Zum zweiten Mal wird der amerikanische Präsident vom britischen Königshaus empfangen. König Charles III. lässt dabei nichts aus: von einer Kutschenfahrt über eine Flugshow bis zum Staatsbankett. Alles unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Der amerikanische Präsident Donald Trump bei seinem Staatsbesuch in Grossbritannien im Juni 2019, als Charles noch Prinz war. Im Bild zusammen mit Camilla (l.) und Melania.
Carlos Barria / Reuters
Von Dienstag bis Donnerstag besucht Donald Trump Grossbritannien und König Charles III. Es ist das erste Mal, dass einem amerikanischen Präsidenten die Ehre eines royalen Empfangs zweimal zuteilwird. Bereits während seiner ersten Amtszeit war er 2019 von Königin Elizabeth II. empfangen worden. Das Programm des zweiten Staatsbesuchs besteht vor allem aus Prunk und Pomp, Politik scheint zweitrangig. Offensichtlich geht es darum, Trump zu beeindrucken und ihm zu schmeicheln.
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Trump, dessen Mutter aus Schottland stammte, ist ein Fan der Royals. In seinem Buch «The Art of the Deal» beschreibt er ausführlich, wie hingebungsvoll seine Mutter die Krönung der Queen am Fernseher mitverfolgte. Eine Einladung an den englischen Königshof sei für Trump das ultimative Zeichen, dass er es geschafft habe, schrieb Trumps frühere Beraterin Fiona Hill in ihren Memoiren.
Pomp und Prunk unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Der amerikanische Präsident ist am Dienstagabend mit seiner Frau Melania in Windsor angekommen, wo sie die Nacht verbringen. Der offizielle Teil des Staatsbesuchs beginnt dann am Mittwoch. Kronprinz William und seine Frau Kate werden das Ehepaar Trump abholen. Auch von ihnen spricht Trump in den höchsten Tönen. Gerne erzählt er von dem grossartigen Gespräch, das er mit den beiden anlässlich der Wiedereröffnung der Notre-Dame-Kathedrale in Paris gehabt habe.
Amerikanische und britische Flaggen säumen die Strasse vor dem Buckingham Palace.
Jaimi Joy / Reuters
Die Thronfolger bringen Trump zu König Charles und Königin Camilla ins Schloss Windsor. Bei der Begrüssung werden dort sowie beim Tower of London Salutschüsse abgefeuert. Dann geht es zur Kutschenfahrt über das riesige Anwesen. Anschliessend werden die beiden Paare die Ehrengarde abschreiten, und eine Militärkapelle wird die britische und die amerikanische Nationalhymne spielen. Bei diesem Part sind 1300 Soldaten und 120 Pferde im Einsatz.
All dies findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, denn der Besuch Trumps ist durchaus umstritten. Am Vorabend seiner Ankunft projizierten Aktivisten Fotos des Präsidenten mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein auf Schloss Windsor. Die Polizei teilte mit, es habe im Zusammenhang mit der Aktion vier Festnahmen gegeben. Den US-Präsidenten, der einst mit Epstein freundschaftlich verkehrte, verfolgt die Epstein-Affäre seit Wochen.
Unter dem Motto «Trump not welcome» sind in London und Windsor Demonstrationen gegen den Besuch angekündigt. Von denen soll Trump nichts mitbekommen. Es geht den Briten darum, die «special relationship» zwischen Grossbritannien und den USA zu bekräftigen.
Auf eine öffentliche Prozession und Zuschauermassen wie beim kürzlichen Besuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron muss Trump verzichten. Auch eine Rede vor dem Parlament wird es nicht geben. Heikle Themen wie die kürzliche Abberufung des britischen Botschafters Peter Mandelson in Washington, der über seine Freundschaft mit Jeffrey Epstein stolperte, wird man nicht ansprechen. Schliesslich sind seine früheren Kontakte zu Epstein auch für Trump belastend.
Mitglieder der Stop-Trump-Koalition bemalen Plakate im Vorfeld einer landesweiten Demonstration gegen den Staatsbesuch des amerikanischen Präsidenten Donald Trump.
