamte, denen zufolge es sich um den Beginn der Bodenoffensive auf die Stadt handele. Der Vormarsch habe am Montag begonnen, hieß es. Laut palästinensischen Medienberichten drangen Panzer in die Stadt ein, in der sich vermutlich noch Hunderttausende Palästinenser aufhalten. Die Armee hatte die Stadt bereits in den vergangenen Wochen massiv attackiert.

Bericht über Panzer in der Stadt

Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa flogen israelische Kampfflugzeuge in der Nacht nahezu ununterbrochen heftige Attacken auf die im Norden des Gazastreifens gelegene Stadt, begleitet von Artilleriebeschuss. Die israelische Nachrichtenseite Walla berichtete unter Berufung auf einen Mitarbeiter des Militärgeneralstabs, es habe „eine intensive Operation begonnen, die vielfältiges Feuer gegen zahlreiche Terrorziele umfasst“. Dies sei „erst der Anfang“. Nach israelischen Medienberichten waren die schweren Explosionen im Norden des Gazastreifens auch in Israel zu hören. 

Augenzeugen berichteten, Häuser seien zerstört worden und Bewohner unter den Trümmern verschüttet. Der Sprecher des von der Terrormiliz Hamas kontrollierten Zivilschutzes im Gazastreifen sagte, die Angriffe dauerten an. Die Zahl der Toten und Verletzten steige.

Kurz zuvor hatte US-Außenminister Marco Rubio Zweifel geäußert, ob der Gaza-Krieg auf diplomatischem Wege beendet werden kann. „Wenn es also nicht auf diese Weise endet, dann muss es durch einen militärischen Einsatz beendet werden“, wurde er nach einem Gespräch mit dem US-Sender Fox News während seines Aufenthalts in Israel zitiert. Er glaube, dass Israel diesen Weg selbst nicht bevorzuge.

Angehörige: „Könnte die letzte Nacht für die Geiseln sein“

Das Forum der Angehörigen der in Gaza festgehaltenen Geiseln äußerte große Besorgnis angesichts der Berichte über die begonnene Einnahme der Stadt. Nach 710 Nächten in der Gewalt von Terroristen „könnte heute Nacht die letzte Nacht für die Geiseln sein“, hieß es in einer Erklärung des Forums. Israels Premier Benjamin Netanjahu entscheide sich bewusst dafür, „sie aus politischen Erwägungen zu opfern“. Er ignoriere dabei völlig die Einschätzungen des Generalstabschefs und der Sicherheitsbehörden.

Netanjahus rechtsextreme Koalitionspartner, von denen sein politisches Überleben abhängt, sind gegen eine Waffenruhe. Das israelische Sicherheitskabinett hatte im August die Einnahme der Stadt Gaza gebilligt. Das israelische Militär rief deshalb alle der schätzungsweise eine Million Bewohner der Stadt auf, in sogenannte humanitäre Zonen weiter südlich im von Israel abgeriegelten Küstenstreifen zu flüchten. In Erwartung des Vorstoßes flohen nach israelischen und palästinensischen Angaben bereits mehr als 300.000 Menschen aus der Stadt.

Geiseln als menschliche Schutzschilde?

Israelische Medien berichteten unter Berufung auf palästinensische Quellen, die Hamas habe Geiseln aus unterirdischen Tunneln geholt und in Häuser und Zelte in der Stadt gebracht, um die israelische Armee an Einsätzen in bestimmten Gebieten zu hindern. Die Mutter eines verschleppten Mannes sagte demnach, ihr Sohn werde in Gaza als menschlicher Schutzschild missbraucht.

Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, von denen nach israelischen Informationen noch 20 am Leben sind. Viele von ihnen befänden sich jetzt in der Stadt Gaza, hieß es in der Erklärung des Forums der Angehörigen. Ministerpräsident Netanjahu trage die persönliche Verantwortung für das Schicksal der Geiseln. „Das israelische Volk wird die Opferung der Geiseln und Soldaten nicht verzeihen“, hieß es weiter.