Nopper und Hermann streiten: Abbau der Filteranlagen am Stuttgarter Neckartor entfacht Konflikt Die Luftfiltersäulen am Neckartor verschwinden. Foto: Leif Piechowski

Streit um saubere Luft in Stuttgart: Nach dem Abbau der Filter am Neckartor fordert OB Nopper ein Ende der Diesel-Fahrverbote – Landesverkehrsminister Hermann will davon nichts wissen.

An der Stuttgarter Kreuzung Am Neckartor werden die Filteranlagen abgebaut, die an der viel befahrenen Straße die Luft reinigen sollten. Im Zuge der Demontage der Anlagen kommt es ein weiteres Mal zum Disput zwischen Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und dem Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU).

Nopper nimmt neuen Anlauf

Der Rathaus-Chef nimmt den Abbau der Filter zum Anlass, zum wiederholten Mal die Aufhebung der Verkehrseinschränkungen zu fordern, die 2020 eingeführt worden waren, um ebenfalls zur Luftreinhaltung beizutragen. „Der Abbau der Luftfiltersäulen am Neckartor aufgrund der Grenzwert-Unterschreitungen ist sinnvoll. Verkehrsminister Hermann sollte nun aber auch konsequenterweise baldmöglichst das Fahrverbot in der Kleinen Umweltzone in Stuttgart aufheben“, erklärt Nopper.

Zur sogenannten Kleinen Umweltzone zählen neben den Innenstadtbezirken auch die in Bad Cannstatt, Feuerbach und Zuffenhausen. Dort dürfen seit etwas mehr als fünf Jahren Dieselfahrzeuge Emissionsklasse 5 oder schlechter nicht mehr fahren. Nopper hatte zuletzt Anfang vergangenen Jahres gefordert, die Einschränkungen aufzuheben. Er verwies damals darauf, dass in Stuttgart nun seit mehreren Jahren die Grenzwerte für die Luftschadstoffbelastung eingehalten werden. In anderen Städten, in denen das der Fall ist, wurden Fahrverbote aufgehoben. Hermann lehnte damals eine Lockerung der in Stuttgart geltenden Regeln ab.

Hermann ist froh, dass die Luft in Stuttgart nicht mehr gefiltert werden müsse. Foto: Leif Piechowski

Und auch dieses Mal warnt der Minister vor übereilten Schritten. „Für uns ist klar, dass wir mit Blick auf die deutlich anspruchsvolleren Grenzwerte ab 2030 nicht nachlassen dürfen. Wer jetzt dafür plädiert, dass dreckige ältere Dieselfahrzeuge wieder unbeschränkt fahren dürfen, riskiert, dass wir die Grenzwerte erneut reißen“. Hermann erinnert an die Zeiten, als das Neckartor den unrühmlichen Titel „schmutzigste Kreuzung Deutschlands“ trug. Durch ein ganzes Maßnahmenbündel, zu dem auch die nun entbehrlichen Filteranlagen gehörten, habe man es geschafft, dass die Grenzwerte seit 2020 wieder eingehalten werden. „Es ist eine gute Nachricht, dass man die Luft in Stuttgart nicht mehr filtern muss, um durchatmen zu können. Dabei muss es bleiben. Gefilterte Luft im Freien darf nur eine historische Ausnahme bleiben“.

Für das Pilotprojekt, bei dem 23 Anlagen des Ludwigsburger Unternehmens Mann+Hummel im Einsatz waren, habe das Land mehr als zwei Millionen Euro gezahlt, so Hermann. Hanno Höhn, Geschäftsführer des Unternehmens, zeigt sich „stolz, mit unseren Filtrationslösungen zu sauberer Luft in Stuttgart beigetragen zu haben. Seit 2018 begleiten unsere Filtersäulen diesen Übergang als wirksame Technologie“.

OB lobt „Meilenstein in der Luftreinhaltung“

Frank Nopper nennt den Einsatz der Technologie einen „bundesweit beachteten Meilenstein in der Luftreinhaltung“. Der Rathaus-Chef erinnert an den langen Zeitraum, in dem nun die Stuttgarter Luft den gesetzlichen Vorgaben entspricht. „Seit vier Jahren werden in Stuttgart an allen Messstellen die EU-Grenzwerte unterschritten. Es wird ‚allerhöchste Eisenbahn‘, das zonale Fahrverbot aufzuheben, da es hierfür keine überzeugende Begründung mehr gibt.“