Ein antisemitischer Historiker soll nicht länger Namensgeber für eine Straße in Berlin-Steglitz sein. Stattdessen wird die Straße in Kürze nach Betty Katz benannt, der Direktorin des jüdischen Blindenheims, die ein Opfer des Holocaust wurde.
Nach jahrelangem Streit wird die Treitschkestraße in Berlin-Steglitz in Betty-Katz-Straße umbenannt. Die Änderung des Namens soll am 1. Oktober vorgenommen werden, wie das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf am Dienstag mitteilte.
Der Name Treitschkestraße gehe auf den Historiker Heinrich von Treitschke (1834-1896) zurück. Treitschke, der für sein Zitat „Die Juden sind unser Unglück“ bekannt ist, wird heute als Wegbereiter des politischen und kulturellen Antisemitismus angesehen.
Betty Katz (1872-1944) war Direktorin des jüdischen Blindenheims in Steglitz. Sie wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 6. Juni 1944 starb.
Der lange Weg zur Umbenennung
Nach mehr als 20 Jahren Streit wird die Treitschkestraße in Steglitz umbenannt – ihr Namensgeber gilt vielen als ein Bereiter des modernen Antisemitismus. Doch die Umbenennung stößt bis heute auf Widerstand. Von A. Bordel und J. Wintermantelmehr
Sechs Monate Übergangszeit mit beiden Namen
Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg (Grüne) erklärte, sie sei glücklich, dass die Straße nach jahrzehntelangen Diskussionen nun umbenannt werde. Es sei ein „wichtiger und richtiger Schritt, Antisemiten aus dem Stadtbild zu entfernen“, betonte die Juristin. Zugleich sei es von großer Bedeutung, Betty Katz als Direktorin des jüdischen Blindenheims von Berlin-Steglitz mit der Straßenbenennung in die Erinnerungskultur des Bezirks aufzunehmen und zu würdigen.
Infolge der Umbenennung werde die Straße sechs Monate lang mit beiden Namen erkennbar sein, kündigte das Bezirksamt an. Der Name Treitschkestraße werde dann rot durchgestrichen dargestellt. Diese Doppelbeschilderung werde nach Ablauf der Zeit entfernt.
Sendung: rbb 88.8, 16.09.2025, 17:30 Uhr