Stand: 16.09.2025 14:34 Uhr

Nach einem Autounfall in Hannover-Kleefeld, bei dem ein Poller von einer Brücke auf eine Oberleitung stürzte, ermittelt die Polizei gegen einen 19-Jährigen. Die Stadt will derweil prüfen, wie das passieren konnte.

Die Polizei ermittelt gegen den 19-jährigen Fahrer wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und Gefährdung des Straßenverkehrs unter Einfluss von Alkohol. Der junge Mann war laut Polizei am Samstag gegen 23.10 Uhr mit seinem Auto auf einer Brücke in Hannover-Kleefeld gegen einen Betonpoller gefahren. Durch die Wucht des Aufpralls Poller von der Brücke in Richtung der Bahnstrecke geschleudert. Anschließend traf er die Oberleitung, beschädigte diese und krachte im Anschluss auf den Bahnsteig. Die defekte Oberleitung traf einen vollbesetzten ICE mit 900 Passagieren und beschädigte diesen. Der 19-Jährige war den Angaben zufolge alkoholisiert – bei ihm wurde ein Atemalkoholwert von 1,02 Promille festgestellt.

Stadt: Poller sollen „abbremsende Wirkung“ haben

Nach einem Unfall liegt ein Betonpoller auf einem Bahngleis.

Ein Betonpoller stürzte durch den Unfall von der Brücke.

Die Stadt Hannover will nun prüfen, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Demnach soll untersucht werden, warum der 1,5 Meter lange und 0,5 Meter breite Poller von der Brücke geflogen ist. Die Poller sollen „eine abbremsende Wirkung auf abirrende Fahrzeuge haben“, teilte die Stadt am Montag dem NDR Niedersachsen mit. Man wolle auch prüfen, ob man die Betonklötze eventuell noch besser befestigen müsse, so die Stadt. Wegen der Aufräumarbeiten und der beschädigten Oberleitung hatte es Verzögerungen im Bahnverkehr geben. Erst seit dem frühen Sonntagmorgen konnten Fernzüge wieder fahren – zunächst über die wieder freigegebenen S-Bahn-Gleise. Der Bahnverkehr in der Region Hannover war wegen eines Brandes in einem Schaltkasten in Lehrte zusätzlich beeinträchtigt.

Mehrere medizinische Notfälle im ICE

Unter den Fahrgästen in dem betroffenen ICE gab es laut Polizei zunächst keine Verletzten. Allerdings kam es demnach während der mehrstündigen Wartezeit auf freier Strecke zu mehreren medizinischen Notfällen durch Kreislaufprobleme und Dehydrierung. Laut Bahn musste ein Fahrgast im Rahmen des Einsatzes medizinisch von Rettungskräften betreut werden. Unter den Passagieren befanden sich auch rund 400 Fußballfans.

Zwei Einsatzkräfte der Bundespolizei laufen einen Bahnsteig am Hauptbahnhof in Hannover hinunter.

Ein technischer Defekt sei als Brandursache unwahrscheinlich, so die Polizei. Der Staatsschutz wurde eingeschaltet.

ICE wird mit Diesellok abgeschleppt

Viele Fahrgäste verließen den Zug zu Fuß in Richtung Kleefeld. Dies war in diesem Fall lebensgefährlich, da die Oberleitung unter 15.000 Volt Spannung steht, wie ein Sprecher der Bahn dem NDR Niedersachsen mitteilte. Bahnanlagen dürfen demnach nur von autorisierten Personen betreten werden. Durch die Aktion habe die Polizei in der Nacht zusätzlich sichergehen müssen, dass sich keine Personen mehr im Gleisbereich aufhielten – bevor der Zug zum Hauptbahnhof Hannover mit einer Diesellok abgeschleppt werden konnte, hieß es von der Bahn. Auch dies habe die Weiterbeförderung in der Nacht erschwert und verzögert. Die weiteren verbliebenen Fahrgäste wurden nach mehreren Stunden Wartezeit mit Bussen zum Hauptbahnhof Hannover gebracht. Dort wurde ein Versorgungspunkt eingerichtet.

Nach einem Unfall liegt ein Auto auf dem Dach, im Hintergrund zahlreiche Einsatzkräfte.

Laut Polizei war der Fahrer alkoholisiert. Nach dem Unfall wurde er vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht.

Auto überschlug sich – Polizei bittet um Hinweise

Das Unfallauto hatte sich infolge des Aufpralls überschlagen und blieb auf dem Dach liegen. In dem Wagen saßen laut Polizei drei Menschen, an der Unfallstelle wurde allerdings nur noch der Fahrer angetroffen. Gegenüber der Polizei habe der junge Mann angegeben, dass seine Freunde geflohen seien, hieß es. Der Fahrer wurde offenbar nicht verletzt, wurde aber vorsorglich ins Krankenhaus gebracht, wie die Polizei mitteilte. Die Polizei schätzt den Schaden auf 120.000 Euro. Sie bittet Zeugen, die Hinweise zum Unfall oder zum Fahrverhalten des 19-Jährigen geben können, sich unter der Telefonnummer (0511) 109 -1888 zu melden.

Ein Betonpoller liegt auf dem Bahnsteig.

Ein 19-Jähriger war offenbar angetrunken gegen einen Betonpoller gefahren, der dann auf die Zugstrecke geschleudert worden war.

Gleise von oben fotografiert.

Die Deutsche Bahn informiert online darüber, wo es aktuell Störungen gibt.

Im Hauptbahnhof Hannover sind zahlreiche Menschen zu sehen, im Hintergrund Anzeigetafeln.

Die Bahn will Treppen und Fahrstühle im Tunnel neben dem Bahnhof bauen. Pendler sollen so schneller ans Ziel kommen.

Ein ICE fährt auf der Bahntrasse zwischen Hannover und Hamburg.

Die Bahn will einen Neubau auf der Strecke, dagegen gibt es Kritik. Am Dienstag fand eine Bürgerinformation in Soltau statt.