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Duisburg – Die Überraschung auf den Fluren des Ruhrkonzerns war groß: Kurz vor Beginn der Aufsichtsratssitzung am Mittwochnachmittag präsentierte Vorstandschef Miguel Lopez einen neuen Bieter für die Stahlsparte. Der indische Familienkonzern Jindal Steel will Europas größte Hütte übernehmen. „Wir haben das positiv aufgenommen“, berichteten Aufseher BILD im Anschluss der Sitzung.
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Naveen Jindal (55) hat schon lange ein Auge auf das Stahlwerk in Duisburg geworfen. „Mehrfach hat er die Hütte besucht“, berichtet ein Manager. Zuletzt sei er vor wenigen Tagen an der Ruhr gewesen, um sein Angebot vorzulegen. Der Zeitpunkt ist günstig, da der tschechische Investor Daniel Kretinsky (50) erkennbar kein Interesse mehr hat.
In einem ersten Schritt könnte Jindal 60 Prozent der Anteil übernehmen und nach ein, zwei Jahren die verbliebenen Anteile, wie BILD aus mit den Verhandlungen vertrauten Kreisen erfahren hat. Auch das von Kretinsky kontrollierte Aktienpaket von 20 Prozent der Stahlsparte stellt kein Problem dar, da Thyssenkrupp eine Rückkaufoption ziehen kann.
Konzernchef Miguel Lopez (60) sucht schon lange nach einem Käufer für die Stahlsparte
Foto: AFP via Getty Images
Bis dahin müssen beide Seiten noch ihren Hausarbeiten machen: Im Laufe dieses Jahres will Jindal die Bücher von Thyssenkrupp Steel prüfen und dann sein Angebot vorlegen. „Läuft alles glatt, dann könnte die Offerte im Januar fertig sein“, erfuhr BILD aus Konzernkreisen.
Geld werde Thyssenkrupp für den Verkauf der Sparte mit 27.000 Mitarbeitern nicht erhalten. „Im Gegenteil: der Konzern wird Kapital beim Verkauf zuschießen müssen“, sagt ein hochrangiger Manager.
Der Grund dafür ist die marode Aufstellung der Stahlsparte. Die Erneuerung des Maschinenparks wird wie die Umstellung der Hütte auf die Produktion von klimaneutralem Stahl Milliarden kosten. Hinzu kommen milliardenschwere Pensionsverpflichtungen für die Mitarbeiter, die auf der Sparte lasten. Aus eigener Kraft kann der Industriekonzern die Ausgaben nicht stemmen, daher will er sich von dem Stammgeschäft trennen.
Für Naveen Jindal macht der Zukauf dennoch Sinn: Derzeit baut er ein Werk für Vorprodukte für die Herstellung von grünem Stahl, mit denen die Hütten von Thyssenkrupp Steel versorgt werden könnten.
Bei einem Deal bekäme er zudem Zugriff auf die Kunden in Deutschland. Zu den Abnehmern der Hütte in Duisburg gehören die Autobauer VW, BMW und Mercedes. „Thyssenkrupp Steel ist daher ein interessantes Übernahmeziel“, berichten Manager aus der Branche.
Für die Inder bleibt es ein großer Brocken. Das Unternehmen von Naveen Jindal kam im vergangenen Jahr laut dem Weltstahlverband auf eine Produktion von 8,1 Millionen Tonnen und lag damit auf Rang 51 in der Welt. Thyssenkrupp belegte mit 10,3 Millionen Tonnen Platz 42.
Bei der Belegschaft kommt das Interesse gut an: „Die Arbeitnehmerseite ist bereit, sich konstruktiv an dem Prozess zu beteiligen“, erklärte Jürgen Kerner (56) von der IG Metall. Vertretern der Gewerkschaft gegenüber hatte Naveen Jindal erklärt: Er wolle das 200-jährige industrielle Erbe von Thyssenkrupp bewahren und fortführen – „damit Duisburg auch in Zukunft das Herz der europäischen Stahlindustrie bleibt“.