Jack Taylor / Reuters
Der König in einer schwierigen Rolle
König Charles befindet sich dabei in einer schwierigen Lage. Er und Trump sind unterschiedliche Persönlichkeiten. So ist zum Beispiel für Charles der Umweltschutz ein grosses Anliegen, im Gegensatz zu Trump. Auch distanziert sich Charles, trotz seiner Rolle als Monarch, eher von einer exzessiven Darstellung von Prunk, während es Trump – als gewählter Vertreter einer Demokratie – gerne royal und pompös hat. Aber die beiden kennen sich schon lange. Bereits Ende der achtziger Jahre war der damalige Prinz in Trumps Anwesen Mar-a-Lago zu Besuch, und nach dem Anschlag auf Trump im Juli letzten Jahres schickte ihm Charles eine persönliche Nachricht.
Offiziell gehört es zu König Charles’ Rolle, sich nicht in die Politik einzumischen. Aber da man um die sentimentale Verbundenheit von Trump mit der britischen Monarchie weiss, ist der Monarch in dieser schwierigen Zeit ein wichtiger Brückenbauer geworden. Kritiker sagen, Charles werde von der Regierung – gewissermassen als Köder für Trump – instrumentalisiert, um den amerikanischen Präsidenten beispielsweise in der Zollpolitik milde zu stimmen.
Der König befindet in einer schwierigen Position. Als Trump immer wieder davon sprach, Kanada zum 51. Gliedstaat der USA zu machen, besuchte König Charles, formell das Oberhaupt von Kanada, im Mai die Hauptstadt Ottawa und stellte in einer Rede im Parlament klar, dass das Land souverän sei und bleiben werde. Trump spricht seither tatsächlich kaum noch von einer Annexion.
Kurz nach dem Eklat zwischen Trump und Wolodimir Selenski im Weissen Haus empfing König Charles den ukrainischen Präsidenten. Auch das wurde als Wink an die Adresse Trumps verstanden. Im Februar überbrachte der britische Premierminister bei seinem Besuch in Washington, bei dem es vor allem um Zollverhandlungen ging, dem amerikanischen Präsidenten vor laufenden Kameras die persönliche Einladung des Königs.
Grossbritannien ist im Zollstreit glimpflich davongekommen. Welche Rolle die Monarchie dabei spielte, ist schwierig zu sagen. Auf jeden Fall hat man, wie die BBC spöttisch schreibt, das Anwesen Windsor für Trumps Besuch zu einer Art Themenpark mit lauter roten Teppichen umfunktioniert.
Treffen mit dem Regierungschef Starmer
Nach der Ehrengarde am Mittwoch geht es zum Mittagessen mit weiteren Mitgliedern der königlichen Familie. Anschliessend werden Trump und seine Frau eine Ausstellung besichtigen, die die gemeinsame Geschichte der beiden Länder beleuchtet. Dann legt Trump einen Kranz am Grab von Königin Elizabeth II. nieder. Am Abend fliegt die Kunstflugstaffel Red Arrows zusammen mit amerikanischen Jets über Windsor. Dann steht der feierliche Höhepunkt auf dem Programm: das Staatsbankett in St. George Hall, bei dem britische und amerikanische Gerichte serviert werden und bei dem einige Prominente mit dabei sein sollen – wer, ist noch nicht bekannt. Trump und König Charles werden je eine Rede halten.
In London üben Armeeangehörige einen Marsch.
Tolga Akmen / EPA
Während die First Lady Melania am Donnerstag mit Prinzessin Kate die Gärten von Frogmore und das Puppenhaus von Königin Mary besichtigt, reist Trump nach Chequers, auf den Landsitz von Premierminister Keir Starmer, um Gespräche mit Regierungs- und Wirtschaftsvertretern zu führen. Es wird unter anderem darum gehen, ob britischer Stahl und britisches Aluminium von den amerikanischen Zöllen ausgenommen werden. Auch eine engere technologische Zusammenarbeit im Bereich Nuklearenergie, AI und Quantencomputer steht auf dem Programm. Heikle Themen, die vermutlich angesprochen werden, sind die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen sowie die angekündigte Anerkennung des palästinensischen Staates durch Grossbritannien.
Nach einer Pressekonferenz reist das amerikanische Paar ab. Tief beeindruckt und befriedigt, wie man wohl in Windsor und am Regierungssitz in London hofft.