Bitterfeld-Wolfen/Hohenstein-Ernstthal – Es ist ein schwerer Schlag für die deutsche Solar-Industrie: Die Rettung des insolventen Solarmodul-Herstellers Meyer Burger ist gescheitert. Für die Werke in Deutschland gibt es keine Zukunft mehr.
Den rund 600 Beschäftigten in Sachsen-Anhalt und Sachsen wurde jetzt wegen der Insolvenz gekündigt. Die Schweizer Konzernzentrale teilt mit, dass es „keine realistischen Chancen mehr für eine Rettung der Unternehmensgruppe einschließlich der Muttergesellschaft“ gebe. Gespräche mit möglichen Investoren verliefen erfolglos.
Die Standorte, darunter auch die deutschen Tochterfirmen des Solarherstellers, befinden sich bereits seit Monaten im Insolvenzverfahren.
Um diese Werke in Deutschland geht es
Besonders betroffen sind die beiden deutschen Werke: In Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) arbeiteten zuletzt rund 300 Menschen, in Hohenstein-Ernstthal (Sachsen) rund 200. Beide Standorte wurden komplett geschlossen, die Produktion gestoppt, die Mitarbeiter freigestellt oder gekündigt. Nur ein kleines Abwicklungsteam ist noch im Einsatz, um die Schließung zu organisieren.
Die Solar-Industrie steht unter Druck: Immer weniger Hersteller produzieren in Deutschland
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Schon im Frühjahr hatte es die Produktion in den USA getroffen. Alle noch verbliebenen 282 Mitarbeiter am Standort Goodyear im Bundesstaat Arizona waren entlassen worden.
So rutschte das Unternehmen in die Insolvenz
Hintergrund der Pleite sind laut Unternehmen vor allem zwei Faktoren: Billigimporte aus China und „erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich der zukünftigen Förderung erneuerbarer Energien, sowohl in den USA als auch in Europa“. So war ein Großauftrag aus den USA bereits im November 2023 geplatzt. Das habe die finanzielle Schieflage verschlimmert.
Auch in der Schweiz sind 45 Beschäftigte betroffen. Dort läuft derzeit ein Verfahren zur Nachlassstundung. Die Konzernmutter versucht, einzelne Teile der Gruppe noch zu verkaufen – unter anderem in den USA, wo Anlagen für rund 29 Millionen Dollar veräußert werden sollen.
Solar-Industrie unter Druck
Die Solarbranche in Deutschland steht aktuell massiv unter Druck. Seit etwa einem Jahr fegt eine Insolvenzwelle durch die Branche: Im dritten Quartal 2024 war die Zahl der Insolvenzen in der Solarbranche so hoch wie seit 2010 nicht mehr.
Die IG Metall fordert nun politische Konsequenzen: „Schlüssel-Branchen müssen zukunftsfähig gefördert werden“, so die Gewerkschaft. Faire Wettbewerbsbedingungen und verbindliche Standort-Zusagen seien für Solarenergie unerlässlich. Andere Hersteller haben ihre Produktion in der Vergangenheit ins Ausland, meist nach Asien, verlegt und unterhalten in Deutschland nur noch Forschung und Entwicklungseinrichtungen.