Dresden – Fliegt die Wagenknecht-Truppe jetzt auseinander? Sabine Zimmermann (63), enge Vertraute von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht (56) und aktuell BSW-Fraktionschefin im Sächsischen Landtag, hat völlig überraschend ihren Rückzug aus der Politik erklärt – und das gleich doppelt. Zum Jahresende legt sie nicht nur den Vorsitz nieder, sondern gibt auch ihr Mandat zurück.

Noch bis vergangenen Samstag war Zimmermann auch Landeschefin in Sachsen. Die Entscheidung, jetzt auch alle verbliebenen Ämter niederzulegen, sei ihr nicht leicht gefallen, sagte sie auf einer Pressekonferenz. „Anfang des Jahres habe ich eine schwere Krankheit durchgemacht“, offenbarte die 63-Jährige. „Das hat viel Kraft gekostet. Deshalb ziehe ich mich zurück.“

Ein Dank an Wagenknecht und Lafontaine, ein kurzer Blick ins Publikum – dann trat die einstige Schlüsselfigur in der Wagenknecht-Truppe ab. Nachfragen? Nicht zugelassen.

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Pikant: Eigentlich sollte die Pressekonferenz eine große Jubiläums-Veranstaltung werden. Motto: „Ein Jahr BSW-Fraktion und ihre Zukunft“. Auf dem Podium angekündigt war neben Zimmermann auch ihr Stellvertreter Ronny Kupke (48). Doch schon zu Beginn die erste Überraschung: Gekommen war nur Zimmermann. Kupke? Hatte angeblich „Termine“.

Auch Wagenknecht völlig überrascht

Doch BILD weiß: In Wahrheit saß der 48-Jährige aber seelenruhig in der Landtagskantine beim Mittagessen. Zimmermann musste allein vors Mikrofon. Nach ihrer Erklärung unterband ihre Sprecherin jegliche Nachfrage, dann rauschten beide aus dem Saal. Zurück blieben verdutzte Journalisten und viele Fragezeichen.

Sachsens BSW-Fraktionschefin Sabine Zimmermann (63) verkündete am Mittwoch ihren Rückzug von Amt und Mandat. Sie verließ eine Pressekonferenz, ohne allerdings Fragen zuzulassen

Sachsens BSW-Fraktionschefin Sabine Zimmermann (63) verkündete am Mittwoch ihren Rückzug von Amt und Mandat. Sie verließ eine Pressekonferenz, ohne allerdings Fragen zuzulassen

Foto: Christian Mang/REUTERS

Doch nicht nur die Öffentlichkeit, auch die Berliner Parteiführung wurde von den Dresdner Ereignissen kalt erwischt. Eine Wagenknecht-Sprecherin auf BILD-Nachfrage: „Wir müssen uns erst einmal informieren, was da eigentlich los ist.“ Mit anderen Worten: Berlin hatte keinen blassen Schimmer.

Tatsächlich werfen Ablauf und Zeitpunkt von Zimmermanns Abgang Fragen auf. Seit Monaten rumort es dem Vernehmen nach im sächsischen BSW. Beim Parteitag am Wochenende eskalierte es dann erstmals offen: Marcel Machill (57), Zimmermanns bisheriger Chef-Stratege und enger Vertrauter, verließ vorzeitig den Saal – und später die Partei. Offizieller Grund ist ein israelfeindlicher Beschluss.

Sachsens neuer BSW-Co-Landeschef Ronny Kupke blieb der Pressekonferenz trotz Ankündigung fern

Sachsens neuer BSW-Co-Landeschef Ronny Kupke blieb der Pressekonferenz trotz Ankündigung fern

Foto: Paul Glaser/dpa

Trotz aller Turbulenzen galt Zimmermann bisher als unangefochtene Chefin. Ihr Vize Kupke, seit Samstag Co-Landeschef, hielt auch während ihrer Erkrankung zu Jahresbeginn den Laden zusammen.

Fraktion äußert sich zum Grund des Zimmermann-Rücktritts

Zweieinhalb Stunden nach der chaotischen Pressekonferenz schob die Fraktion dann doch eine Erklärung nach. Zimmermanns Rückzug sei ausschließlich aufgrund der gesundheitlichen Probleme erfolgt. „Spekulationen zu vermeintlichen Streitigkeiten innerhalb der Fraktion weisen wir ausdrücklich zurück“, hieß es wörtlich. Das BSW in Sachsen steht vor unruhigen Zeiten.